Berlin. Wer sein Fahrrad vor Diebstahl schützen will, braucht ein gutes Schloss. Wir haben fünf Modelle für Preise von 25 bis 140 Euro getestet.

Rund 260.000 Fahrräder sind im Jahr 2020 laut Kriminalstatistik in Deutschland gestohlen worden. Ein gutes Fahrradschloss ist darum für jeden Bike-Besitzer ein Muss. Schwere, großgliedrige Kettenschlösser vermitteln schon von Weitem den Eindruck, dass man sich als Dieb daran die Zähne ausbeißt.

IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf Modelle – vier mit Schlüssel und eins mit Zahlenkombination – von rund 25 bis 140 Euro auf Stabilität, Praktikabilität und Sicherheit getestet.

Fahrraddiebstahl: Diese Tricks wenden Kriminelle an

Ein Fahrradschloss zu knacken, ist kein Kinderspiel. Schlossknacker greifen in der Regel auf diese Tricks zurück:

Picking: Der Versuch, das Schloss wie mit einem Dietrich ganz normal, nur ohne Schlüssel zu öffnen. Beim Zahlenschloss gilt es den Code zu knacken. Am langwierigsten: alle Kombinationen ausprobieren.

Brechen, biegen und hebeln: Manche Schlösser lassen sich etwa mit Wagenhebern oder Rohren aufhebeln oder -biegen. Das ist in der Öffentlichkeit sehr auffällig und funktioniert je nach Material auch nicht immer.

Schneiden und sägen: Bolzenschneider, Sägen oder gar Akku-Flex-Geräte sind bei Fahrraddieben beliebte Werkzeuge. Je nach Kettengliedstärke oder Material können aber auch diese Geräte scheitern. Einzig die Akku-Flex findet immer einen Weg durch die Kette. Wie schnell und aufwendig, hat IMTEST probiert. Allerdings ist auch allen Methoden gemein, dass sie in der Regel recht auffällig und teils sehr laut sind.

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Die Flex macht’s – die Methoden können rabiat sein

Um exemplarisch zu prüfen, wie widerstandsfähig die Kettenglieder der Testkandidaten sind, hat IMTEST zur brutalsten Methode gegriffen, die aber garantiert zum Erfolg führt: Alle Ketten wurden mit einer Akku-Flex einfach durchgesägt. Die Unterschiede waren teils deutlich: Während es beim orangefarbenen Modell von Tex-Lock (Orbit orange, ca. 139 Euro) nur 13 Sekunden dauerte, bis die Kette durch war, leisteten die Glieder der Hiplok-Kette (Hiplok Gold, ca. 109 Euro) fast 50 Sekunden erbitterten Widerstand.

Im Schnitt dauert es etwa eine halbe Minute, bis ein Kettenschloss durchgeflext ist. Im echten Leben ist das zwar eine sehr kurze Zeitspanne, allerdings wird diese Art des Schlossknackens auch begleitet von einem Höllenlärm und Funkenflug – unauffällig geht anders.

Unterm Strich lässt sich von allen Testkandidaten sagen: „Mal eben aufknacken“ funktioniert mit keinem. Die bei allen sehr feste Gewebeummantelung sorgt zudem nicht nur dafür, dass es keine Kratzer am Rad gibt, sondern sie stellt auch ein nicht zu vernachlässigendes Hindernis für Bolzenschneider oder diverse Hebelwerkzeuge dar. Auch interessant: Apple-Tablet: So schneidet das neue iPad Air 5 ab

Das Gewicht fährt mit

Der Preis für so viel massive Sicherheit ist vor allem: Masse und Gewicht. Und beides wächst mit zunehmender Sicherheit und Stabilität. Da sich Kettenschlösser – anders als etwa Bügelschlösser – nicht mit einer praktischen Halterung am Fahrradrahmen transportieren lassen, bleiben hier nur drei Möglichkeiten: Kette um eine Rahmen- oder Sattelstange wickeln, im Rucksack transportieren oder während der Fahrt um die Hüfte schnallen.

Die Schlösser von Nean (Kettenzahlenschloss, ca. 25 Euro) und Tex-Lock sind am leichtesten. Zum Tragen um die Hüfte hat das Hiplok einen einfachen und vor allem justierbaren Clip. Das funktioniert schnell und einfach und lässt sich an fast jeden Körperbau anpassen. Lesen Sie auch: Smarte Rauchwarnmelder im Test: Das ist der Sieger

Diese Unterschiede gibt es bei der Handhabung

Die Handhabung beim Anschließen unterscheidet sich bei den Kandidaten nur geringfügig. Außer beim (Zahlen-)Schloss von Nean und dem von Tex-Lock ist immer der Schlüssel zum Abschließen nötig. Beim Tex-Lock lassen sich die beiden Enden einfach zusammenstecken und der Verschlussmechanismus rastet dann hörbar ein. Nur beim Abus-Modell (City-Chain 1010, ca 110 Euro) wird das Schlüsselloch durch einen selbstschließenden Mechanismus vor Schmutz geschützt.

Generell gilt: Je wuchtiger die Kette, desto herausfordernder ist es, den ummantelten Kettenschlauch durch den Rahmen oder die Speichen und um die Befestigung zu schlängeln. Außer beim Hiplok und beim Decathlon-Schloss (Elops 900, ca. 36 Euro) gelang es im Test aber immer, sowohl das Vorderrad als auch den Rahmen an einem Laternenpfahl anzuschließen.

Fazit

Faustregel für Kettenschlösser: Je schwerer, desto sicherer, desto unhandlicher. Für den Testsieger Hiplok mit integriertem Hüft-Clip zum Tragen gilt alles. Erstaunlich gut schlagen sich die Budget-Modelle von Decathlon und Nean, die ein zwar geringeres, aber immer noch angemessenes Maß an Sicherheit bieten und dabei ein bisschen leichter zu handhaben sind.