Berlin. Diabetiker sind vom Klimawandel besonders betroffen. Wochenlange Hitzewellen können Diabetes-Patienten zusetzen. Tipps für Betroffene.

  • Hitze ist für Menschen mit Diabetes besonders gefährlich
  • Denn mit steigenden Temperaturen erhöht sich ihr Risiko für einen Herzinfarkt
  • Was dahintersteckt und wie sich Patienten schützen können

Sommerhitze bringt die meisten Deutschen ins Schwitzen. Der Klimawandel sorgt zusätzlich dafür, dass Hitzeperioden in europäischen Gefilden immer stärker ausfallen und länger andauern. Gerade für Diabetiker und Diabetikerinnen ist das keine gute Nachricht. Denn für Zuckerkranke kann die Hitze besonders gefährlich werden.

Wie Diabetes entsteht und wie stark die Krankheit verläuft, hängt in großem Maße auch von bestimmten Umweltfaktoren ab. Neben Schadstoffen in der Luft, regelmäßigem Lärm, hormonaktiven Substanzen oder dem eigenen Wohnumfeld, sind auch hohe Temperaturen im Sommer eine besondere Belastung für Betroffene.

Halten sich Hitzewellen über Wochen – durch den fortschreitenden Klimawandel keine Seltenheit mehr – kann das Diabetes-Patienten zusetzen. Das berichtet unter anderem das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“.

Diabetiker und Bluthochdruck: Sommerhitze Belastung fürs Herz

Der Grund: Je höher das Thermometer im Sommer klettert, desto mehr steigt auch die Durchblutung beim Menschen. „Dadurch kann gespritztes Insulin schneller wirken als sonst“, erklärt Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Diabetologe und Endokrinologe vom Universitätsklinikum der RWTH Aachen. „So kommt es möglicherweise zu Blutzuckerschwankungen und Unterzuckerungen.“

Wer als Diabetiker zusätzlich noch unter Bluthochdruck leidet und bei dem womöglich verengte Herzkranzgefäße oder Herzrhythmusstörungen vorliegen, der muss besonders aufpassen. Denn die Sommerhitze ist auch eine Belastung für das Herz.

Studie bestätigt: Ab 29 Grad steigt das Herzinfarkt-Risiko

Im Sommer sollte man viel trinken, am besten Wasser.
Im Sommer sollte man viel trinken, am besten Wasser. © dpa | Marcus Führer

„Eine Studie aus Hongkong bestätigt diese Beobachtung und zeigt, dass insbesondere bei hohen Temperaturen das Herzinfarktrisiko bei Diabetes-Patienten größer ist als bei Menschen ohne Diabetes“, sagt Professor Dr. Baptist Gallwitz, Sprecher der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in einer Mitteilung.

„Akute Myokardinfarkte (Herzinfarkte; Anm. d. Red.) sind die häufigste Todesursache bei Diabetes-Patienten. Daher ist diese Studie alarmierend und höchst relevant.“ In der besagten Studie, die 2018 im Fachjournal „PLoS Medicine“ erschien, zeigten die Autoren der Universität Hongkong in China den Zusammenhang zwischen Außentemperatur und Krankenhausaufnahme wegen eines Herzinfarkts für Hongkong.

Der Untersuchungszeitraum betrug fast zehn Jahre. Das Ergebnis: Das Herzinfarktrisiko für Diabetiker stieg bei über 29 Grad Celsius an, während es sich sich für Menschen ohne Diabetes nicht ändert.

Daher heißt es, man solle besonders auf den eigenen Flüssigkeitshaushalt zu achten. Das ist umso mehr für Diabetes-Patienten wichtig, die Entwässerungstabletten nehmen. Für sie besteht bei hohen Temperaturen das Risiko, zu viel Flüssigkeit zu verlieren.

Beim Besuch von Schwimmbädern und Hotels aufpassen

Vorsichtig sein sollten Diabetiker auch beim Besuch von Schwimmbädern und Hotels: Wegen der Corona-Pandemie waren die Einrichtungen wochenlang geschlossen. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt jetzt vor einem Legionellen-Risiko in den jeweiligen Trinkwasseranlagen.

Sollten diese unsachgemäß oder gar nicht gereinigt worden sein, könnten die Bakterien nach der Pause vermehrt gewachsen sein, schreibt das RKI im „Epidemiologischen Bulletin“. Menschen mit Diabetes sind bei Legionellen besonders gefährdet.

Forscher- Klimawandel schon vor 7000 Jahren ein Problem

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    Tipps für Diabetiker: So überstehen Betroffene die heißen Phasen besser

    Damit Diabetiker die sommerlichen Wochen und längere Hitzeperioden gesund überstehen, sollten Sie laut Medizinern einige Tipps für den Alltag und im Umgang mit ihren Medikamenten beherzigen:

    • Diabetiker sollten ihren Arzt fragen, ob sie bei hohen Temperaturen weniger Insulin spritzen sollen
    • Zudem sollte mit dem Mediziner abgeklärt werden, ob man die Dosis bestimmter Arzneimittel reduzieren sollte. Das betrifft etwa Diabetes-, Blutdruck- oder Herzmedikamente
    • Medikamente vertragen sich nur schlecht mit Hitze: Sind in der Wohnung über längere Zeit Temperaturen von mehr als 25 Grad, sollten Diabetiker ihr Insulin unbedingt im Kühlschrank lagern
    • Mediziner empfehlen Diabetikern, an heißen Tagen häufiger als gewohnt den Blutzucker und den Blutdruck zu messen
    • Was für die meisten Menschen gilt, hat für Zuckerkranke besondere Bedeutung: Diabetiker sollten bei Sommerhitze – wo der Körper ohnehin viel Flüssigkeit verliert – ausreichend trinken, am besten Leitungs- oder Mineralwasser, da zuckerhaltige, kalorienreiche Getränke den Durst nicht löschen und ungesund sind
    • Eine Ausnahme: Falls es unterwegs zu einem Notfall kommt und der Blutzucker stark abfällt, sollten Diabetiker immer zuckerhaltige Snacks dabeihaben, die als Kohlenhydrate direkt ins Blut gehen. Praktisch sind etwa Traubenzucker, Rosinen oder zuckerhaltiger Saft
    • Ein Gläschen Wein im Sommer mag zwar schmecken, doch Diabetiker sollten im Hochsommer auf Alkohol lieber verzichten. „Alkohol sorgt für einen zusätzlichen Wasserverlust. Außerdem ist bereits ab einem Blutalkoholspiegel von 0,45 Promille die Zuckerfreisetzung aus der Leber gestört, so dass eine Unterzuckerung drohen kann“, erklärt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer Krankenkasse in Niedersachsen und Bremen
    • Sport treiben: Mit einer Mischung aus Kraft- und Ausdauertraining lässt sich der Blutzuckerspiegel senken und die Zellen sind empfindlicher für Insulin. Achtung: Dieser Effekt lässt nach 48 Stunden wieder nach. Daher ist regelmäßiger Sport wichtig. Im Hochsommer sollte man aber nur in den Morgen- oder Abendstunden Sport treiben. Ideal sind Nordic Walking, Fahrradfahren oder Schwimmen

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    (mahe)