Berlin. Die Lebensfreude nimmt während der Corona-Pandemie bei vielen ab. Vor allem Frauen und Ältere sind unzufriedener als vor der Krise.

Kaum Kontakte. Schulen und Kitas dicht. Kinos, Theater und Museen geschlossen, Läden und Restaurants ebenso. Homeoffice, Kurzarbeit, Jobverlust oder Geldsorgen. Das Leben hat sich seit einem Jahr für alle irgendwie verändert. Und dies bleibt für das Wohlbefinden nicht folgenlos.

Ob jung oder alt, Frauen oder Männer: Bei allen Bürgern in Deutschland ist die Zufriedenheit während des ersten Pandemie-Jahres gesunken – und zwar familiär, finanziell und gesundheitlich.

Nur noch 68 Prozent der Bevölkerung zeigen sich mit ihrem Leben zufrieden, in den beiden Jahren zuvor sagten dies noch 73 Prozent von sich. Besonders kritisch schätzen Frauen ihre Lage ein, insbesondere aufgrund ihrer schlechteren beruflichen und finanziellen Situation: Nur rund 66 Prozent nennen sich zufrieden, unter den Männern behaupten dies 70 Prozent.

Corona: Gesundheit und Finanzlage werden schlechter eingeschätzt

Dies geht aus einer repräsentativen Nielsen-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hervor, die seit 2018 jährlich im „Gesundheitsmonitor“ erhoben wird und unserer Redaktion vorliegt. Befragt wurden dazu im Dezember 2000 Erwachsene. Damit lassen sich die Ergebnisse mit der Stimmungslage vor der Pandemie vergleichen. Lesen Sie auch:Corona: Die zehn Gebiete mit dem niedrigsten Inzidenzwert

Mit ihrer familiären Situation sind nur noch 71 Prozent der Bürger zufrieden – im Vorjahr waren es noch 77 Prozent. Ihre finanzielle Lage bezeichnen 61 Prozent als gut (Vorjahr: 66 Prozent), über ihre berufliche Situation sagen dies noch 55 Prozent (Vorjahr: 57 Prozent). Deutlich rückläufig wird unterdessen die persönliche gesundheitliche Lage eingeschätzt: Mit ihrer Gesundheit sind 59 Prozent zufrieden, 2019 waren es noch 67 Prozent.

Pandemie: Lebensfreude geht vor allem bei den über 50-Jährigen zurück

Signifikante Rückgänge der Lebenszufriedenheit sind auch bei den Älteren über 50 Jahren festzustellen. Während in diesen Generationen in den Vorjahren mehr als 80 Prozent mit ihrem Leben zufrieden waren, sind dies während der Corona-Zeit nur noch rund 70 Prozent. Vermutlich isoliere sich diese Altersgruppe aus Schutzmaßnahmen eher und sei daher auch weniger zufrieden mit ihrem Leben als noch in den Jahren zuvor, meinen die Nielsen-Forscher.

Während der Pandemie hat sich somit die Lebenszufriedenheit in allen Altersgruppen über 30 Jahren angeglichen. Nur die Jüngeren bleiben weiter die Ausreißer nach unten: Lediglich 62 Prozent der 15- bis 29-Jährigen sind wie in den Vorjahren mit ihrem Leben zu­frieden.

Trotz Corona: Zufriedenheit in Baden-Württemberg am größten

Das Glück hat auch eine geografische Heimat. Am zufriedensten zeigen sich während der Pandemie die Baden-Württemberger mit 76 Prozent. Schlusslicht bilden die Saarländer mit 61 Prozent. In Nordrhein-Westfalen bezeichnen sich 64 Prozent als zufrieden, in Berlin 67 Prozent, in Niedersachsen 70 Prozent und in Hamburg sowie Thüringen jeweils 73 Prozent.

Die Corona-Pandemie hat vor allem das Wohlempfinden der Menschen in den Metropolen eingetrübt: Ihre Zufriedenheit ist deutlich von 77 auf 66 Prozent eingebrochen, was wohl nicht zuletzt auch mit dem fehlenden kulturellen und öffentlichen Leben zusammenhängen dürfte. Auf dem Land und in Großstädten fühlen sich rund 68 Prozent der Befragten zufrieden.

Umfrage: Bürger lernen Gesundheitsangebote besser zu schätzen

Das Positive im Negativen: Während der Pandemie haben die Bürgerinnen und Bürger das eigene Gesundheitssystem stärker zu schätzen gelernt. 75 Prozent der Befragten geben der Versorgung in Deutschland die Note „Eins“ bis „Drei“ – 2019 waren dies nur 71 Prozent. Dabei sind sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte gleichermaßen zufrieden.

Die Gesundheitssysteme am eigenen Wohnort werden sogar von 84 Prozent als gut bewertet – in Metropolen liegt der Wert jedoch mit 87 Prozent deutlich höher als auf dem Land mit 78 Prozent. Als besonders wichtig werden Krankenhäuser vor Ort eingeschätzt sowie ausreichend Fach- und Hausärzte.

„Das deutsche Gesundheitssystem ist im Vergleich zu anderen Ländern in der EU sehr gut“, meinen gut 79 Prozent der Befragten. „Die Corona-Pandemie hat die Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt gestellt“, sagt BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz. Die Wertschätzung für das „gut funktionierende deutsche Gesundheitssystem ist gestiegen“.

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Corona: Mehrheit der Bürger vertraut den Apotheken am meisten

Die große Mehrheit (83 Prozent) hält die Versorgung mit Apotheken, Medikamenten und Krankenhäusern für gut. Den größten Mangel sehen die Deutschen nur im Pflegebereich: Fast jeder Zweite bezeichnet die Zahl des Pflegepersonals als nicht ausreichend.

Das größte Vertrauen haben die Menschen zu ihrer Apotheke vor Ort (77 Prozent) – unter den über 70-Jährigen sind es sogar 86 Prozent. Ihren Ärzten spricht die Mehrheit (72 Prozent) hohes Vertrauen aus, ebenso den Krankenhäusern (60 Prozent). Das Vertrauen in die Arzneimittelhersteller hat sich von 36 auf 41 Prozent erhöht.

Der Blick in die Zukunft in Sachen Gesundheitsversorgung hat sich ebenfalls etwas verbessert: Nur noch knapp jeder Dritte (32 Prozent) befürchtet, dass sich das Gesundheitssystem in Deutschland verschlechtern wird – ein Jahr zuvor sagten dies noch 35 Prozent.