Wisla. Die Reisepläne sind gemacht, die Konzepte liegen vor: An diesem Samstag steht für die Skispringer der erste Weltcup nach rund acht Monaten Pause an. Von Charterfliegern, Titelchancen und vielen Fragezeichen.

An diesem Wochenende geht es wieder los: Die Skispringer starten nach einer langen Sommerpause in ihren Weltcup-Winter. Die Saison wird nicht nur wegen der Coronavirus-Pandemie eine ganz besondere.

Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Start.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Skispringer-Saison aus?

Die Auswirkungen auf den Weltcup-Kalender sind derzeit noch erstaunlich gering. Bis auf den Weltcup in Japan wurde bislang kein Wettkampf abgesagt. Die Olympia-Generalprobe in China ist fraglich. Bei den Abläufen verändert sich für die Springer dagegen einiges: Die Wettkämpfe werden voraussichtlich vor leeren oder nur spärlich besetzten Rängen stattfinden. Zudem will sich der Skisprung-Tross möglichst abschotten. Zu den Weltcup-Stationen in Finnland und Russland sowie zur Skiflug-WM nach Slowenien geht es für Teams und Betreuer mit Charterfliegern. Zudem sind die Mannschaften in eigenen Hotels untergebracht.

Welche Höhepunkte gibt es in diesem Winter?

Die Saison ist vollgepackt mit Highlights und Titelchancen für Markus Eisenbichler, Karl Geiger und ihre Kollegen. Der erste Höhepunkt ist die Skiflug-WM, die vom vergangenen März auf den Zeitraum vom 10. bis 13. Dezember verschoben wurde. Rund um den Jahreswechsel folgt wie gewohnt die Vierschanzentournee, bevor vom 23. Februar bis zum 7. März die Weltmeisterschaft in Oberstdorf geplant ist. "Die Heim-WM hat den höchsten Stellenwert", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Sein in der vergangenen Saison bester Springer will sich nicht auf ein Hauptziel festlegen. "Blöd gesagt: Ich will mitnehmen, was geht", sagte Geiger.

Wie sind die deutschen Springer drauf?

Bei den deutschen Meisterschaften im Oktober präsentierte sich Eisenbichler in sehr guter Form. Der 29-Jährige siegte souverän und ist beim Weltcup-Start der größte deutsche Hoffnungsträger. Eisenbichler habe im Sommer "einen sehr guten Rhythmus gefunden", lobte Horngacher. Geiger, der in der vergangenen Saison Platz zwei im Gesamtweltcup belegt hatte, suchte zuletzt dagegen noch nach seiner optimalen Verfassung. "Es läuft noch nicht alles, wie es letztes Jahr war", sagte er nach seinem dritten Platz bei den Titelkämpfen.

Hinter den beiden Top-Springern stehen viele Fragezeichen. Von Olympiasieger Andreas Wellinger darf man bei seinem Comeback nach langer Kreuzbandriss-Pause eher nicht so viel erwarten, und auch bei Severin Freund, der mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, fehlt wohl noch einiges zur absoluten Weltspitze.

Wer sind die größten internationalen Konkurrenten?

Horngacher rechnet im Kampf um die Podestplätze wieder mit den "üblichen Verdächtigen" - und nennt unter anderen die Polen Dawid Kubacki und Kamil Stoch, sowie die starken Norweger, Österreicher, Slowenen und Japaner. Die Einschätzung fällt in diesem Jahr jedoch besonders schwer, weil es coronabedingt im Sommer keine gemeinsamen Wettkämpfe und kaum Berührungspunkte gab. "Stefan Kraft und Ryoyu Kobayashi habe ich das ganze Jahr gar nicht mehr gesehen, seitdem in Trondheim alle in den Flieger geflüchtet sind", sagte Geiger über den österreichischen Gesamtweltcupsieger und den Japaner, der 2018/19 die Vierschanzentournee gewonnen hatte. In Trondheim war die vergangene Saison Mitte März abgebrochen worden.

Wo kann man Skispringen im Fernsehen verfolgen?

ARD und ZDF teilen sich wieder die Berichterstattung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Zudem überträgt Eurosport die Springen. Personell gibt es vor der Kamera und hinter den Mikrofonen ein paar Veränderungen: Der bis dato letzte deutsche Tournee-Sieger Sven Hannawald wechselte nach dem Ausscheiden von Dieter Thoma als Experte zur ARD. Bei Eurosport nimmt der langjährige Bundestrainer Werner Schuster Hannawalds Posten ein.

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