Damit rechnete kaum einer: Außenseiter In Swoop gewinnt das Deutsche Derby. Der Favorit hat mit dem Ausgang des Rennens jedoch nichts zu tun. Dabei wollte Jockey Starke einen Rekord holen.

Hamburg (dpa) – Schrecksekunde nach dem Überraschung-Triumph: Erst düpierte Ronan Thomas mit dem Außenseiter In Swoop beim Deutschen Galopp-Derby die Favoriten, dann fiel der Jockey bei der Siegerehrung vom Pferd.

Der Franzose musste seinen Kopf vor den Hufen des scheuenden Siegers schützen. "Nichts passiert", sagte Ronan schmunzelnd und berichtete stolz: "Es war ein gutes Tempo. Ich habe mich im Rennen für die richtige Option entschieden. In Swoop wird von Rennen zu Rennen besser."

Der aus Frankreich angereiste Hengst gewann bei der 151. Auflage des wichtigsten deutschen Pferderennens das spannende Finish auf der Rennbahn in Hamburg-Horn. Der 147:10-Außenseiter aus dem Besitz des Gestüts Schlenderhan aus Bergheim bei Köln überraschte die Experten und bescherte dem Gestüt der Familie von Ullmann schon den 19. Derbysieg der Geschichte. Als Siegprämie durfte sie 390.000 Euro in Empfang nehmen. Die Gesamtdotierung des zweitwichtigsten europäischen Galopprennens nach dem Derby in Frankreich betrug 650.000 Euro.

Geritten von Thomas setzte sich In Swoop nach 2400 Metern knapp gegen den weiteren Außenseiter Torquator Tasso (Jack Mitchell) durch. Mitfavorit Grocer Jack (Jockey Marco Casamento) wurde Dritter. In dem Rennen um das begehrte Blaue Band wurde der große Favorit Wonderful Moon nur Sechster. "Ihm wurde der Weg zu weit", sagte Jockey Andrasch Starke enttäuscht. "Das sind halt Pferderennen." Starke war es nicht vergönnt, seinen achten Derbysieg einzufahren und so mit dem Rekordhalter Gerhard Streit gleichzuziehen.

In Swoop, den Francis Henri Graffard trainiert, absolvierte in Hamburg ebenso wie der Zweite Torquator Tasse erst seinen dritten Karrierestart, konnte sich aber erneut deutlich steigern. "Wir wussten schon letztes Jahr, dass er ein gutes Pferd werden würde", sagte Schlenderhans Gestütsleiter Gebhard Apelt, der sich doppelt freute. Vater der beiden erstplatzierten Pferde ist Adlerflug, der Schlenderhaner Derbysieger aus dem Jahr 2007. Dieser ist jetzt im Gestüt namhafter Deckhengst. Nach dem Vater holte nun auch der Sohn das Blaue Band.

Trainer Francis Henri Graffard, der nicht vor Ort war, meldete sich aus Frankreich und war überglücklich. "Der Jockey hat ihn perfekt geritten, er gab ihm die Chance zu siegen. Auf den letzten Metern hat er nie nachgelassen. Das Pferd ist ein großer Steher", schwärmte Graffard.

Bis zum Ende des vergangenen Jahres war In Swoop in Bergheim trainiert worden, ehe die private Trainingsanlage des Gestüts Schlenderhan aufgelöst wurde und die Pferde auf Trainer in Deutschland und Frankreich verteilt wurden.

Bitter für die beiden nachgenannten Pferde Soul Train und Kellahen. Ihre Besitzer mussten jeweils 65.000 Euro für einen Start berappen. Im Derby spielten sie jedoch keine Rolle und konnte keinen Euro einspielen. Im Feld der 19 Teilnehmer landeten sie auf den Plätzen zehn und 15. Der zweite französische Gast Frohsim wurde gar nur 16.

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