Berlin. Nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies in NRW steht auch die Fleischindustrie in der Kritik. In diesen Produkten steckt Tönnies-Fleisch.

  • Nach dem Corona-Ausbruch beim Wursthersteller Tönnies wurde ein Lockdown für Gütersloh beschlossen
  • Der Ausbruch bei Tönnies sorgt für Ärger: Viele kritisieren die für die Branche gewöhnlichen Werkverträge und sehen darin eine Ursache für den Corona-Ausbruch
  • Doch in welchen Produkten steckt eigentlich Fleisch von Tönnies? Und welche Marken gehören eigentlich zu Tönnies?

Der Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies zieht immer weitere Kreise. Nachdem bekannt wurde, dass sich über tausend Mitarbeitende mit dem Coronavirus angesteckt haben, gab es scharfe Kritik am Geschäftsmodell der Fleischbranche und dem Umgang mit Angestellten und Tieren. Jetzt wurde sogar ein Lockdown für den Kreis verhängt. Doch was bedeutet der Corona-Ausbruch bei Tönnies für Verbraucher und Verbraucherinnen?

Der Lebensmittelexperte Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass beim Fleischkauf auch die Arbeitsbedingungen kritisch hinterfragt werden sollen. „Beim Fleischkauf sollte man generell darauf achten, dass nicht das Billigste auch das Beste ist“, so Burdick. Lesen Sie hier: Alle Entwicklungen zum Fall Tönnies und zum Lockdown in Gütersloh zur Corona-Krise im News-Ticker.

Tönnies: Ist Fleisch gefährlich?

Laschet- Lockdown für Kreis Gütersloh

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    Wegen des Coronavirus bräuchten sich Verbraucher und Verbraucherinnen keine Sorgen zu machen, erklärte Burdick weiter. Bisher seien keine Fälle bekannt, bei denen das Virus von Lebensmitteln übertragen worden sei, so der Experte.

    Der Hygiene-Facharzt Klaus-Dieter Zastrow sieht das offenbar anders. Gegenüber der „Bild“-Zeitung warnte er, das Fleisch sei „brandgefährlich“. „Wenn es nicht stark erhitzt wurde, kann man es nicht mehr verwenden“, so Zastrow. Die Hitze, etwa in der Pfanne, deaktiviere das Virus. Lesen Sie dazu: Ist eine Übertragung von Corona durch Fleisch möglich?

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      Doch woran erkennt man, welches Fleisch aus dem Schlachtereibetrieb Tönnies kommt?

      Tönnies: Daran erkennt man das Fleisch

      Burdick erklärte in der „Bild“-Zeitung Produkte tierischer Herkunft müssten EU-weit mit einem Identifikationskennzeichen markiert werden. Diese zeige allerdings nicht an, wo das Fleisch herkommt, sondern nur, wo es zuletzt verarbeitet wurde. Das kritisierte Burdick: „Um Produkte eines Herstellers zu meiden, müsste [der Verbraucher] deren Identifikationsnummer kennen und wissen, welche Eigenmarken von diesem beliefert werden.“

      Nach Recherchen der Verbraucherzentrale NRW sind mit dem Tönnies-Unternehmen in Rheda-Wiedenbrück folgende Kennzeichen verbunden:

      • DE NW 20202 EG
      • DE NW 20028 EG
      • DE NW 20045 EG

      Tönnies: In diesen Marken steckt das Fleisch

      Auch in speziellen Marken wird Tönnies-Fleisch verarbeitet. Davon betroffen sind unter anderem die Produkte von Tillman’s:

      • Tillman’s Toasty, ein Fleischsnack für den Toaster
      • Tillman’s Convenience Produkte wie Burgerfleisch, Schnitzel, Spare Ribs, Köttbullar, Chicken Nuggets, Cordon Bleu, Gyros-Spieße oder Cevapcici
      • Tillman’s Mettwurstspezialitäten
      • Tillman’s Qualitätsmetzgerei mit frischen, verpackten Produkten wie Hackfleisch, Steaks oder Geschnetzeltes

      Diese Wurstmarken verwenden Fleisch von Tönnies

      Fleisch von Tönnies wird außerdem in Wurstprodukten der „Zur Mühlen Gruppe“ (ZMG) verarbeitet. Dazu gehören folgende Wurstmarken:

      • Böklunder
      • Könecke
      • Redlefsen
      • Schulte
      • Zerbster Original
      • Plumrose
      • Nölke (Gutfried)

      Tönnies-Fleisch auch bei Discounter und Foodservice

      Tönnies-Fleisch verwenden auch die Eigenmarken verschiedener Discounter, etwa „Landjunker“ von Lidl und „Meine Metzgerei“ von Aldi Süd. Zudem beliefert der Tönnies Foodservice Gastronomie, Systemlieferanten und Großverbraucher mit den Marken „Artland“ und „IQF“.

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      (reb)