Berlin. Fast 70 Prozent der Deutschen wissen nicht, wann ihr nächster Impftermin ist. Dieses und andere Probleme soll nun die App Vivy beheben.

Die App Vivy soll Patientendaten wie Befunde, Röntgenbilder oder Medikamentenlisten verwalten. Der Vorteil laut den Entwicklern: Doppeluntersuchungen und Wechselwirkungen bei Medikamenten sollen verhindert werden.

Die Daten könne dabei gespeichert und mit dem behandelnden Arzt geteilt werden, heißt es in einer Mitteilung. Dahinter stehen 13 gesetzliche und zwei private Krankenversicherungen mit 13,5 Millionen Versicherten. Das Angebot sei kostenlos.

Die App soll an Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen erinnern. Ein Medikamentencheck soll mögliche Wechselwirkungen anzeigen, nachdem man den Code auf der Packung oder dem Medikationsplan eingescannt hat. Auch Überweisungen, U-Hefte oder der Mutterpass könnten in der App gebündelt, Fitnesstracker mit ihr gekoppelt werden.

Erhältlich ist das Programm im App-Store von Apple und bei Google Play für Android-Geräte.

Patienten entscheiden selbst über Datenweitergabe

Die App Vivy speichert Gesundheitsdaten von Patienten.
Die App Vivy speichert Gesundheitsdaten von Patienten. © dpa | Michael Kappeler

„Vivy wird im Praxisalltag vieles einfacher machen, Doppeluntersuchungen vermeiden helfen und mehr Transparenz für Behandler und Patienten schaffen“, sagte der Vorstandschef der beteiligten Kasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Die App sei das erste Angebot dieser Art in Deutschland für Millionen Menschen.

Die an Vivy beteiligten Versicherungen wollen ihre Kunden ab diesem Montag informieren. An den Start gehen die Allianz Private Krankenversicherung und die Barmenia. Auf Seiten der gesetzlichen Kassen starten außer der DAK-Gesundheit die Innungskrankenkassen IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest sowie mehrere Betriebskrankenkassen.

Nur die Nutzer würden über die Verwendung der Daten entscheiden, betonten die Verantwortlichen. Die Versicherer, der beteiligte IT-Dienstleister Bitmarck oder die Vivy GmbH hätten keinen Zugriff darauf. Bei jeder Datenübertragung gebe es mehrstufige Sicherheitsprozesse und eine Verschlüsselung, für die nur der Versicherte den Schlüssel habe. Es sei als sichere Plattform zertifiziert und als Medizinprodukt zugelassen.

Viele Deutsche wissen nicht, wann nächster Impftermin ist

Zum Start haben die Unternehmen den möglichen Bedarf mit einer Umfrage ermittelt. Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger (69 Prozent) wissen laut der Forsa-Erhebung nicht, wann ihr nächster Impftermin ist. 43 Prozent kennen die für sie empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen nicht. Jeder vierte Befragte hat bereits Mehrfachuntersuchungen erlebt, weil Ergebnisse aus anderen Praxen und Kliniken nicht vorlagen. Ein Fünftel der Deutschen wurde deshalb sogar mehrfach geröntgt. Jeder Dritte geht zwischen drei und zehn Mal im Jahr zum Facharzt, 44 Prozent gehen ebenso oft zum Hausarzt.

Die Kassen preschen mit ihren Angeboten vor. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will, dass gesetzlich Versicherte spätestens ab 2021 generell auch per Handy und Tablet ihre Patientendaten einsehen können.

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    Eigene Angebote für elektronische Gesundheitsakten hatten bereits die AOK und die Techniker Krankenkasse (TK) vorgestellt. TK-Chef Jens Baas sprach bei der Vorstellung von „TK-Safe“ im April von einer „Revolution“: Daten würden zu neuen hilfreichen Informationen zusammengeführt. Mittlerweile nutzten mehr als 30 000 Versicherte die digitale TK-Akten, wie Baas der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Wir befinden uns derzeit im erweiterten Testbetrieb, da man mit Patientendaten keine Schnellschüsse machen darf.“ Die Resonanz sei positiv, jeden Tag kämen 500 neue Nutzer hinzu. Die Testphase sei auf 100 000 Benutzer ausgelegt.

    Die AOK will ihr Gesundheitsnetzwerk nach Pilotprojekten in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin bis Anfang 2019 in den anderen Ländern starten. Je nach regionalen Gegebenheiten soll es unterschiedliche Anwendungen geben. (dpa)