Berlin. Fake News werden oft unbedacht weiterverbreitet und beeinflussen Debatten im Netz. Wer die richtigen Fragen stellt, erkennt sie zügig.

Grünen-Politiker, die Vergewaltiger in Schutz nehmen, eine Ministerin, die eine Integrationssteuer einfordert, Muslime, die einen Weihnachtsbaum in einem deutschen Einkaufszentrum stürmen: Im Netz kursieren unzählige Fake News, die Ängste und Hass schüren, und das Phänomen dürfte sich zur Bundestagswahl noch ausweiten.

Mit den richtigen Werkzeugen und einem kritischen Blick auf Texte lassen sich viele Fakes allerdings zügig als das enttarnen, was sie sind: Hetze, Propaganda und gefährliche Desinformation.

Laut der Initiative „Mimikama“ sollten beim Leser bereits die Alarmglocken schrillen, wenn er intuitiv ein „gewisses Gefühl“ hat, dass etwas mit der Nachricht nicht stimmt. Um gefälschte Nachrichten zu erkennen, hilft es, sich einige Fragen zu stellen.

Woher stammt die News?

Seriöse Seiten verschleiern ihre Herkunft nicht. Daher sollte die Website, auf der die Nachricht zu lesen ist, immer ein Impressum oder Kontaktmöglichkeit aufweisen. Denn wer nicht für die Inhalte auf seiner Website haften will, dürfte dafür einen Grund haben. Allein weil eine Internetseite professionell aussieht, heißt das nicht, dass auch die Inhalte seriös recherchiert sind.

Wenn andere Quellen in dem Artikel verlinkt sind, sollte der Leser prüfen, ob diese vertrauenswürdig sind und ob sie den Tenor der Geschichte tatsächlich untermauern. Ein Zeichen für die Vertrauenswürdigkeit einer Nachricht ist es beispielsweise, wenn mehrere große Nachrichtenportale sie aufgreifen. Denn zumindest seriös arbeitende Redaktionen arbeiten nach dem sogenannten Zwei-Quellen-Prinzip: Die Fakten müssen aus zwei voneinander unabhängigen Quellen stammen. Der Pressekodex schreibt Journalisten zudem die eine Sorgfaltspflicht vor.

Was steht genau im Artikel?

Sehr polemische und zugespitzte Zitate können ein Hinweis auf Fake News sein. Ein erster Plausibilitäts-Check kann helfen: Erscheint die Behauptung der Person, Behörde oder Institution tatsächlich plausibel oder ist die Darstellung überspitzt? Und noch grundsätzlicher: Existiert die Person oder Institution überhaupt oder entspringt sie der Fantasie des Autors. Vorsicht geboten ist vor allem bei kontrovers diskutierten Themen wie der Flüchtlingspolitik oder dem Umgang mit dem Islam.

Ein Indiz für gefälschte Nachrichten sind sehr einfache Botschaften, die Ängste und Hass schüren. Bei schlecht gemachten Fake News führen indes auch Rechtschreibfehler in Überschriften und im Fließtext vor Augen, dass es sich eben nicht um seriöse Nachrichten handelt.

Was sagt die Suchmaschine?

Eine Text- und Bildersuche bei Google kann eine Fälschung auffliegen lassen. Misstrauisch stimmen sollte es, wenn die Nachricht lediglich auf Blogs und privaten Websites auftaucht, denn diese kopieren Texte häufig 1:1 und ungeprüft von anderen Internetseiten. Wenn nur dubiose Seiten Aussagen von Politikern zitieren, ist das zumindest mal ein Warnsignal.

Auch eine kurze Bild-Recherche kann Aufschluss bringen. Gefälschte Meldungen verkaufen dem Leser oft Fotos als aktuell, die tatsächlich schon älter sind und zuvor in anderen Kontexten auftauchten. Mithilfe Bildersuchfunktion von Google oder der Tineye kann der Nutzer das mit wenigen Klicks überprüfen.

Was sagen die Fake-News-Jäger?

Die Initiative „Mimikama“ hat eine Meldestelle für Fake News eingerichtet. Die Fake-News-Jäger prüfen die Informationen und berichten gegebenenfalls darüber. Außerdem hat „Mimikama“ eine eigene Suchmaschine für gefälschte Nachrichten gebaut. Unter www.hoaxsearch.com können Nutzer die Website der Initiative nach fingierten Meldungen durchsuchen.

Auch Journalisten sammeln Fake News. Beispielsweise die Seite www.uebermedien.de berichtet über gefälschte Nachrichten, die derzeit kursieren und besonders häufig von Nutzern in den sozialen Medien geteilt werden.

Um gegen Propaganda im Netz vorzugehen, haben sich große Redaktionen und Internet-Unternehmen zur „First Draft Coalition“ zusammengeschlossen. Mit vereinter Recherche wollen sie Informationen verifizieren – und gefälschte Meldungen, Bilder und Videos enttarnen. Die Experten rufen vor allem zu einem auf: Wer sich nicht sicher ist, dass eine Meldung korrekt ist, sollte sie nicht weiterverbreiten.