Braunschweig. Laut IG Metall müssen 30 Beschäftigte gehen. Sie sollen Abfindungen erhalten und in eine Transfergesellschaft wechseln können.

Der Braunschweiger Klavierhersteller Schimmel wird sein Personal deutlich verringern. Das bestätigte Garnet Alps, Chefin der IG Metall Braunschweig, unserer Zeitung. Demnach werden etwa 30 Beschäftigte und damit ein Viertel der Belegschaft das Unternehmen verlassen. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen eine Abfindung erhalten und in eine Transfergesellschaft wechseln können. Das Unternehmen wollte sich auf Anfrage nicht zur Restrukturierung äußern.

Wie Gewerkschafterin Alps sagte, werden die Arbeitsplätze bereits im April abgebaut. Zu den Gründen führte sie aus, dass die Branche der Musikinstrumenten-Hersteller seit Jahren wirtschaftliche Schwierigkeiten habe. „Das trifft auch andere Hersteller.“ Das Unternehmen wolle sich wirtschaftlich stabilisieren.

Transfergesellschaft soll bei Jobsuche helfen

Alps: „Es ist immer bitter, wenn Arbeitsplätze verlorengehen.“ Der Betriebsrat habe mit Unterstützung der IG Metall erreicht, dass eine möglichst verträgliche Lösung gefunden wird. Dazu gehören Abfindungen ebenso wie die Wechselmöglichkeit in eine Transfergesellschaft. Sie helfe den Betroffenen bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und biete Zusatzqualifizierungen an.

Wie aus einem Flugblatt des Betriebsrats und der IG Metall hervorgeht, das unserer Redaktion vorliegt, erhalten die betroffenen Beschäftigten während ihrer Zeit in der Transfergesellschaft Transferkurzarbeitergeld und eine Aufstockung. Damit erhielten die Betroffenen 85 Prozent des monatlichen Entgelts. Für Qualifizierungen gebe es einen Zuschuss der Arbeitsagentur, zudem beteilige sich das Unternehmen mit 1000 Euro je Mitarbeiter.

Schimmel wurde 2016 von Chinesen übernommen

Den Klavierhersteller Schimmel verbindet eine lange Tradition mit Braunschweig. Im Januar 2016 wurde das Unternehmen zu 90 Prozent von der chinesischen Pearl River Piano Group übernommen. Die Chinesen gelten als größter Klavierbauer der Welt. Damals hieß es, dass die Produktion in Braunschweig bleibe und ausgebaut werden solle. Die Wachstumsziele wurden offenbar nicht erreicht.

Die damaligen Pläne sahen vor, dass Schimmel den Wachstumsmarkt China erschließen will. Das hatten die Braunschweiger zuvor im Alleingang versucht, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. China galt seinerzeit als einziger Wachstumsmarkt – nicht nur für neue, sondern auch für gebrauchte Klaviere.

Udo Jürgens spielte gläsernen Schimmel-Flügel

Schimmel wollte durch die Übernahme von Synergien im Einkauf profitieren. Außerdem verfüge der neue Mehrheitseigner über das größte Vertriebsnetz in China, was ebenfalls Kosten senken solle, hieß es damals. Schimmel wiederum sollte die Produktpalette der Chinesen mit Instrumenten „Made in Germany“ nach oben ergänzen.

Das Unternehmen Schimmel wurde nach eigenen Angaben 1885 nahe Leipzig gegründet. 1929 folgte eine Teilverlagerung der Produktion nach Braunschweig. Seit 1932 fertigt Schimmel nur noch in Braunschweig. Schimmel-Instrumente wurden von vielen bekannten Musikern gespielt. Unvergessen ist der gläserne Flügel des Sängers, Komponisten und Pianisten Udo Jürgens.