Bremen. Es geht weiter mit Florian Kohfeldt - das machten die Werder-Bosse schnell nach dem Pokal-Aus klar. Die Mannschaft folgt dem Trainer, die Zuversicht auf die Rettung ist wieder da.

Diesmal brauchten die Verantwortlichen von Werder Bremen nur wenige Minuten für ihre Entscheidung. Florian Kohfeldt bleibt Trainer eines weiterhin stark abstiegsgefährdeten, in den vergangenen Tagen aber offenbar revitalisierten Teams.

Der 1:2-Pokal-K.o. gegen RB Leipzig in der Nachspielzeit der Verlängerung war für die Bremer zwar sehr bitter. Die Hoffnung ist aber, dass sich aus diesem starken Auftritt trotzdem eine Menge Energie für die drei letzten Bundesliga-Spiele gegen Bayer Leverkusen, den FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach ziehen lässt.

"Es hat sich gezeigt, dass Florian in der Woche die richtigen Hebel gefunden hat. Das Ergebnis war leider enttäuschend, aber es macht Mut für die kommenden Wochen", sagte Sportchef Frank Baumann. Zur Erinnerung: Nach der siebten Bundesliga-Niederlage in Serie beim 1:3 gegen Union Berlin diskutierten die Bremer Verantwortlichen beinahe drei Tage über einen Trainerwechsel, ehe sie sich zu einem für vorerst nur ein Spiel gültigen Bekenntnis zu Kohfeldt durchrangen. Jetzt aber zeigte sich Baumann "wieder ein stückweit zuversichtlicher, dass wir unser Ziel erreichen werden. Da ich davon ausgehe, dass wir diese Leistung auch in den nächsten Wochen auf den Platz bringen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir mit Florian den Klassenerhalt schaffen."

Kohfeldt selbst war nach dem Leipzig-Spiel emotional so angefasst wie selten zuvor. "Natürlich bin ich froh, dass es weiter geht", sagte er. "Aber im Moment überwiegt erst einmal die Enttäuschung."

Die krisengeschüttelten Bremer boten dem hohen Favoriten einen leidenschaftlichen Kampf. Einsatz, Wille und Emotionalität stimmten, genau so, wie es die Verantwortlichen nach dem leblosen Auftritt in Berlin gefordert hatten. "Reaktion und Leistung waren herausragend", sagte Kohfeldt. "Das bringt uns für die Liga keine Punkte, aber hoffentlich die Energie für die restlichen drei Spiele. Und das Gefühl, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können."

Der Verbleib in der ersten Liga würde dem 38-Jährigen die Möglichkeit für einen vernünftigen Abschied geben. Denn dass sich die Wege zwischen dem Club und seinem wichtigsten Angestellten nach dieser Saison trennen werden, deutet sich immer mehr an. Zu sehr hat auch der Ruf Kohfeldts durch die Diskussionen der vergangene Tage gelitten. Noch einmal wie im Vorjahr nach einem erfolgreichen Kraftakt mit Last-Minute-Rettung einen Neuanfang zu starten, erscheint kaum möglich. Auch weil die finanziell angespannte Lage an der Weser in der Zukunft kaum große sportliche Perspektiven bietet.

"Ich will das Ganze hier, die Saison, vernünftig zu Ende bringen", sagte Kohfeldt - und klang dabei schon sehr noch Abschied. Drei Wochen lang wird er jetzt noch einmal alle Kraft in die Rettung seines Herzenclubs investieren - danach dürfte es Zeit für Veränderung sein. Immerhin hat er seit Freitag die Gewissheit, dass die Spieler ihm auf dieser Schlussetappe folgen werden. "Ich bin sehr gerne Werder-Coach. Mein Kriterium ist immer, ob die Mannschaft einem Trainer folgt, und das war heute absolut der Fall", sagte er. "Eine Mannschaft, so wie sie heute gespielt hat, kann kein grundlegendes Problem mit diesem Trainer haben."

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