Berlin. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) ruft erneut zum Streik auf. Ab Mittwochmorgen ist auch der Personenverkehr betroffen.

Bahnkunden müssen sich auf einen erneuten Streik einstellen. Wie die GDL am Sonntagabend mitteilte, soll der Bahnverkehr in der kommenden Woche mehrere Tage lang bestreikt werden. Der Ausstand startet demnach am Dienstagabend und betrifft zunächst den Güterverkehr. Von Mittwochmorgen um 2 Uhr bis Freitag, 18 Uhr, soll dann auch der Personenverkehr vom Streik betroffen sein.

Mit dem Streik meldet sich die GDL nach dem „Weihnachtsfrieden“ zurück. Die Gewerkschaft hatte Arbeitskämpfe über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bis einschließlich Sonntag ausgeschlossen. Nun folgt der dritte und längste Ausstand in der laufenden Auseinandersetzung. „Der DB-Konzern hat den Weihnachtsfrieden nicht genutzt, um mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen entgegenzuwirken“, kritisierte die GDL.

97 Prozent  der GDL-Mitglieder hatten sich für unbefristete Streiks ausgesprochen.
97 Prozent der GDL-Mitglieder hatten sich für unbefristete Streiks ausgesprochen. © Unbekannt | Unbekannt

Deutsche Bahn geht gerichtlich gegen angekündigten Streik vor

Die Deutsche Bahn will gegen den angekündigten Streik der Lokführergewerkschaft GDL gerichtlich vorgehen. Einen entsprechenden Eilantrag auf einstweilige Verfügung werde die Bahn beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main einreichen, teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit. „Dieser Streik ist nicht nur absolut überflüssig, sondern wir halten ihn auch rechtlich für nicht zulässig“, sagte Personalvorstand Martin Seiler laut Mitteilung.

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Nach der erfolgreichen Urabstimmung der GDL unter ihren Mitgliedern in der Vorweihnachtszeit könnten Ausstände deutlich länger dauern als zuletzt. Rund 97 Prozent der Teilnehmer hatten sich für unbefristete Streiks ausgesprochen.

GDL fordert Absenkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden

Kernforderung der GDL ist eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden ohne Lohneinbußen. Mit zwei kleineren Bahnunternehmen, Netinera und Go Ahead, hat die GDL eine solche Vereinbarung bereits getroffen. Sie will nach Worten von Gewerkschaftschef Claus Weselsky diese Ergebnisse als Muster in der gesamten Branche durchsetzen. „Wir haben uns verpflichtet, vergleichbare Abschlüsse im Markt zu erzielen“, sagte er vor wenigen Wochen. „Wir werden nicht lockerlassen.“

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), fährt einen kompromisslosen Streikkurs.
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), fährt einen kompromisslosen Streikkurs. © DPA Images | Christian Charisius

Die Bahn hatte am vergangenen Freitag vorgeschlagen, bestehende Wahlmodelle bei der Arbeitszeit auszuweiten. Bisher können sich Beschäftigte entscheiden, ob sie etwa mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger Wochenarbeitstage haben wollen. Sie könnten etwa von 39 auf 37 Wochenstunden verringern, bekämen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn. Die Bahn bietet nun an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modus bis zu 35 Stunden reduzieren zu können. Wer möchte, könnte zudem für etwas mehr Geld auch bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten.

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Verschärft wird der Konflikt durch eine Klage der Bahn vor dem Landesarbeitsgericht Hessen. Die hatte das Unternehmen am vergangenen Dienstag eingereicht. Die Bahn geht mit der Feststellungsklage gegen die Genossenschaft Fairtrain vor, die die GDL im Sommer gegründet hatte. Ziel der Leihfirma ist es laut Weselsky, Lokführer von der Bahn abzuwerben und sie zu eigenen Tarifbedingungen an Eisenbahnunternehmen zu verleihen. Die Bahn sieht darin einen Interessenkonflikt und stellt die Tariffähigkeit der GDL infrage, die aus Sicht des Konzerns nun sowohl als Arbeitgeber als auch als Gewerkschaft auftritt. (fmg/dpa)