Berlin. Kann die Einnahme von Antibiotika bei Kleinkindern zu einem verminderten Impfschutz führen? Eine Studie liefert neue Ergebnisse.

Bei Kleinkindern kann die Einnahme von Antibiotika zu einem verminderten Impfschutz führen. Das legt eine US-amerikanische Studie nahe, die jetzt im Fachjournal „Pediatrics“ veröffentlicht wurde. Für ihre Untersuchung werteten die Forschenden Daten von 560 Kindern in einem Alter zwischen sechs und 24 Monaten aus.

Die Wissenschaftler entnahmen Blutproben und teilten die Teilnehmenden in zwei Gruppen ein. In der ersten waren 342 Kinder; sie alle hatten im Vorfeld ein Antibiotikum verordnet bekommen. In der zweiten Gruppe mit 218 Kindern wurde niemand mit dem Medikament behandelt. Dann wurden die Antikörperlevel in den entnommenen Blutproben für die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Keuchhusten, Influenza und Pneumokokken analysiert.

Die Forschenden konstatierten, dass die Kinder der ersten Gruppe im Schnitt eine geringere Menge an Antikörpern aufwiesen als die der zweiten. Besonders häufig lag das Antikörperlevel unter dem Schutzniveau, wenn die Jungs und Mädchen im Alter zwischen neun und zwölf Lebensmonaten eine Antibiotikatherapie erhalten hatten.

Impfung: Antibiotika können wichtige Bakterien zerstören

Dass das bakterientötende Präparat den Impfschutz negativ beeinflussen kann, ist bekannt. Die Studie aus den USA wies diesen Effekt aber nun erstmals bei Kleinkindern nach. Die Ergebnisse zeigten erneut, wie wichtig es sei, dass Antibiotika „nicht leichtfertig verabreicht werden“, sagt Cornelia Gottschick vom Institut für Medizinische Epidemiologie an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale). Eine zweite Impfung könnte den Antikörperspiegel der jungen Betroffenen aber wieder steigern. „Es ist denkbar, dass ein verminderter Immunschutz durch eine weitere Impfung ausgeglichen werden kann“, so Gottschick.

Zudem vermuten Fachleute, dass Antibiotika auch das Darmmikrobiom verändern und Bakterien abtöten können, die sonst das Immunsystem stärken. Darmmikroben übernehmen im Körper wichtige Funktionen, da sie Nährstoffe verarbeiten und vor Krankheitserregern schützen. Lesen Sie auch:Dieser Corona-Impfstoff schützt am besten im Haushalt

„Antibiotika, die in der frühen Kindheit oft gegen eine Mittelohrentzündung verschrieben werden, greifen nicht nur die gefährlichen Bakterien im Ohr an, sondern auch die nützlichen Bakterien des Darmmikrobioms“, erklärt Gottschick die Auswirkung. „Die Balance der Bakterien mit unserem Immunsystem wird dadurch gestört.“ Mit der Folge, dass die Immunantwort auf die Impfung schwächer ausfalle.

Dieser Artikel ist zuerst auf abendblatt.de erschienen