Wolfsburg. Im Interview fordert der Vorstandschef einen fairen Umgang mit dem Unternehmen nach dem Abgas-Betrug.

Der Volkswagen-Konzern muss mehr denn je zu einem weltweit aktiven Unternehmen werden. Das bekräftigte Konzernchef Matthias Müller im Interview mit unserer Zeitung. Zwar sei es gut und richtig, dass sich der Konzern China als zentralen Markt erschlossen habe. „Ich frage mich aber schon, warum uns das nicht in anderen Regionen in gleicher Weise gelingt“, sagte er.

Einen Schritt in diese Richtung ist VW gestern bereits gegangen. Der Konzern prüft nach eigenen Angaben eine Zusammenarbeit mit dem indischen Autobauer Tata. So wollen die Wolfsburger Zugang zu einem wichtigen Wachstumsmarkt bekommen. Bislang spielt VW in Indien eine untergeordnete Rolle. Nach Angaben des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer wird Indien bis 2025 zum weltweit drittgrößten Automarkt aufsteigen – hinter China und den USA.

Müller forderte einen fairen Umgang mit dem Unternehmen nach dem Abgas-Betrug. Die Kritik an Volkswagen sei zwar berechtigt und nachvollziehbar. „Schmähungen oder Versuche, unser Unternehmen in seiner Existenz zu gefährden, müssen wir aber nicht hinnehmen. Und wir werden sie auch nicht hinnehmen“, sagte er.

Nach Angaben Müllers werden VW-Halter, deren Autos von den Abgas-Manipulationen betroffen sind, in Deutschland und Europa – anders als in den USA – keine Entschädigung erhalten. Er begründet dies damit, dass es in Europa das Recht auf Nachbesserung gebe, in den USA aber nicht. „Unsere Kunden nehmen diese Rückrufe in großer Zahl an und reagieren sehr positiv darauf“, sagte er.

Der Konzernchef verteidigte das neue Vergütungssystem für die Vorstände – deren Einkommen künftig gedeckelt sind. Müller: „Wir sind überzeugt, dass mit dem neuen Vergütungssystem bei Volkswagen eine gute Lösung gefunden wurde, die auch unserer Verantwortung in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte gerecht wird.“

Er betonte, dass an der E-Mobilität kein Weg vorbei führt. „Für uns als Unternehmen ist die E-Mobilität sehr wichtig, um die immer anspruchsvolleren politischen CO2-Vorgaben erfüllen zu können.“ Wegen dieser Auflagen werde die Abgas-Reinigung technisch aufwendiger und teurer. „Irgendwann gibt es einen Punkt, an dem sich das Kundenverhalten ändern wird – wenn ein Elektroauto so viel kostet wie ein Diesel.“

Gleichwohl würden Verbrennungsmotoren noch mindestens 20 Jahre lang produziert. Müller: „Wir werden sie weiter verbessern und immer effizienter machen.“