Berlin. Mit dem Google Pixel 6a erscheint endlich wieder ein kompaktes Modell der Pixel-Serie zum günstigeren Preis. Was Käufer wissen müssen.

Nach einem Jahr Pause spendiert Google seiner Smartphone-Reihe Pixel auch in Deutschland wieder einen kompakten Budget-Ableger, sprich: Kleineres Format, hier und da abgespeckt, dafür aber zum erschwinglichen Preis. 459 Euro kostet das Google Pixel 6a. Das Gerät lässt sich seit 21. Juli vorbestellen.

Wir konnten das neue Pixel 6a schon vor Marktstart in der Praxis testen und verraten: Welche Abstriche müssen Käuferinnen und Käufer zu den teureren Pixel 6 und Pixel 6 Pro aus dem Herbst hinnehmen, wie wirkt sich das auf das Nutzererlebnis und die Bildqualität aus – und für wen könnte das Einsteiger-Pixel zum günstigen Preis die perfekte Wahl sein? Der Praxistest.

Google Pixel 6a: Neuling bietet Einstieg in die Pixel-6-Reihe

Knapp zwei Jahre ist es her: Im Herbst 2020 hatte Google mit dem Pixel 4a zuletzt einen kompakten Ableger zum attraktiven Preis von 350 Euro herausgebracht. Das Pixel 5a (nur USA und Japan) hat es nie nach Deutschland geschafft. Auf der Google-Entwicklerkonferenz Google I/O vergangenen Mai kündigte der US-Technikriese dann das Pixel 6a an. Es soll die Pixel-6-Reihe in puncto Ausstattung und Preis als Einstiegsmodell nach unten abrunden.

Die Pixel-6-Geräte verkauften sich nach Angaben von Google bisher so gut wie keine Pixel-Generation zuvor. Ob das abgespeckte Pixel 6a als handlichere Alternative daran anknüpfen kann, wird sich zeigen. Insgesamt hat das Pixel 6a durchaus das Zeug zur Preis-Leistungs-Überraschung. Vor dem Kauf sollten Interessenten aber wissen, wo Google die Sparschere angesetzt hat.

Das Google Pixel 6a (rechts) fällt deutlich kompakter aus als das Topmodell Pixel 6 Pro (seit Herbst 2021). Dafür sind die Displayränder breiter.
Das Google Pixel 6a (rechts) fällt deutlich kompakter aus als das Topmodell Pixel 6 Pro (seit Herbst 2021). Dafür sind die Displayränder breiter. © ZRB | Maik Henschke

Google Pixel 6a: Pro und Contra

Pro

  • handliches Format
  • gute Verarbeitung
  • schnelles Arbeitstempo
  • gute Bildqualität dank Software-Bildoptimierung bei Aufnahmen
  • gute Frontkamera für Selfies
  • Android 12 mit Oberfläche „Material You“ bietet viele Möglichkeiten zur Personalisierung
  • 3 Jahre große Android-Updates sofort zum Erscheinen

Contra

  • etwas dicke Displayränder
  • Rückseite empfindlich für Fingerabdrücke
  • Display nur mit 60 Hertz
  • Keine Telezoom-Linse
  • Klang bei hoher Lautstärke blechern
  • langsames Ladetempo mit 18 Watt, kein drahtloses Laden
  • Speicher nur 128 GB und nicht erweiterbar

Leistung: Starker „Tensor“-Chip auch im Google Pixel 6a

Beim Auspacken fällt die kompakte Größe des Google Pixel 6a positiv auf. Mit 6,1 Zoll (15,6 Zentimeter Diagonale; Maße 152,2 x 71,8 x 8,9 mm) liegt das Smartphone mit 178 Gramm angenehm in der Hand. Es ist zwar leicht größer als der Vorgänger Pixel 4a (5,8 Zoll), dafür deutlich kompakter als das Pixel 6 (6,4 Zoll) oder das 6 Pro (6,7 Zoll). Der Rahmen ist aus mattem Aluminium. Ein Kopfhörer-Klinkenanschluss fehlt.

Google verwendet die gleiche auffällige Designsprache wie bei den Pixel-6-Modellen: Auf der Rückseite sitzen die Zweifach-Kamera und der LED-Blitzersatz in einem waagerechten Streifen. Gut: Der Block steht weniger stark hervor wie bei den großen Brüdern. Schade: Die Kunststoffrückseite – beim Testmodell grau – zieht Fingerabdrücke stark an.

Wichtigstes Plus: Google hat das starke „Herz“ im Pixel-Smartphone belassen: Im 6a werkelt der gleiche Google-eigene „Tensor“-Chip wie im teureren Pixel 6 und 6 Pro. Dieser Prozessor sorgt für ein starkes Arbeitstempo und starke Geräte-Sicherheit – vor allem aber unterstützt er die Kamera tatkräftig durch künstliche Intelligenz (KI) bei der Bildoptimierung nach der Aufnahme von Fotos und Videos. Auch die Konnektivität ist auf dem aktuellen Stand: WiFi 6e, Bluetooth 5.2, NFC für drahtloses Bezahlen und ein 5G-Modem sind an Bord.

Um den Preis zum Pixel 6 (649 Euro) um knapp 200 Euro zu senken, hat Google am 6a einige Abstriche vorgenommen, die mal mehr, mal weniger stark das Erlebnis trüben:

Google Pixel 6a: Diese Abstriche müssen Käufer hinnehmen

Gleiche Designsprache: Das Google Pixel 6a (rechts) hat auf der Rückseite den gleichen Kamera-Balken wie das Pixel 6 Pro. Beim 6a steht der Streifen aber weniger stark heraus.
Gleiche Designsprache: Das Google Pixel 6a (rechts) hat auf der Rückseite den gleichen Kamera-Balken wie das Pixel 6 Pro. Beim 6a steht der Streifen aber weniger stark heraus. © ZRB | Maik Henschke

Das Pixel 6a ist zwar nach IP67 gegen Wasser und Staub geschützt, hält also Regen problemlos aus. Die Topmodelle haben mit IP68 einen noch besseren Schutz. Das gilt auch für das Deckglas: Statt extrem beständiges „Gorilla Glass Victus“ kommt hier vorn und hinten „Gorilla Glass 3“ gegen Stöße und Kratzer zum Einsatz.

Der Arbeitsspeicher wird auf 6 Gigabyte (GB) RAM beschnitten, das Pixel 6 (8 GB) und 6 Pro (12 GB) besitzen mehr. Für alle Alltagsaufgaben ist der kompakte Neuling trotzdem gerüstet. Zudem ist das 6a im Vergleich zum Pixel 4a etwa doppelt so schnell.

Beim Blick auf den Bildschirm fällt auf: Die Displayränder ragen im Vergleich deutlich ins Bild. Die Bildqualität selbst ist aber gut: Das OLED-Display löst mit Full-HD-Plus auf (2400 x 1080 Pixel), bietet mit einer Pixeldichte von 429 ppi eine gute Schärfe und wird auch im Freien ausreichend hell. Schwachpunkt: Die Bildwiederholrate begrenzt Google auf nur 60 Bilder pro Sekunde (Hertz). Das Pro-Modell mit 120 Hertz und das 6er mit 90 Hertz stellen also Bewegungen, App-Wechsel und Spiele geschmeidiger dar. Bei 6,1 Zoll fällt das weniger ins Gewicht, dennoch: Andere Android-Konkurrenten bieten in der Preisklasse schon 120 Hertz.

Der Akku ist mit 4410 Milliamperestunden (mAh) ebenfalls etwas reduziert zum Pixel 6 (4614 mAh), was sich aber durch den kleineren Bildschirm aufhebt. Bei Normalnutzung kommt man problemlos über den Tag. Praktisch: Auf Wunsch schaltet man beim Pixel 6a in den Extrem-Energiesparmodus. Das soll die Laufzeit laut Google auf bis zu 72 Stunden hochschrauben. Hier legt man selbst fest, welche Funktionen weiter normal ausgeführt werden, alles andere wird auf ein Minimum heruntergefahren. Ärgerlicher ist der Verzicht auf drahtloses Laden.

Der Fingerabdrucksensor unter dem Display entsperrte das Gerät im Test zuverlässig und ausreichend schnell, so lange man den Sensor genau genug traf. Dennoch gehört der Sensor nicht zu den schnellsten und kommt bei Tempo und Feldgröße nicht im Ansatz an den des Vivo X80 Pro heran. Die Lautsprecher sind solide, klingen aber bei hoher Lautstärke blechern.

So schlägt sich die Kamera im Google Pixel 6a

Wie schlägt sich das Google Pixel 6a bei der Königs-Disziplin Fotos und Videos? Gute Nachricht: Die Abstriche bei der Kamera wirken sich dank starkem „Tensor“-Chip nur begrenzt negativ aus. Google setzt beim 6a – wie schon beim Pixel 6 und beim 4a – auf eine Zweifach-Kamera. Im Vergleich zum Pixel 6 bleibt die Ultraweitwinkel-Kamera mit 12 Megapixel (MP) die gleiche, die Hauptkamera aber erhält nur noch 12,2 statt 50 Megapixel, ist dafür aber etwas lichtstärker (Blende f/1.7 statt f/1.85).

Fotos und Videos nimmt man mit dem 6a dennoch in guter Qualität auf. Denn die KI des „Tensor“-Chips poliert selbst lichtschwache und verwackelte Aufnahmen direkt bei der Aufnahme sichtbar auf. Die Kamerasoftware bietet weitere Optimierungsmöglichkeiten der großen Modelle. Mit dem „Magischen Radierer“ etwa lassen sich per Fingertipp störende Personen und Objekte aus dem Bild entfernen oder Farben von Bildausschnitten anpassen. Selfies mit der Frontkamera (8 MP) sehen dank gutem Porträtmodus ansehnlich aus, der Hintergrund erscheint schön unscharf (Bokeh-Effekt).

Schwerer wiegt der Verzicht auf eine Telezoom-Linse, die nur im 6 Pro steckt. Um Objekte aus der Entfernung scharf aufzunehmen, muss man sich also bewegen – der digitale Zoom (bis zu 7-fach) bringt nur wenig brauchbare Ergebnisse.

Große Stärke beim Pixel 6a ist wie gewohnt bei Google: Die Software. Zum einen die Kamerasoftware, die auch aus dem Budget-Ableger ein ordentliches Kamera-Handy macht. Zum anderen das Betriebssystem Android 12 mit Googles Oberfläche „Material You“. Die bietet umfassende Möglichkeiten, das Aussehen wie Farbgebung, Schriftarten oder App-Symbole auf den eigenen Geschmack anzupassen. Auf Wunsch passt sich die Farbgebung automatisch ans verwendete Hintergrundbild an – das macht Spaß. Praktisch ist auch der Google Assistant

Google Pixel 6a: Drei Farben und eine Speicherversion

Teures Topmodell oder günstiger Einsteiger: Das Google Pixel 6a (rechts) kostet mit 459 Euro nur halb so viel wie das 6 Pro (links, 899 Euro). Das Mittel-Modell Pixel 6 gibt es im Handel schon ab 525 Euro.
Teures Topmodell oder günstiger Einsteiger: Das Google Pixel 6a (rechts) kostet mit 459 Euro nur halb so viel wie das 6 Pro (links, 899 Euro). Das Mittel-Modell Pixel 6 gibt es im Handel schon ab 525 Euro. © ZRB | Maik Henschke

Google verspricht Käuferinnen und Käufern im Rahmen der Update-Garantie drei große Android-Versionen und fünf Jahre Sicherheits-Updates.

Das Pixel 6a lässt sich ab 21. Juli (Donnerstag) vorbestellen und erscheint ab 28. Juli im Handel. Wählen lässt sich aus den drei Farben Charcoal, Chalk und Sage, sprich: Dunkelgrau, Weiß und Olivgrün. Der Preis liegt bei 459 Euro. Es gibt nur eine Version mit 128 GB Speicher, der sich nicht erweitern lässt. Damit dürfte Google Nutzern mit mehr Bedarf sicher den Google-eigenen Cloud-Speicher ans Herz legen wollen.

Fazit zum Google Pixel 6a

Das Pixel 6a eignet sich für jene, die ein kompaktes, handliches Smartphone mit zeitgemäßer Ausstattung zum erschwinglichen Preis unter 500 Euro suchen. Vorbesteller erhalten die Drahtlos-Kopfhörer Pixel Buds A als Zugabe. Mit den genannten Abstrichen, der geringen Ladegeschwindigkeit (18 Watt) und dem fehlenden Netzteil muss man leben können.

Wer etwas mehr Leistung möchte und auch 6,4 Zoll Größe akzeptiert, sollte über das mittlere Pixel 6 nachdenken. Dieses gibt es mittlerweile im Handel für rund 525 Euro – die rund 65 Euro Aufpreis lohnen sich. Im Herbst kommen zudem die Pixel-7-Geräte auf dem Markt.

Dieser Text erschien zuerst auf abendblatt.de