Gotha. Nach einem spektakulären Diebstahl verschwanden in Gotha vor rund 40 Jahren fünf wertvolle Gemälde aus dem Schloss. Vor einem Jahr tauchten die Werke wie durch ein Wunder wieder auf.

Diebstahl, unsachgemäßer Transport und Bilderrahmen wie aus dem Baumarkt: Die fünf wertvollen Gemälde, die vor mehr als 40 Jahren aus dem Schloss Friedenstein in Gotha gestohlen und vergangenes Jahr wieder zurückgeholt wurden, sind trotz ihrer bewegten Vergangenheit recht gut in Schuss.

"Die Gemälde sind in einem stabilen Zustand, bei einigen muss nicht viel gemacht werden", sagte die Gemälde-Restauratorin der Stiftung Schloss Friedenstein, Fuhyi Kuo, am Dienstag in Gotha.

Die Corona-Pandemie hatte die Erstellung eines Restaurierungskonzepts verzögert. Inzwischen ist klar, wo die Bilder restauriert werden. Drei sollen in Thüringen - eines davon in Gotha - aufgearbeitet werden, zwei gehen nach Berlin und Potsdam. Insgesamt werden sich fünf Experten mit den Gemälden befassen. Bislang geht die Stiftung von Kosten in Höhe von 40.000 Euro aus.

"Im Vergleich ist das nicht wirklich viel Geld", sagte der Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke. Es sei ein Geschenk, dass nicht viel an den Bildern gemacht werden müsse. "Bei allem, was die Bilder erlebt haben - was hätte alles passieren können!", betonte Pfeifer-Helke. Immerhin hätten sie nicht jahrelang in einem feuchten Keller gelegen. Stattdessen hingen sie wohl lange Zeit in Bilderrahmen wie aus einem Baumarkt in einem westdeutschen Wohnzimmer.

Nachdem die Bilder im vergangenen Jahr wieder aufgetaucht waren, hieß es zunächst noch, dass sie teils stark in Mitleidenschaft gezogen seien. Von Kratzern, die wohl beim Diebstahl entstanden sind, war die Rede - und von weißen Farbflecken, die wohl auf Renovierungsarbeiten in der Wohnung zurückzuführen sind, in der die Bilder viele Jahre unentdeckt hingen. Die Spuren sind auch noch da. "Restaurierung meint nicht aufhübschen oder schön machen. Es geht um eine behutsame vorsichtige Restaurierung, die mit der Geschichte des Objekts rücksichtsvoll umgeht", sagte Pfeifer-Helke.

Vom Oktober kommenden Jahres an sollen die Bilder dann in einer Ausstellung präsentiert werden. Diese solle etwa auch den Diebstahl der fünf Bilder behandeln, aber auch die anderen großen Verluste, die die Gothaer Sammlung auf Schloss Friedenstein gerade im 20. Jahrhundert hatte.

Die wertvollen Gemälde - darunter Werke von Frans Hals und aus der Werkstatt Jan Brueghel des Älteren (1568 - 1625) wurden 1979 aus Schloss Friedenstein gestohlen und galten lange als verschollen. Berichten zufolge soll ein inzwischen gestorbener Mann aus Südthüringen die Bilder entwendet und später Bekannten in Westdeutschland überlassen haben.

Deren Erben sollen die Bilder 2018 dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden, Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD), angeboten haben. Unter anderem durch seine diskreten Verhandlungen konnten sie schließlich zurück nach Gotha geholt werden - ohne dass für die Rückgabe Geld geflossen sei. Die Berichte zur Diebstahlgeschichte mögen in den Ansätzen richtig sein, sagte Kreuch am Dienstag. Aber sie sei noch längst nicht ganz erzählt. "Das sind 60 Prozent der Wahrheit, 40 Prozent fehlen noch."

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