Berlin. Ob Bora Bora, Moorea oder Tahiti: Die beste und günstigste Art, die einzigartigen Schätze der Südsee zu erkunden, ist eine Kreuzfahrt.

Direkt vor uns taucht sie aus dem Wasser auf: die prägnante Rückenflosse, die schon Generationen von Schnorchlern in Schock­starre versetzt hat. Dann eine zweite, eine dritte, eine vierte. Nach wenigen Minuten sind wir umzingelt von Haien. Fehlt nur noch die Titelmusik aus dem Steven-Spielberg-Streifen.

Ein Weißer Hai ist zum Glück nicht unter dem Schwarm. Es sind Schwarz­spitzen-Riffhaie. Die haben hier in der Südsee ihr Zuhause. Touristen sind ihnen nicht fremd, sozusagen ihr täglich Brot. „Wenn ihr die Haie nicht reizt, dann sind sie in der Regel friedlich“, sagt der Guide, der die ­Fische fast per Handschlag begrüßt. Dass ihm keine Gliedmaßen fehlen, verleiht seinen Worten noch mehr Glaubwürdigkeit.

Eine Woche kreuzen wir mit der „Paul Gauguin“ durch die Heimat der Haie, die sogenannten Society-Inseln: Tahiti, Bora Bora, Moorea. Allesamt Synonyme für das Paradies. Vielleicht ist dieser Teil von ­Französisch-Polynesien wirklich einer der schönsten Flecken auf dem gesamten Globus. Noch nie habe ich so klares Wasser gesehen, ein Traum in Türkis, in das wir täglich eintauchen werden. Kapitäne brauchen zwischen den Atollinseln kein Echolot – sie sehen bis auf den Grund.

Die Lieder von der Ukulele klingen merkwürdig vertraut

„Hai Society“ im Wasser, „High Society“ an Land. Wer eine Woche in einem Resort auf den Gesellschaftsinseln verbringen will, ist schnell 10.000 Euro los. Ein Grund mehr für die „Paul Gauguin“. Eine Woche kostet pro Person ab 2504 Euro in der Außen­kabine. Cruise only. Maximal 330 Gäste ­haben Platz auf dem charmanten Schiff. 215 Crewmitglieder kümmern sich um uns.

Und „kümmern“ ist untertrieben. Sie haben einen Blick für jedes Detail, ob eine Stoffserviette fehlt oder die Salzmühle klemmt. Ihr Servicelächeln ist nicht angeschaltet, sondern angeboren. Bekanntlich kam im Pazifik die Freundlichkeit zur Welt. Auf den Philippinen, aber auch hier in Polynesien. Dass nahezu alle Getränke inklusive sind, entspannt das Bordleben zusätzlich.

Auf den großen Kreuzfahrtschiffen wird alles versucht, um die Bord-/Kredit­karten zum Glühen zu bringen. Die Riesenpötte lassen sich in dieser Südseeregion (noch) nicht blicken. Eine selten gewor­dene Ozeanoase. So ist die „Paul Gauguin“ bei unserem Törn auch das einzige Schiff im Hafen von Papeete auf Tahiti, wo die Reise beginnt und endet.

Den ersten Abend hängen wir Europäer in den Sesseln. Rund 26 Stunden Anreise und zwölf Stunden Zeitunterschied – da ist selbst ein Kummer gewohnter Körper wie meiner etwas ­irritiert. Aber: Die Strapazen sind es wert – hier ist das Ziel wirklich das Ziel, nicht der Weg. Und dann erklingt sie zum ersten Mal, die Ukulele. Der Sehnsuchts-Sound der Südsee, dessen Songs ich irgendwo schon mal gehört habe.

Das Wasser ist so türkis, dass eine Bildbearbeitung überflüssig wird

Aber wo? Die bordeigene Band vertont nicht nur Tahiti, sondern alle Stationen, auf denen wir bei unserer Kreuzfahrt anlanden. Wie zum Beispiel Motu Mahana. So heißt die kleine Koralleninsel, die der Reederei Paul Gauguin Cruises gehört. Schneeweiße Strände, an denen die großen Palmen wie zu einem Fotoshooting aufgereiht stehen. Das Wasser ist so türkis, dass eine Bildbearbeitung überflüssig wird. Da musste ich an der Lübecker Bucht schon mal nachhelfen, aber die ist jetzt 15.700 Kilometer entfernt. Fast ein anderer Planet hier.

Als wir den Fuß auf Motu Mahana setzen, werden wir durch die nächsten Südseeklänge empfangen. Das polynesische Ensemble ist schon da und spielt uns zum Empfang diesen Song, den ich doch kenne ... Herrje, wie heißt er?

Auf der Südsee Kreuzfahrt in schönster Umgebung dinieren.
Auf der Südsee Kreuzfahrt in schönster Umgebung dinieren. © Uwe Bahn | Uwe Bahn

Die „Paul Gauguin“-Crew hat die halbe Küche ausgebootet – in kleinen Hütten wird polynesisches Büfett aufgetragen. Aus Palmenblättern hat das Team eine schwimmende Bar gebaut, deren Cocktails im klaren Wasser mit einem Lächeln gereicht werden. Nennt mich Neptun, so göttlich ist dieser Moment. Wenn bloß nicht dieser Song wäre, der da wieder von der Ukulele erklingt. Immerhin hat mir einer der Musiker verraten, wie das Stück heißt – „Nau ­Haka“. Aha, das hilft mir so nicht weiter.

Tony Marshall ist Gott und Ehrenbürger auf Bora Bora

Am nächsten Tag klärt sich alles in Sekunden auf. Die „Paul Gauguin“ hat ihren Anker vor Bora Bora geworfen. Wir setzen mit dem Tenderboot über in den Hafen Vaitape. Dort wartet für die Insel-Safari Franck im Jeep auf uns. Als wir ihm unsere Herkunft verraten, fällt er fast auf die Knie. Und dann betet er die beiden Worte, die alles aufklären: „Tony Marshall!“

Der deutsche Schlagersänger ist Gott und Ehrenbürger auf Bora Bora. Er hat mit seinem Lied „Bora Bora“ Ende der Siebziger der Insel ein musikalisches Denkmal gesetzt. Franck erzählt, dass Tony hier ein umjubeltes Konzert gegeben hat, bei dem alle ausgeflippt sind. Weil er alle großen Hits der Südsee gesungen hat. Und als Franck den nächsten Song ansummt, ist alles klar: „Nau Haka“ heißt auf Deutsch „Schöne Maid, hast du heut für mich Zeit ...“. Und so werden in den nächsten Tage aus den So­ciety Islands die Marshall-Inseln, denn auch „Heute hau’n wir auf die Pauke!“ kommt natürlich von hier.

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    Die Safari mit Franck auf Bora Bora ist eine Expedition im Garten Eden. Nur hier können Adam und Eva ihre Kindheit verbracht haben. Dann stoppt Franck auf einem Aussichtspunkt – und vor uns liegen im Rund nebeneinander die kleinen Koralleninseln, umgeben von feinsten Sandstränden. Der Atollgürtel ist zum Kneifen schön. Wir fahren vorbei an Fünf-Sterne-Resorts, deren Zimmer und Suiten auf Pfählen ins Wasser gebaut wurden.

    Es ist der schönste Tag seit der Erfindung der Landausflüge

    „Bloody Mary“ heißt unser letzter Insel-Stopp. Es ist der Treffpunkt auf Bora Bora. Hier kehrt seit 1979 die Prominenz zum Dinieren und Feiern ein. Eine Institution. Auf der großen Holz-Gästetafel stehen illustre Namen: Leonardo DiCaprio, Pierce Brosnan, Marlon Brando, Ringo Starr, George Michael. Und selbstverständlich: Tony Marshall. Ho-ja-ho-ja-ho!

    Wir liegen über Nacht in Bora Bora – die „Paul Gauguin“ nimmt sich Zeit fürs Paradies. So wie ihr Namensgeber. Der französische Maler verbrachte auf Tahiti und der Marquesas-Insel Hiva Oa seine späten Jahre – längst nicht so farbenfroh wie seine Gemälde: Er hätte sich eine Kreuzfahrt kaum leisten können. Die bekanntesten Werke Paul Gauguins entstanden in der Südsee, auf Hiva Oa ist sein Grab.

    Am nächsten Tag ankert das Schiff vor Moorea. Es wird der schönste Tag seit der Erfindung der Landausflüge. Vor der Zauberkulisse der vulkanischen Bergkette der Insel ankert die „Paul Gauguin“, Tenderboote bringen uns zunächst an Land.

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      Dann steigen wir um in ein kleines Boot von Seafari Cruises. Stephan ist der Steuermann, Expeditionsleiter und Inhaber des Unternehmens. Vor ein paar Jahren hat er sich selbstständig gemacht, seinen alten Job geschmissen. „Postbeamter im Paradies – das konnte es nicht sein“, erzählt er uns. Nun gehören ihm vier Ausflugsboote.

      Der Fischbiss war eher eine Muräne – kein Hai

      In einem sitzen wir. Und drei weitere Crewmitglieder. Zwei davon entlässt er mit Harpunen in der Hand am Riff. Vier Stunden später holen wir sie dort wieder ab. Aufgespießt präsentieren sie uns das Mittagessen – Mahi Mahi und andere Speisefische. Delikatessen der Südsee. Die werden an Deck des Bootes gegrillt. Und dann beginnt der „Lunch des Lebens“: Stephan und sein Team haben im Türkis des flachen Wassers den Tisch gedeckt.

      Dort wird der frisch gegrillte Fisch serviert, dazu exotische Salate, Wein, Bier, Mineralwasser. Wir nehmen auf den Stühlen im Wasser Platz. Um uns herum schwimmen Stingrays, Clownfische und auch mal ein kleiner Hai. Mehr geht nicht im Meer. So ein Foto bei Facebook – und ich verliere auf einen Schlag 500 Freunde.

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        Ein paar Stunden später allerdings liege ich im Hospital bei Victor auf der Pritsche. Er ist der Bordarzt auf der „Paul Gauguin“. Ein Fisch hat mich beim Schnorcheln vor Moorea gebissen. Victor reinigt die Wunde mit Jod und tippt als Täter auf eine Muräne oder einen Barrakuda. „But no shark!“ Kein Hai? Wirklich nicht? Schade. Es wäre für diese Story natürlich viel spektakulärer. Schon wegen „Hai Society“ und so.

        Am nächsten Abend hat die „Paul Gauguin“ wieder im Hafen von Papeete festgemacht. Eine Traumwoche ist vorbei. Ein letzter Landgang durch die Hauptstadt von Tahiti. Und da klingt es schon wieder, gleich aus der ersten Bar – „Nau Haka!“. Wenn ich in anderthalb Tagen wieder zu Hause bin, werde ich mir sofort eine CD besorgen: „Tony Marshall – Greatest Hits“.

        Tipps & Informationen

        Anreise Ab Hamburg zum Beispiel mit Lufthansa und United über Frankfurt und San Francisco nach Papeete

        Kreuzfahrt Eine Woche von und bis Papeete/Tahiti ab 2504 Euro pro Person in der Außen-Doppelkabine. Vista Travel, Tel. 040/765 00 50 40, www.vistatravel.de.

        „Paul Gauguin“ 154 Meter langes Schiff für 332 Passagiere. Es gibt drei Restaurants, zwei Lounges, Internet-Café, Pool, Wassersport-Plattform, Beauty- und Fitnesscenter.

        (Die Reise erfolgte mit Unterstützung durch Vista Travel)