Berlin. Die neuen Galaxy Buds Pro schirmen Außengeräusche dank ANC gut ab und bieten klaren Klang. Im Alltag zeigen sich aber einige Tücken.

Zeitgleich mit den neuen Galaxy S21-Smartphones bringt Samsung die Galaxy Buds Pro in den Handel. Die kabellosen In-Ear-Kopfhörer stellen die neue Oberklasse des Herstellers aus Südkorea in diesem Bereich dar. Die Pro-Modelle sind Nachfolger der Galaxy Buds Live, die erst im Sommer erschienen waren und durch ihr nierenförmiges Design auffielen.

Davon hat sich Samsung bei den Buds Pro verabschiedet und sein knapp 230 Euro teures Topmodell an mehreren Punkten verbessert. Welche Stärken und Schwächen zeigen sich nach mehreren Tagen im Praxisgebrauch?

Samsung Galaxy Buds Pro im Alltagstest

Wie der Vorgänger Buds Live können die Buds Pro durch aktive Geräuschunterdrückung (ANC) lästige Umgebungsgeräusche ausblenden. Das klappt nun aber deutlich besser. Denn die Kunststoffaufsätze, die in drei Größen beiliegen, sitzen nun tief im Gehörgang. Diese passive Geräuschdämmung im Zusammenspiel mit dem bei ANC typischerweise ausgespielten Gegenschall sorgen für ungestörten Musik- oder Filmgenuss. Die Stärke des ANC lässt sich in zwei Stufen regeln.

Fährt man die Lautstärke aber komplett herunter, kann das ANC Störgeräusche nicht komplett ausblenden. Das können andere Hersteller besser. Im trubeligen Nahverkehr oder wenn man einfach mal abschalten möchte, wäre das wünschenswert. Per Knopfdruck springen die Stöpsel in den Transparenzmodus.

Dieser verstärkt Außengeräusche bewusst, damit man Zugansagen oder Gespräche hören kann, ohne die Ohrhörer herauszunehmen. Komplett klar kommen die Außengeräusche aber nicht durch. Das Verstärken kann dazu führen, dass die Umgebung manchmal verzerrt klingt.

Praktisch ist der neue Umgebungsmodus. Beginnt man beim Musikhören ein Gespräch, verringern die Ohrhörer von sich aus die Lautstärke und man kann sich gut unterhalten. Nach zehn Sekunden Ruhe fährt die Musik wieder auf die Einstellung zuvor hoch.

Der Klang der Buds Pro ist von Pop über Rock bis Klassik durchweg klar und der Bass kommt gut zum Tragen. Beim Gehen ist der Klang nicht ganz so gut wie beim ruhigen Sitzen – Schritthall heißt das bei In-Ears bekannte Phänomen.

Phantom White, Phantom Violet und Phantom Black: Die Samsung Galaxy Buds Pro sind ein neues Topmodell unter den kabellosen In-Ear-Kopfhörern. Die Stärken und Schwächen beleuchtet der Alltagstest.
Phantom White, Phantom Violet und Phantom Black: Die Samsung Galaxy Buds Pro sind ein neues Topmodell unter den kabellosen In-Ear-Kopfhörern. Die Stärken und Schwächen beleuchtet der Alltagstest. © samsung | Samsung

Samsungs Pro-Modell schwächelt bei der Bedienung

Die Stöpsel sind jetzt kompakter, abgerundet und hervorragend verarbeitet. Sie sitzen je nach Gehörgang recht sicher und sind im Freien kaum windanfällig. Auch Mütze oder Stirnband lässt sich darüber tragen, ohne dass sie drücken. Die Buds Pro sind wasserfest nach IPX7 und so gegen Schweiß und Regen geschützt.

Ein Nachteil der Bedienung: Die Sensoren strecken sich über die gesamte glänzende Oberfläche der Ohrstöpsel. Leider sind sie so berührungsempfindlich, dass es beim Herausnehmen oder Neujustieren häufiger zu Fehleingaben kam. Es war schwierig, sie zu greifen, ohne dass eine Eingabe etwas ausgelöst hat. In-Ears anderer Hersteller führen daher erst dann Befehle aus, wenn man doppelt oder länger drückt.

Feinabstimmungen in der Begleit-App – aber nicht für iPhone-Nutzer

In Samsungs Begleit-App Galaxy Wearable lässt sich vieles auf die eigenen Vorlieben anpassen: die Geräuschunterdrückung genauso wie die Befehle, die beim Drücken der Ohrstöpsel ausgeführt werden.

Hier kann man etwa festlegen, dass sich die Lautstärke beim langen Druck auf die Ohrhörer anpassen lässt – das ist nicht voreingestellt. Im Equalizer wählt man zwischen sechs möglichen Klangvarianten. Schade für iPhone-Nutzer: Samsung bietet derzeit keine iOS-Version der Begleit-App. Feinabstimmungen und Geräteupdates sind so nicht möglich – ein echter Nachteil bei der Nutzung.

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Kompaktes Akku-Ladehülle lässt sich drahtlos versorgen

Die Ausdauer im Alltag ist völlig in Ordnung. Der Akku hält pro Ladung rund vier (Telefongespräche) bis fünf Stunden (Musik und Filmsound), ohne ANC noch deutlich länger. Zum Aufladen platziert man die Stöpsel magnetisch in der Ladeschachtel, die in passendem Matt-Farbton beiliegt.

Die Hülle kann auch drahtlos geladen werden, was beim Praxistest allerdings nicht zu überprüfen war. Das geht über den verbreiteten Qi-Standard. Entsprechendes Zubehör bietet auch Samsung für rund 60 Euro Aufpreis. Insgesamt ermöglicht das kompakte Case mit aktiviertem ANC 18 Stunden Akkulaufzeit, ohne ANC soll man auf rund 28 Stunden kommen.

Galaxy Buds Pro: Einschätzung und Alternativen

Die Galaxy Buds Pro sind ab dem 29. Januar für 229 Euro in den Farben Schwarz, Silber und Violett im Handel erhältlich. Wer bereit ist, einen Oberklasse-Preis für In-Ears zu investieren, erhält schön kompakte und optisch hochwertige Kabellos-Kopfhörer mit sehr gutem bis gutem Klang und allerlei Einstellmöglichkeiten in der Begleit-App. Die Gesprächserkennung ist ein echter Mehrwert und klappte meist tadellos.

Gute Alternativen zu den Buds Pro in dieser Preisklasse sind die Jabra Elite 85t, die Sony WF-1000 XM3 oder die Sennheiser Momentum True Wireless 2. iPhone-Nutzer haben mit den Airpods Pro ein Oberklasse-Modell und sollten erst über die Samsung Buds Pro nachdenken, wenn eine Begleit-App für iOS nachgereicht wurde. Wer etwas weniger ausgeben möchte, macht mit den Huawei FreeBuds Pro nichts falsch.

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