Berlin. Ob aus Eiche, Kiefer oder Lärche: Liegestühle und Tische ohne Kunststoff sind im Trend. Wie Sie ökologisch produziertes Holz erkennen.

Sonnenbaden, Grillen, Freizeit genießen – auf schönen Gartenmöbeln macht das am meisten Spaß. Tische und Stühle aus Holz haben noch dazu den Vorteil, dass der Rohstoff nachwachsend ist – im Unterschied zu Kunststoff oder Metall. Aber Vorsicht: In Sachen Nachhaltigkeit und Eignung für Gartenmöbel ist Holz nicht gleich Holz.

Bei der Orientierung helfen Zertifikate, die für eine nachhaltige Waldwirtschaft stehen. Kunden erkennen dies an einem Siegel am Produkt. „Wer zertifizierte Gartenmöbel kauft, steht auf der sicheren Seite“, sagt Arbeitsbereichsleiter Jörg Schweinle vom Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg. Das erlaube aber nicht den Umkehrschluss, dass Holz ohne Zertifizierung zwingend aus nicht-nachhaltiger Bewirtschaftung stammt.

Zertifikate bei Holzmöbeln: Welche Siegel sind wichtig?

Bei den Zertifikaten ist zu beachten, dass die Vergabekriterien unterschiedlich sind. Besonders strenge Maßstäbe gelten laut Umweltbundesamt (UBA) für das „Naturland“-Siegel. Doch diese Produkte sind „auf dem Markt sehr rar“, sagt Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben des Naturland-Verbands bewirtschaften rund 20 Waldbetriebe in Deutschland eine Waldfläche von 53.000 Hektar nach den Öko-Richtlinien.

Wesentlich größer ist das Angebot von Gartenmöbeln mit „FSC“- oder „PEFC“-Siegel. Von den beiden Zertifikaten ist FSC „ökologisch hochwertiger und ambitionierter“, so das UBA. Zu den Standards des FSC (Forest Stewardship Council) gehören der Erhalt intakter Waldsysteme und der biologischen Vielfalt. Beim Kauf nicht-zertifizierter Ware bestehe die Gefahr, dass das Holz illegal geschlagen wurde, heißt es beim FSC.

Jährliche Kontrollen sollen sicherstellen, dass die FSC-Kriterien eingehalten werden – auch in Afrika, Lateinamerika und Süd- oder Südostasien. Dort wachsen etwa Teak, Akazie, Eukalyptus und andere für Gartenmöbel beliebte Hölzer. Das Problem ist: Es kann zu Falschdeklarationen kommen, etwa aufgrund von Korruption oder Siegelfälschungen. „Böswillige betrügerische Absicht lässt sich natürlich nie ganz ausschließen, aber durch die FSC-Mechaniken sind diese Risiken bei Holz erheblich minimiert“, meint FSC-Experte Lars Hoffmann.

Kritik an Siegel-Vergabe

Nach dem Standard „PEFC“ sind rund zwei Drittel der Wälder in Deutschland zertifiziert, dies entspricht rund acht Millionen Hektar, berichtet der PEFC-Verein. Diese Wälder werden nach Einschätzung des Thünen-Instituts in der Praxis nicht weniger nachhaltig bewirtschaftet als FSC-Wälder. „PEFC“ steht übersetzt für „Programm für die Anerkennung von Forst-Zertifizierungssystemen“.

„PEFC ist Standard in Deutschland. Jeder Waldbesitzer, der seinen Wald intakt halten will, hält sich daran“, sagt Verbraucherschützer Heldt. Im Unterschied zu Holz aus vielen anderen Ländern könnten sich die Kunden sicher sein, „dass kein Holz im Naturschutzgebiet geschlagen oder sonst ein Schindluder getrieben wird“. Die Frage ist nur, wie viele Verbraucher das Geld für diese Hölzer aufbringen können oder wollen. Laut UBA dürften Gartenmöbel aus deutschem Holz „wenn überhaupt, nur im oberen Preissegment verfügbar sein“.

PEFC-Produkte aus dem Ausland stellen eine mögliche Alternative dar. Weltweit werden den Angaben zufolge mehr als 300 Millionen Hektar nach den Standards des PEFC bewirtschaftet. Das UBA kritisiert jedoch, dass die Vergabe des Siegels auf der Basis einer Selbstauskunft der Waldeigentümer erfolge – bei nur stichprobenartigen Kontrollen.

Angeboten werden auch Produkte mit dem Zeichen „Goldenes M“ der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Unabhängige Institute prüfen die Möbelstücke nach einem RAL-Standard, der auch die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Herkunft des Holzes umfasst. Der Kunde könne sicher sein, dass die Produkte „hochwertig verarbeitet, sicher sowie umweltfreundlich und gesundheitsverträglich sind“, heißt es bei der DGM.

Beim Kauf die richtige Holzart und Herkunft wählen

In Sachen Nachhaltigkeit ist wichtig, dass die Gartenmöbel lange halten. Dann müssen weniger Ersatzprodukte hergestellt und Bäume gefällt werden. Dies spricht dem FSC zufolge für tropische Holzarten, die „vielfach deutlich langlebiger“ als heimische Arten seien. „Dies liegt an der hohen Dichtigkeit des Holzes und an seinen Ölen sowie Harzen, die das Holz von Natur aus stärker imprägnieren“, erläutert FSC-Fachmann Hoffmann.

Das UBA bemängelt aber, dass Tropenhölzer wie Teak oder Akazie (häufig aus Malaysia) über weite Strecken transportiert werden müssen – was klimaschädlich ist. Zudem handele es sich „fast ausschließlich um Plantagenhölzer, mit teilweise negativen ökologischen Wirkungen vor Ort“. Deshalb rät die Umweltbehörde: „Erste Wahl sollten Gartenmöbel aus zertifizierten einheimischen Hölzern aus europäischen Wäldern sein.“

Wo das Holz herkommt, ist schwer zu erkennen

Am wenigsten langlebig sind Weichhölzer wie Fichte oder Kiefer. Besonders Eiche und Lärche haben laut UBA hingegen „sehr gute“ Eigenschaften als Gartenmöbel und aus Gründen der Nachhaltigkeit. Robinie wird trotz der guten Eignung für die Verwendung im Freien kritischer beurteilt, da diese Baumart nicht ursprünglich heimisch ist. Besteht die Wahl zwischen FSC-zertifizierten Gartenmöbeln aus Eukalyptus, Akazie oder Teak und nicht-zertifizierter Robinie oder Lärche aus Osteuropa, rät das UBA zu den Produkten mit Zertifikat.

Ein Grundproblem ist: Laien sehen den Gartenmöbeln die Herkunft des Holzes nicht an. Viele werden nicht einmal die Holzart erkennen. Wer sich informieren möchte, kann bei Produkten mit Siegel anhand der Zertifikate-Nummer den Inhaber des Zertifikats herausfinden und dort Näheres erfahren. Ansonsten bleibt nur, die Verkäufer zu fragen. Verbraucherschützer Heldt empfiehlt, auch die Hersteller und Handelsbetriebe zu fragen: „Verbraucher können etwas bewegen und ein Umdenken hin zu einer nachhaltigen Produktion bewirken, wenn sie Interesse an dem Thema zeigen.“

Was sagt das Gesetz?

Zum Schutz des weltweiten Waldbestandes verbietet es die EU seit 2013, illegal geschlagenes Holz sowie daraus hergestellte Holzerzeugnisse auf den europäischen Binnenmarkt zu bringen. Allerdings lässt sich aus der bloßen Legalität des geschlagenen Holzes nicht unbedingt schließen, dass die Herkunftsländer eine nachhaltige Waldwirtschaft betreiben.

Umweltverbände wie der WWF befürchten den Verlust wertvoller Regenwälder. Außerdem erfolgen bei der Einfuhr der Produkte nur stichprobenartige Kontrollen, die der WWF als „völlig unzureichend“ bezeichnet. Speziell für Gartenmöbel und andere Möbelstücke ist der gesetzliche Schutz schon im Ansatz lückenhaft: Holztische fallen unter die EU-Vorschrift, Holzstühle aber nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst bei abendblatt.de