Dortmund. Diesmal stand die Null. Nach zuletzt harscher Kritik an der Abwehrschwäche trat der BVB beim 4:0 über Frankfurt erstaunlich kompakt auf. Schon am Dienstag wird sich weisen, wie stabil dieser Fortschritt ist.

Den ersten lauten Jubel im Stadion gab es auch ohne einen Torerfolg. Als Dortmunds Neuzugang Emre Can den Frankfurter Filip Kostic in der 4. Minute mit einer Grätsche im eigenen Strafraum stoppte, johlten die BVB-Fans ähnlich laut wie beim Führungstreffer von Lukasz Piszczek (33.).

Mit dieser Aktion setzte Nationalspieler Can ein Zeichen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - darum sollte es nach zuletzt desaströsen Abwehrleistungen gehen. Das 4:0 (1:0) über die Eintracht war deshalb auch ein Sieg über die eigenen Zweifel. "Wenn wir alle zusammen so verteidigen, kann das hier ganz groß werden", schwärmte Can.

Anders als beim Pokal-Aus in Bremen (2:3) oder dem anschließenden 3:4 in Leverkusen war auf die Abwehr diesmal Verlass. Diese Stabilität bereitete allen Beteiligten mehr Freude als die erneut hohe Trefferzahl. "Das war die Reaktion, die die Mannschaft zeigen wollte. Nach zwei Niederlagen mussten wir liefern, und das haben wir heute gemacht", kommentierte Abwehrspieler Piszczek.

Auf der Suche nach der rechten Balance zwischen Defensive und Offensive machte die Borussia beachtliche Fortschritte und ließ nur einen gegnerischen Torschuss zu. Das hatte es seit Erhebung dieser Daten nur einmal zuvor am 9. November 2014 beim 1:0 gegen Mönchengladbach gegeben - und war ganz im Sinne von Abwehrchef Mats Hummels: "Bei unserer Qualität offensiv müssen wir nicht voll ins Risiko gehen, um Chancen zu haben. Die Jungs vorne sind so torgefährlich, dass wir in jedem Spiel – außer in München – zu Torchancen kommen."

In der Offensive bewegt sich der BVB ohnehin seit Wochen auf meisterlichem Niveau. 63 Toren nach 22 Spieltagen sind Vereinsrekord. Die im Duell mit den Hessen gezeigte Mischung aus Kompaktheit und Spielfreude macht Hummels Hoffnung für das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag (21 Uhr/DAZN) gegen Paris Saint-Germain: "Es waren viele gute Sachen heute. Wenn wir das mitnehmen, werden wir gegen Paris eine sehr gute Chance haben."

Dagegen ging für die Frankfurter eine Erfolgsserie von zuletzt fünf Pflichtspielen ohne Niederlage zu Ende. Anders als beim imposanten 5:1 über Bayern München Anfang November und den beiden Erfolgen über Leipzig in der Meisterschaft (2:0) und im DFB-Pokal (3:1) erwiesen sie sich diesmal nicht als Favoritenschreck. Vor allem in der Vorwärtsbewegung blieben viele Wünsche offen. Trainer Adi Hütter machte aus seinem Frust keinen Hehl: "Das war heute ein Klassenunterschied. Wir haben weitgehend das vermissen lassen, was uns in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hat." Ähnlich sah es Abwehrspieler Timothy Chandler: "Wir waren zu mutlos und sind am Ende untergegangen."

Dieser Rückschlag taugte nicht als Mutmacher für das Europa-League-Duell am Donnerstag (18.55 Uhr) mit RB Salzburg. Fußball-Lehrer Hütter ist jedoch zuversichtlich, dass sein Team bis dahin die richtigen Schlüsse aus der Lehrstunde von Dortmund zieht: "Ich bin sicher, dass wir vor ausverkauftem Haus ein anderes Bild abgeben werden."