Berlin. Apple hat unter anderem vier Modelle des iPhone 12 vorgestellt. Nicht alle vermuteten Neuerungen wurden bestätigt. Lohnt sich der Kauf?

  • Hersteller Apple kündigt vier Modelle des iPhone 12 an
  • Zwei Modelle sollen am 23. Oktober in den Handel kommen, die beiden übrigen erst am 13. November
  • Neu sind ein kleineres 5,4-Zoll-Modell und ein übergreifend kantigeres Design, das an das iPhone 5 erinnert
  • Alle Modelle sind 5G-fähig, die Pro-Versionen verfügen über bessere Kameras und Bildschirme
  • Die Preise starten ab rund 779 Euro für das günstigste iPhone 12 Mini und 1120 Euro für das günstigste Pro-Modell

US-Hersteller Apple hat am Dienstagabend deutscher Zeit vier neue iPhone-Modelle vorgestellt. Neben dem iPhone 12 in den beiden Größen 5,4 Zoll und 6,1 Zoll wird es zwei Ausführungen des iPhone 12 Pro geben: in 6,1 sowie 6,7 Zoll. Die Geräte sollen in zwei Wellen in den Handel kommen: ab dem 23. Oktober sowie am 13. November.

Die zentralen Vermutungen rund um die neuen Geräte haben sich im Rahmen der etwa einstündigen Produktvorstellung, die online als Videostream ausgestrahlt wurde, weitgehend bestätigt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die neuen iPhone-12-Modelle.

iPhone 12: Welche verschiedenen Modelle hat Apple angekündigt?

Wie zuvor erwartet wird es vier iPhone-12-Modelle geben: Zwei Basis- und zwei Pro-Modelle.

Die Basismodelle des iPhone 12 erscheinen in den Größen 5,4 Zoll und 6,1 Zoll. Die kleinere Version, das iPhone 12 Mini, ist dabei das bisher kleinste Oberklasse-iPhone. Noch kleiner als das iPhone SE mit 4,7 Zoll, das im April erschienen war.

Die Pro-Modelle des iPhone 12 kommen in den Größen 6,1 Zoll und 6,7 Zoll. Das größere Modell nennt Apple iPhone 12 Pro Max. Es ist zugleich das bisher größte iPhone-Flaggschiff. Die Pro-Modelle sind erneut besser ausgestattet, aber auch teurer.

Für die zwölfte iPhone-Generation bietet Apple einige neue Farben an: Das 12 und 12 Mini gibt es in Schwarz, Weiß, Blau, Mint und Rot. Die Pro-Modelle sind erhältlich in Blau, Silber, Gold und Graphit.

Das neue iPhone 12 kommt in neuen Farben und in einem kantigen Design. Die hier gezeigten Standardmodelle haben zwei Rück-Kameras, die Pro-Modelle drei.
Das neue iPhone 12 kommt in neuen Farben und in einem kantigen Design. Die hier gezeigten Standardmodelle haben zwei Rück-Kameras, die Pro-Modelle drei. © dpa | Uncredited

Preis: Was werden die iPhone-12-Modelle kosten?

Die Preise der iPhone-12-Modelle sind wie gewohnt abgestuft, je nach Gehäusegröße, Ausstattung und Speichergröße. Die Einsteigermodelle müssen erneut mit nur 64 Gigabyte (GB) internen Speicher Vorlieb nehmen. Die teuerste Ausführung erhält 512 GB Flash-Speicher.

Die iPhone-12-Preise im Überblick:

  • iPhone 12 Mini (5,4 Zoll): ab 778,85 Euro (64 GB)
  • iPhone 12 (6,1 Zoll): ab 876,30 Euro (64 GB)
  • iPhone 12 Pro (6,1 Zoll): ab 1.120 Euro (128 GB)
  • iPhone 12 Pro Max (6,7 Zoll): ab 1.217,50 Euro (128 GB)

iPhone 12: Was ändert sich beim Aussehen und Design der Geräte?

Im Vergleich zur 11er-Generation hat Hersteller Apple bei den iPhone-12-Modellen eine Reihe an optischen und technischen Neuerungen angekündigt:

Das Design ähnelt jetzt mehr dem des iPad Pro: Die zuvor abgerundeten Ecken und Gehäuserahmen fallen nun deutlich kantiger aus. Die Formgebung erinnert an das frühere iPhone 5 und SE. Grund für die flachen Rahmen ist, dass die Antennen für den neuen 5G-Empfang dort besser verbaut werden können.
Die beiden günstigeren Geräte erhalten einen Aluminium-Rahmen. Der Rahmen der Pro-Modelle ist aus Edelstahl.

Die Displayränder fallen schmaler aus. Die Kamera-Aussparung am oberen Bildschirmrand (Notch) nimmt etwas weniger Platz ein. Außerdem soll es viermal besser gegen Stürze geschützt sein.

iPhone-12-Reihe: Das sind die wichtigsten technischen Neuerungen

Im Vergleich zu den Vorgängern gibt es eine Reihe technischer Neuerungen, sie halten sich aber insgesamt in Grenzen:

Alle Modelle der iPhone-12-Generation erhalten diesmal ein OLED-Display. Das soll schwarze und dunkle Bereiche auf dem Bildschirm besser darstellen und für stärkere Kontraste sorgen. Beim Vorgänger setzte Apple noch auf LC-Displays, die dafür Vorteile bei Sonneneinstrahlung boten.

Beim Display bleibt Apple – anders von einigen Quellen zuvor gemutmaßt – bei einer Bildwiederholrate von maximal 60 Hertz. Android-Modelle wie Samsungs S20-Reihe oder das Oneplus 8 Pro bieten bereits mit 120 Hertz eine höhere Bildwiederholrate. Damit wirken Bildwechsel sowie das Scrollen geschmeidiger und Spiele sollen flüssiger dargestellt werden.

Trotzdem ist das „XDR Super Retina-Display“ schärfer als beim Vorgänger. Die Pixeldichte des iPhone 12 wurde erhöht von 326 auf 460 PPI, die Helligkeit auf 1200 Nits, was einer Verdopplung entspricht.

Kaiann Drance, Produktmanagerin von Apple, zeigte die Verbesserungen rund um Gehäuse und Display bei den neuen iPhone-12-Modellen.
Kaiann Drance, Produktmanagerin von Apple, zeigte die Verbesserungen rund um Gehäuse und Display bei den neuen iPhone-12-Modellen. © AFP | Apple Inc.

Alle vier Modelle werden als bislang erste iPhones ein 5G-Modem besitzen. Aktuelle Smartphones anderer Hersteller wie Samsung, Huawei oder Oneplus bieten ebenfalls schon 5G-Anbindung. Damit können Besitzer im 5G-Mobilfunknetz surfen, Videos oder Spiele streamen und Daten deutlich schneller als im weiter verbreiteten LTE-Netz hoch- und herunterladen.

Entsprechende 5G-Netze in Deutschland sind bisher aber fast nur in Großstädten verfügbar. Und auch hier wird die theoretische Maximalgeschwindigkeit nicht erreicht. Bislang waren 5G-Smartphonetarife Kunden von Telekom und Vodafone vorbehalten. Seit Anfang Oktober hat auch Anbieter O2 erste Städte erschlossen. Tarife mit 5G-Option sind noch recht teuer. Wann immer sinnvoll, nutzt das iPhone das LTE-Netz, um Akku zu sparen.

In allen neuen iPhones steckt Apples aktueller A14-Bionic-Prozessor, der auch schon im kürzlich vorgestellten iPad Air 4 werkelt. Er soll 40 Prozent schneller sein als der im iPhone 11. Der Akku lässt sich nun besser drahtlos laden. Dafür sorgen soll ein Magnet-Mechanismus namens MagSafe, über den man das iPhone mit 15 Watt Ladeleistung lädt. Das Ladegerät soll sich zudem besser am Rücken des Smartphones ausrichten.

Wie ist die Kamera des iPhone 12?

Bei der Kamera gibt es erneut eine Abstufung: Die iPhone-12-Basismodelle erhalten zwei Rückkamera. Die Auflösung der Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Kamera liegt bei 12 Megapixel. Die Pro-Modelle fotografieren mit drei Objektiven. Die zusätzliche Telekamera besitzt ebenfalls 12 Megapixel.

Die Kamera des Pro soll 87 Prozent bessere Fotos unter dunklen Lichtbedingungen schießen als der Vorgänger. Auch die Nicht-Pro-Modelle sowie die Frontkamera in allen Modellen profitieren jetzt von einem Nachtmodus. Die Videoqualität wurde ebenfalls verbessert. Nun sind HDR-Videoaufnahmen in 4K-Auflösung möglich, was die Bilddynamik verbessert.

Die Pro-Modelle erhalten erstmals im Kameramodul zusätzlich einen so genannten LiDAR-Sensor. Dieser wurde erstmals im diesjährigen iPad Pro verbaut. Hinter LiDAR (“Light Detection and Ranging“) verbirgt sich ein Sensor, der mithilfe von Laserlicht Entfernungen und Tiefe messen kann. Das Smartphone sendet Laserstrahlen aus und misst, wie schnell sie von der nächsten Wand oder einem Hindernis zurückkehren.

Der LiDAR-Sensor sorgt bei Porträtfotos dafür, dass der Hintergrund schön unscharf wird und verhilft bei Nachtfotos zu besseren Ergebnisse, da er Objekte schneller scharf stellt. Mit ihm lässt sich auch die Umgebung kartographieren. Verschiedene Apps im Bereich Augmented Reality (AR) – also erweiterter Realität – nutzen den Entfernungssensor bereits, damit der Nutzer virtuelle Gegenstände beim Blick durch die Smartphone-Kamera im Raum platzieren kann. Auch Spiele-Apps nutzen dies.

Greg Joswiak, Marketing Manager bei Apple, erklärt die Dreifach-Kamera auf der Rückseite der iPhone-12-Pro-Modelle.
Greg Joswiak, Marketing Manager bei Apple, erklärt die Dreifach-Kamera auf der Rückseite der iPhone-12-Pro-Modelle. © AFP | Apple Inc.

Was die Software betrifft: Die iPhone-12-Modelle laufen allesamt mit Apples aktuellem Betriebssystem iOS 14, das im September veröffentlicht wurde.

Wichtig zu wissen: Erstmalig legt Apple der Verpackung kein separates Netzteil mehr bei. Offiziell aus Gründen des Umweltschutzes – Apple geht davon aus, dass iPhone-12-Käufer mindestens ein weiteres Gerät des Herstellers mit passendem Netzteil besitzen. Vor allem aber dürfte die Maßnahme auf die Masse gesehen Kosten einsparen. Das gleiche gilt für die früher stets beigelegten Earpod-Kopfhörer.

Wann erscheinen die iPhone-12-Modelle?

Aufgrund der aktuellen Corona-Lage hat Apple den Verkauf entzerrt:

  • Ab dem 23. Oktober gehen zunächst die beiden 6,1 Zoll großen Modelle in den Verkauf: das iPhone 12 und 12 Pro.
  • Erst am 13. November folgen das iPhone 12 Mini und das iPhone 12 Pro Max.

Bestellt werden können die 6,1-Zoll-Modelle bereits ab dem 16. November.

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Einschätzung: Für wen lohnt sich der Kauf?

Wer Apple-Jünger ist, wird vermutlich nicht lange über einen Kauf nachdenken und bald zuschlagen. Alle anderen sollten überlegen, ob sie die Neuerungen brauchen. Die Pro-Modelle bestechen in erste Linie durch ihre starke Kamera mit LiDAR-Sensor. Wer ernsthaft Fotos und Videos produziert, könnte davon profitieren.

Der neue 5G-Empfang allein ist hierzulande kein Kaufargument. Der Netzausbau lässt noch zu wünschen übrig und entsprechende Tarife sind noch hochpreisig. Ein Umstieg auf 5G im kommenden Jahr dürfte den meisten genügen. Für Besitzer eines Vorgänger-Modells halten sich die Neuerungen in Grenzen. Wer das neue Kanten-Design nicht unbedingt haben möchte, fährt mit den 11er-Modellen kaum schlechter.

Für das kommende Jahr sollte Apple endlich auf eine 120-Hertz-Bildwiederholrate wechseln, die hätte man schon jetzt erwarten können. Aber ob man den Unterschied in der Praxis merkt, wird erst ein Praxistest zeigen können.

Für viele Interessenten allerdings könnte das kompakte „Mini“Modell mit nur 5,4 Zoll eine Überlegung wert sein. Wer nicht so viel ausgeben will, kann zum ähnlich handlichen iPhone SE 2020 greifen, das im April erschienen ist.

Apple stellt nur eine weitere Neuheit vor

Anders als zuvor vermutet, kündigte Apple abseits der neuen iPhone-Reihe lediglich ein weiteres Produkt an: den Homepod Mini. Apples Lautsprecher mit Siri-Sprachsteuerung bekommt einen kleineren Ableger. Der Smart Speaker ist ballförmig und hat einen Touch-Bildschirm an der Oberfläche.

Er soll Musik, Hörbücher oder Podcasts mit besserem Sound abspielen und sich ins Smart Home einfügen. Mehrere Exemplare lassen sich auf Wunsch kombinieren. Die Box soll dank Siri-Sprachassistent mehrere Stimmen unterscheiden können. Haushaltsangehörige können sich zudem Sprachnachrichten über den Homepad Mini schicken. Das Gerät erscheint am 16. November. Der Preis hierzulande liegt bei 96,50 Euro.

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