„Wie soll man den Deal mit dem DFB den Werkern erklären, wenn gleichzeitig Tausende von Jobs entfallen?“

Fiat ist ein Pionier im Sportsponsoring. Bereits seit 1923 ist der italienische Traditionsclub Juventus Turin im Besitz der Fiat-Familie, den Agnellis. Die unzähligen Juve-Erfolge waren und sind wichtige Motivation für die Arbeiter am Band.

Ähnlich verfährt VW mit dem VfL Wolfsburg. Doch das war Volkswagen nicht genug. Kein anderer Konzern pumpt so viel Geld in das Sport-Sponsoring wie VW. Zwölf Fußball-Bundesligisten unterstützt der Konzern, er ist Sponsor des DFB-Pokals, über Audi beim FC Bayern beteiligt. Spitzensport weckt Emotionen, er elektrisiert die Massen.

In Zeiten des Abgas-Skandals hat VW die nächste Image-Politur entdeckt: den DFB. Der größte nationale Sportfachverband der Welt schwimmt auf einer Welle des Erfolgs. Das Flaggschiff, die Nationalmannschaft, ist Weltmeister, nun Confed-Cup-Sieger geworden – mit der B-Elf. Dass Müller, Boateng, Kroos & Co. demnächst bei Terminen aus dem VW-Phaeton steigen sollen, hat seinen Reiz. Zugegeben. Der Zuschlag ist greifbar nahe.

Und doch passen die 25 Millionen Euro pro Jahr, die VW an den DFB überweisen will, bei näherer Betrachtung nicht ins Bild. Konzern-Chef Müller kündigte Ende 2015 eine neue Genügsamkeit an. Ein Sparkurs folgte, der in den sogenannten Zukunftspakt mündete. Wie soll man den Deal mit dem DFB den Werkern erklären, wenn gleichzeitig Tausende von Jobs entfallen? Wie soll man den Coup rechtfertigen, wenn gleichzeitig der Herzensclub der VW-Mitarbeiter, der VfL Wolfsburg, ab der kommenden Saison 70 statt 90 Millionen Euro pro Saison erhalten soll? Beim Eishockey-Vizemeister, den Grizzlys Wolfsburg, wollte VW sogar komplett aussteigen. Auch beim Reitturnier, den Löwen Classics, gibt es weniger Geld. Seine Wurzeln hat VW in unserer Region. Wachstum über alles darf nicht mehr das Motto des so oft krisengeschüttelten Konzerns sein.