Berlin. Die Mehrheit der Verbraucher hat einen zuckrigen Babykeks zur Werbelüge des Jahres gewählt. Der Goldene Windbeutel 2017 geht an Alete.

  • Ein Keks von Alete hat den diesjährigen Negativpreis „Goldener Windbeutel“ bekommen
  • Der Keks besteht zu 25 Prozent aus Zucker
  • Die Verbraucherorganisation Foodwatch lässt online über den Preis abstimmen

Mehr als 73.000 Verbraucher haben abgestimmt, jetzt steht der „Sieger“ fest: Der Goldene Windbeutel 2017 geht an Alete. Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation Foodwatch wählte eine große Mehrheit der Teilnehmer den zuckrigen Babykeks des Herstellers zur dreistesten Werbelüge des Jahres.

Alete vermarktet das Produkt entgegen den Empfehlungen von Medizinern schon für Säuglinge ab dem achten Monat „zum Knabbernlernen“ – dabei sind die Babykekse mit 25 Prozent Zuckeranteil sogar zuckriger als Leibniz Butterkekse oder ein Schoko-Muffin von McDonald’s und fördern Karies. Foodwatch will den Negativpreis am Dienstag am Alete-Verwaltungssitz in Bad Homburg überreichen.

Verbraucher können Petition gegen Alete unterstützen

„Alete nutzt sein positives Image bei Eltern aus, um auf Kosten der Kleinsten Kasse zu machen. Das grenzt an Körperverletzung durch Irreführung“, sagte Sophie Unger von Foodwatch, Wahlleiterin beim Goldenen Windbeutel, laut einer Mitteilung.

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Die Verbraucherorganisation forderte den Babynahrungshersteller auf, das Produkt vom Markt zu nehmen und sein Sortiment zu überarbeiten. Obwohl Ärzte und Ernährungsexperten von zugesetztem Zucker für Babys abraten, hat Alete etwa 30 Prozent seiner Babyprodukte Zucker beigemischt, unter anderem Joghurts, Grießbrei, Puddings und Keksen. Verbraucher können die Petition online unterstützten.

WHO rät von Zucker in Beikost für Babys ab

„Salz und Zucker sollten nicht in Beikost zugesetzt sein“, rät etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfiehlt als Beikost für Säuglinge „Produkte ohne Zugabe von Zucker“.

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    Alete vermarktet seinen zuckrigen Keks dennoch ab dem achten Lebensmonat – und das ganz legal. Denn die EU-Verordnung über Babylebensmittel lässt Lücken: Zwar gibt es zum Beispiel Vorgaben für die Belastung mit Pestiziden, aber selbst Kekse mit einem Zuckergehalt von bis zu 34 Prozent dürfen noch als empfehlenswerte Produkte für Säuglinge beworben werden.

    Alete will Kinderkeks nicht mehr als „babygerecht“ deklarieren

    Nach dem Start der Windbeutel-Wahl hatte Alete reagiert und Anfang November angekündigt, seine Kekse immerhin nicht länger auf der Packung als „babygerecht“ zu bezeichnen. Die Bezeichnung zurückzuziehen, das Produkt aber weiter für Babys zu empfehlen, sei laut Foodwatch „absurd“. Auch Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Leipzig, sagt: „Einen Keks mit 25 Prozent Zucker für Babys zu empfehlen, ist schlicht verantwortungslos.“

    Der Negativpreis Goldener Windbeutel soll auf die systematische Irreführung der Verbraucher durch Lebensmittelhersteller aufmerksam machen.
    Der Negativpreis Goldener Windbeutel soll auf die systematische Irreführung der Verbraucher durch Lebensmittelhersteller aufmerksam machen. © Lichtgut/Achim Zweygarth | Lichtgut/Achim Zweygarth

    Außer dem Alete Babykeks waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2017 nominiert. In einem im Vergleich zu den Vorjahren veränderten Wahlverfahren gingen mehr als 73.000 gültige Stimmen im Wahlzeitraum seit Ende Oktober ein. Die überwältigende Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher stimmte für Alete. Das Ergebnis im Detail:

    • 1. Platz: Alete Kinderkeks (36.786 Stimmen, entspricht rund 50 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen)
    • 2. Platz: Unilever: Becel Omega-3 Pflanzenöl (12.139 Stimmen, 16,5 Prozent)
    • 3. Platz: Continental Foods: Lacroix Ochsenschwanz Suppe (11.271 Stimmen, 15,3 Prozent)
    • 4. Platz: Kellogg’s: Urlegenden Müsli Quinoa, Apfel, Cranberries & Chia-Samen (10.169, 13,8 Prozent)
    • 5. Platz: Bauer: Protein Drink Vanille (3.280, 4,5 Prozent)

    Foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel in diesem Jahr zum siebten Mal. Die erste Wahl fand 2009 statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein Instant-Tee für Kinder von Hipp (2012). Ziel ist es, mit dem Negativpreis auf die systematische, ganz legale Irreführung bei Lebensmitteln hinzuweisen und bessere Gesetze zu erwirken. (jkali)