Braunschweig. Emma Naughton hat ihren Job gekündigt, um als Musikerin durchzustarten. Im Februar erschien ihre Debüt-EP. So sieht nun ihr Alltag aus.

Papierkram, Social-Media-Management und Musikunterricht für Kinder und Jugendliche – das ist der neue Alltag von Emma Naughton, seit sie vor einem dreiviertel Jahr ihren Job an den Nagel gehängt hat. Diesen Schritt wagte die 23-jährige Braunschweigerin, um ihrem großen Ziel einen Schritt näherzukommen: einer Karriere als Musikerin. Ihre erste EP „Co.existing“ veröffentlichte sie Anfang Februar.

Die EP umfasst fünf emotionale Tracks aus den Genres Indie-Pop und Indie-Folk, geprägt von den Klängen von Naughtons Akustikgitarre. Ihre Songs haben etwas Hoffnungsvolles an sich, etwas wohlig, Warmes. Gleichzeitig schwingt eine gewisse Melancholie mit. „Ich hatte neulich eine Unterhaltung, bei der mein Gesprächspartner und ich auf eine für mich ganz treffende Beschreibung meiner Musik gekommen sind: Sie ist wie ein Sonnenuntergang“, sagt die Sängerin und Liederschreiberin.

Musikalische Vorbilder seien für sie insbesondere amerikanische und britische Singer-Songwriter und Bands wie Ed Sheeran, The Chicks, Mumford & Sons oder auch Lizzy McAlpine. Ähnlich wie bei Naughtons Musik spielen beispielsweise Gitarrenklänge in vielen ihrer Songs ebenfalls eine tragende Rolle.

Kreative Zusammenarbeit: Wie Naughtons Songs entstehen

Entstanden sind die Aufnahmen für Naughtons EP in enger Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten Benjamin Lange, den Naughton bei ihrer Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau kennengelernt hatte. Naughton schrieb die Songs, dann feilten die beiden in ihren Heimstudios gemeinsam an Demos, bevor sie das finale Produkt in einem professionellen Tonstudio aufzeichneten.

Obwohl sie die Freiheiten mag, die sie als Indie-Musikerin hat, hofft Naughton doch, irgendwann ein Label zu finden, das sie unter Vertrag nimmt und ihr bestimmte Arbeiten abnimmt. Aktuell kümmert sie sich nämlich noch um viele Nebenaspekte ihrer Karriere wie Buchhaltung und Marketing selbst. Unterschätzt habe sie bei dem Schritt in die Selbstständigkeit insbesondere, wie viel Arbeit ein gutes Social-Media-Marketing sei. „Ich dachte, das wäre ein Selbstläufer.“

Und auch die weitere Arbeit an ihrer neuen EP habe sie viel Zeit gekostet, sagt Naughton. „Ich habe zum Beispiel ein Release-Konzert organisiert, das war ziemlich viel Arbeit. Aber es war glücklicherweise recht gut besucht.“ Rund 150 Menschen seien am 2. Februar ihrer Einladung ins Jugendzentrum B58 gefolgt.

Zweite und dritte Standbeine geben Naughton Sicherheit

Außer an ihrer Musikerinnenkarriere arbeitet Naughton auch für ein Format des Staatstheaters Braunschweig. Entwickelt hatte sich das in der Zeit vor ihrer Ausbildung, als sie ein freiwilliges soziales Jahr beim Nabu machte. Über ihre Mutter kam sie damals zu der neuen Konzertreihe „Direktmusik“, die inzwischen regelmäßig im Kleinen Haus stattfindet. Mit Jörg Wockenfuß teilt sich Naughton mittlerweile die musikalische Leitung des Formats.

Auch als Musiklehrerin an der Musikschule, an der sie selbst früher Unterricht genommen hat, arbeitet sie seit einiger Zeit freiberuflich und unterrichtet Gitarre und Popmusik. Irgendwann möchte sich die Braunschweigerin noch mehr auf ihre eigene Musik konzentrieren und weniger auf andere Dinge. Für den Moment geben ihr „Direktmusik“, die Unterrichtsstunden und die Tatsache, dass sie eine abgeschlossene Ausbildung hat, allerdings Sicherheit. Und sie verschaffen ihr Zeit, sich in der Branche zu etablieren – schließlich ist der finanzielle Druck so weniger stark.

Familiärer Rückhalt half der Braunschweiger Newcomerin, Zweifeln zu trotzen

Emma Naughtons tiefe Verwurzelung in der Musik hat dabei allerdings nicht erst in ihrem Erwachsenenleben begonnen, sondern schon in frühester Kindheit. Als sie vier war, meldeten Naughtons Eltern die kleine Emma für den Domchor an. Später dann auch zum Gitarrenunterricht. Als sie auf der weiterführenden Schule ihre ersten Lieder schrieb, waren die Eltern stolze Zuhörer.

„Gerade meine Mutter hat mich auch sehr bestärkt, es als Profi-Musikerin zu versuchen, nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte“ – ein Weg, den die 23-Jährige selbst lange für zu riskant hielt. Grund dafür sei auch die Skepsis anderer gewesen, denn die Gesellschaft sehe oft nur zwei Typen von Musikern: Stars oder gescheiterte Existenzen. „Ein normales Leben dazwischen scheint manchen unvorstellbar“, meint sie.

Doch für die junge Braunschweigerin scheint der Plan, als Berufsmusikerin ein „normales Leben“ führen zu können, aufzugehen: „Letztes Jahr hatte ich innerhalb von sechs Monaten zwischen 30 und 40 Auftritte. Dieses Jahr werden es hoffentlich mehr.“ Um das zu erreichen, plant die Newcomerin für dieses Jahr auch eine erste kleine Tour. Außerdem sind Sonderausgaben von einigen Songs ihrer EP in Arbeit. Für mehr ganz neuen musikalischen Nachschub will Naughton aber auch sorgen. Dazu will sie mit Freunden in einen Songwriting-Urlaub fahren und da vertieft an ihren nächsten Veröffentlichungen tüfteln.

Sie träumt auch von Gastspielen in irischen Pubs – eine Herzensangelegenheit, nicht zuletzt, weil ihr Vater aus Irland kommt und sie ihre Musik auch für ihn spielt: „Mein Papa war früher so begeistert, als ich ihm meine ersten eigenen Lieder vorgespielt habe. Und irgendwie hat er schon immer in mir gesehen, dass ich das Zeug zur Musikerin habe“, erinnert Naughton sich. Diese Zuversicht in sie treibe sie an.

Live zu hören ist Naughton wieder bei den nächsten Ausgaben von Direktmusik, zum Beispiel am Dienstag, 23. April, 19.30 Uhr, im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig. In Wolfenbüttel steht sie am 7. Juni beim Summertime Festival auf der Bühne und in Wolfsburg spielt sie am 15. Juni beim regionalen Musikfest. Darüber hinaus seien derzeit noch einige Auftritte in Planung, aber nicht final bestätigt, so die Künstlerin. Ihre Konzerte kündigt sie auf ihrem Instagramprofil @enmusic_offcl an.

Mehr wichtige Kulturnachrichten:

Täglich wissen, was in der Region Braunschweig-Wolfsburg passiert: