Berlin. Der Markt für E-Roller ist jung und unübersichtlich. Wer sich für ein emissionsloses Zweirad entscheidet, hat einigés zu beachten.

Angesichts des heißen und extrem trockenen Sommers dürfte bei vielen der Wunsch nach klimafreundlicherer Mobilität aufkommen. Der Wechsel auf ein emissionsfreies Fahrzeug fällt dabei angesichts steigender Wahlmöglichkeiten leichter denn je. Eine besonders günstige Alternative sind E-Scooter, die in mittlerweile großer Zahl in Deutschland angeboten werden.

Doch den meisten Kaufinteressenten dürfte gerade deshalb eine Entscheidung nicht leicht fallen. Auch, weil man bei klassischen Rollermarken wie Aprilia, Peugeot, Kymco oder Honda bislang noch an der falschen Adresse ist. Lediglich Piaggio will noch in diesem Jahr eine E-Vespa auf den Markt bringen, außerdem hat BMW den Maxiscooter C Evolution im Programm.

Doch das Gros der E-Scooter kommt derzeit noch aus China, meist von unbekannten Herstellern wie Niu oder Doohan. Das muss nicht schlecht sein, doch auf ein paar Dinge sollte man vor dem Kauf unbedingt achten.

Die wichtigsten Punkte in der Übersicht:

Batterie Bei Elektro-Rollern kommt den Batterien eine Schlüsselrolle zu. Lithium-Ionen-Akkus sind mittlerweile Standard. In der Regel ist man gut beraten, wenn das Wunschmodell mit einer solchen Lösung arbeitet. Großer Vorteil: Ein Me­mory-Effekt durch falsches Aufladen ist hier nicht zu befürchten.

In der Regel setzen sich die Ak­kus zudem aus kleinen Zellen zusammen, die von den großen Herstellern Samsung oder Panasonic stammen. Deren Zellen haben sich bereits mil­lionenfach bewährt und gelten als ausgereift.

Darüber hinaus sollte man beim Kauf darauf achten, dass die Batterieblöcke herausnehmbar sind, denn im Fahrzeug fest verbaute lassen sich nicht in der Wohnung laden. Laternenparker stehen dann oft vor dem Problem, eine Steckdose fürs Ladegerät zu finden. Idealerweise ist die Batterie zudem modular, das heißt, dass sie aus mehreren Blöcken besteht. So kann man zunächst einmal den Roller mit nur einem Paket kaufen.

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    Merkt man, dass die Reichweite zu gering ausfällt, ist ein Nachrüsten möglich. Die Akku-Währung heißt Kilowattstunde (kWh). Je größer die Zahl der Kilowattstunden, desto größer die Speicherkapazität und damit auch die Reichweite. Wer zwischen zwei oder mehreren Modellen schwankt, sollte schauen, wie viel die Kilowattstunde bei den Zusatzakkus kostet. Hier kann es große Preisunterschiede geben.

    Reichweite Einen pauschalen Ratschlag, wie viel Reichweite angemessen ist, kann man nicht geben. Wer seinen Roller nur in der Stadt auf kurzen Strecken einsetzt, dürfte auch mit einem Reichweitenfenster unterhalb von 100 Kilometern gut auskommen. Wer seinen Stromer hingegen auch auf Überlandtouren oder in der Stadt im Dauereinsatz bewegt, sollte sich für ein Fahrzeug mit einer Reichweite im dreistelligen Bereich entscheiden.

    Grundsätzlich gilt: Die Praxisreichweite wird wie bei E-Pkw immer unter der vom Hersteller angegebenen Reichweite liegen. Aber wie erwähnt lässt sich bei einigen Rollern die Batteriekapazität nachträglich erhöhen. Mehr als 200 Kilometer sind bereits möglich, aber noch selten. Die für Ende 2018 angekündigte E-Vespa soll es sogar mit einem Range-Extender in Form eines Benzingenerators geben.

    Preise Wer einen neuen E-Roller kauft, muss in jedem Fall eine vierstel­lige Summe investieren. Insgesamt bewegen sich die Preise auf höherem Niveau als bei konventionell angetriebenen Scootern. Die Spanne reicht von knapp über 1000 bis über 10.000 Euro. Teilweise ist bei der Bepreisung ein gewisses Maß an Willkür erkennbar.

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      Ein Beispiel ist der E-Roller Lipo, den man über den Onlinehändler Alibaba direkt in China für knapp 1000 Dollar bestellen kann. Die Handelsplattform Ecomobility bietet ihn hierzulande für rund 3300 Euro an. Über Real-Märkte wurde das Modell im Frühjahr 2018 für zunächst 2399 Euro vertrieben, mittlerweile wurde der Preis auf 2000 Euro gesenkt.

      Da sich der Markt insgesamt erst noch konsolidieren muss, haben es Käufer jedenfalls schwer, ein Preisgefühl zu entwickeln. Hier hilft nur der Vergleich im Internet und bei Händlern.

      Betriebskosten Zwar muss man beim E-Roller im Vergleich zum benzingetriebenen Pendant beim Kauf meist mehr investieren, dafür fallen in der ­Regel die Unterhaltskosten niedriger aus. Bei Wartung und Verschleiß verlangen die Stromer weniger Aufwand, was in der Regel auch geringere Kosten verursacht. Die zumeist einfacher konstruierten Motoren sind zudem weniger anfällig, außerdem gibt es weder ein Getriebe noch eine Kette. Auch die Energiekosten sind niedriger. Der Strom für 100 Kilometer mit dem E-Roller kostet oft weniger als ein Euro.

      Leistung/Geschwindigkeit Hier lautet das Motto: Mehr ist mehr. Jedoch gibt es auch Grenzen. Wer führerscheinbedingt nur Mofa-Klasse, also Zweiräder bis 25 km/h, fahren kann, sollte keinen E-Roller in ­Erwägung ziehen, sondern aufs E-Fahrrad, das Pedelec, umsatteln. Die meisten E-Scooter werden in der 50er-Klasse angeboten und sind somit auf 45 km/h beschränkt, was im Stadtverkehr oft Nerven kostet, da man von Autofahrern als Hindernis wahrgenommen wird. Maximal sind hier 4 kW Motorleistung erlaubt.

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        Wer halbwegs souverän im Verkehr mitschwimmen will, sollte in jedem Fall ein Modell wählen, dessen Leistung über diesem Niveau liegt. Dann handelt es sich um ein Leichtkraftrad, also um ein Zweirad der 125er-Klasse. Hier sind maximal 11 kW Motorleistung erlaubt, die meisten elektrischen Leichtkraftrad-Scooter liegen ein paar kW darunter und erreichen Geschwindigkeiten von 60 bis über 100 km/h. Damit fahren die Stromer derzeit noch ihren Benziner-Pendants hinterher.

        Wenn die E-Roller zum Marktrenner werden sollen, müssten diese bei der Höchstgeschwindigkeit jedenfalls noch zulegen. Das einzig autobahntaugliche Modell ist der bis zu 129 km/h schnelle und 35 kW/48 PS starke C Evolution von BMW. Diese sou­veräne Antwort auf die Leistungsfrage verlangt mit über 14.000 Euro aber auch nach einem souveränen Kontostand.

        Förderung Anders als bei elektrisch angetriebenen Autos gibt es für E-Roller keine staatlichen Subventions- oder Förderprogramme. Allerdings wird mancherorts auf regionaler Ebene unterstützt. Unter anderem Kommunen, aber auch einige Stromversorger fördern, oft mit finanziellen Anreizen, den Kauf eines emissionsfreien Fahrzeugs.

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          Zeitpunkt Das Angebot an E-Rollern ist bereits vielseitig, und viele Modelle sind technisch überzeugend. Doch für die nahe Zukunft hat eine Reihe von Herstellern Neuheiten angekündigt, die teilweise mehr Überzeugungspotenzial bieten. Die kommenden E-Roller-Modelle werden jedenfalls noch alltagstauglicher, cooler und außerdem vernetzter sein als die aktuellen.