Berlin. Klimawandel heißt: Es wird heißer, nasser, stürmischer – das hat Folgen für den Kauf einer Immobilie. Worauf Hauskäufer achten müssen.

Die Menschheit tut viel zu wenig, um die Erwärmung des Klimas noch bei zwei Grad Celsius deckeln zu können. So lautet das Fazit der Wissenschaft im jüngsten Weltklimabericht. Wer eine Immobilie bauen oder kaufen will, denkt in Kategorien von 20, 30 Jahren – und sollte den Klimawandel mitdenken.

Höhere Temperaturen an sich sind nicht mal das größte Pro­blem. Sondern ihre Folgen: mehr Starkregen, häufigere heftige Stürme, mehr Dürren, mehr Waldbrände, mehr Sturmfluten. Und ja: In manchen Innenstädten wird auch die Hitze unangenehmer werden. Deshalb kommt es mehr denn je auf die richtige Lage an.

Haus bauen: Welche Klimagefahren muss ich wo beachten?

Bereits jetzt hat die Menschheit das Erdklima weltweit um 1,1 Grad Celsius aufgeheizt. In Deutschland liegt die Temperatur sogar 1,6 Grad höher als vor Beginn des Industriezeitalters. Der vergangene Sommer war in Europa nicht nur der bislang heißeste, er brachte auch verheerenden Starkregen.

Heftigere Regenfälle

Die Sturzfluten vom Juli 2021 im Ahrtal geben einen Eindruck, worauf wir uns einstellen müssen: Starkregen wird in Deutschland künftig häufiger und heftiger niederprasseln, so der Stand der Forschung. Und er kann im Prinzip überall auftreten. Gefährlich kann es an Flussläufen werden – auch an kleinen. Großräumig versiegelte Böden – in Städten oder Gebirgen – und Lagen am Hang oder in Mulden machen Starkregen für Häuser bedrohlich. Mehr dazu, wie der Klimawandel Ihre Gegend trifft, lesen Sie hier.

Etliche Gemeinden simulieren inzwischen, welche Pfade das Wasser wählt – also welche Lagen gefährlich sind. Viele Pläne sind online zu finden, wenn man nach dem Ortsnamen und „Starkregen“ sucht. Vorbildlich ist etwa Nordrhein-Westfalen, das eine Seite für das gesamte Bundesland führt.

Mehr Hitzetage und tropische Nächte

Heiße Tage mit mehr als 30 Grad waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bei uns eher untypisch. Das kam im deutschen Mittel nur an drei Tagen pro Jahr vor, inzwischen sind es zehn Tage, Tendenz steigend. Besonders betroffen sind die Innenstädte der Metropolen: Straßen und Gebäude speichern die Hitze, bilden Wärmeinseln. So ist die Temperatur etwa in Berlins Innenstadt im Schnitt drei bis vier Grad höher als am Stadtrand – im Extremfall sogar bis zu neun Grad.

Auch die sogenannten Tropennächte sind häufiger geworden; wenn also das Thermometer nachts nicht unter 20 Grad fällt und der Schlaf weniger erholsam ist. Frankfurt oder Berlin registrieren in heißen Sommern schon mal ein Dutzend tropische Nächte. Auch hier gilt: Tendenz steigend. Für den Alterswohnsitz ist die Innenstadt vielleicht nicht mehr die beste Wahl.

Trockenheit und Waldbrände

Weil sich die Regenfälle tendenziell auf den Winter verschieben, wird es im Sommer nicht nur heißer, sondern auch trockener. Das erhöht die Waldbrandgefahr. Vor allem das Bundesland Brandenburg ist schon jetzt betroffen – und das wird sich noch erheblich verschärfen. Zudem verschlimmert Starkregen die Trockenheit, weil dann zu viel Wasser über Flüsse abfließt, anstatt im Boden zu versickern.

Mehr heftige Stürme, stärkere Sturmfluten

Zwar nimmt die Zahl der Stürme insgesamt eher ab. Heftige Stürme wird es aber tendenziell mehr geben, und sie werden wahrscheinlich auch großräumiger auftreten als bisher. Das Haus sollte also nicht zu frei stehen – oder möglichst windunempfindlich sein.

Durch den Klimawandel wird der Meeresspiegel steigen, bis Mitte des Jahrhunderts etwa um die 30 Zentimeter. Entsprechend höher werden Sturmfluten an den Küsten ausfallen. Bis Ende des Jahrhunderts ist ein weiterer deutlicher Anstieg wahrscheinlich.

Hausbesitzer in der Eifel mussten angesichts der Flutkatastrophe im vergangenen Juli um ihre Immobilie fürchten.
Hausbesitzer in der Eifel mussten angesichts der Flutkatastrophe im vergangenen Juli um ihre Immobilie fürchten. © iStock | istock

Gefährliche Lagen

Schon immer gab es problematische Lagen. Etwa an Rhein oder Elbe – wegen Hochwassers, an der Küste wegen Sturms. Durch Starkregen, Hitze und Trockenheit kommen weitere Aspekte dazu: Vor allem Objekte am Wasser, am Hang oder in einer Mulde sind kritisch. Die Nähe zu Fichten- und Kiefernwäldern auf sandigem Boden (Waldbrand) oder enge Häuserschluchten ohne Grün (Hitze) könnten sich ebenfalls rächen.

In einem Pilotprojekt hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Daten für Starkregen, Hitze, Winterstürme und Waldbrände auf eine Karte „GIS-Immorisk“ gebracht – plus Prognosen für die Zukunft.

Klimagerecht bauen

Das heißt aber nicht, dass schwierige Lagen grundsätzlich tabu sind. Wer den Keller gegen Überflutung oder Rückstau absichert, kann Wasserschäden entgegenwirken. Ein grünes Dach hilft gegen Hitze. Und auch gegen Sturmschäden lässt sich ein Haus wappnen.

Welche Maßnahmen in Betracht kommen, erklärt der „Praxisratgeber Klimagerechtes Bauen“ vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) sehr anschaulich. Ein Beispiel: Gegen Starkregen ist es hilfreich, das Grundstück möglichst wenig zu versiegeln und eine Mulde mit unterirdischem Pufferspeicher aus Kies für das Wasser zu schaffen.

Das Risiko richtig einschätzen

Wer ein Haus oder ein Grundstück kauft, sollte zuvor stets ein Angebot für eine Elementarschadenversicherung einholen. Wenn diese sehr teuer ist, sehen Versicherer schon jetzt große Risiken. Leider legt die Versicherungsbranche ihre Daten nicht als Karte offen. Immerhin lassen sich für konkrete Adressen im GDV-„Naturgefahren-Check“ grobe Auskünfte bekommen.

Eine Versicherung gegen Naturgewalten ist so oder so überlegenswert. Doch selbst wenn sich ein Haus jetzt günstig versichern lässt, heißt das nicht, dass das so bleibt. Dort, wo Klimarisiken erst noch groß werden, kann es passieren, dass diese Versicherung irgendwann unbezahlbar wird.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.