Wolfsburg. Der VfB Stuttgart war stark - klar. Trotzdem wirkt der VfL nach dem 2:3 gegen den Dritten wie ein Klub, der immer neue Ausreden sucht.

In der 50. Minute hatte beim VfL Wolfsburg mal ausnahmsweise wieder alles gepasst. Mit einer starken Teamkombination hatte der Fußball-Bundesligist Linksverteidiger Joakim Maehle, der die Aktion mit einem Pass in die Mitte selbst initiiert hatte, im Strafraum in Position gebracht. Maehle zog ab und traf sehenswert zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen den VfB Stuttgart.

Aber die Freude der Wolfsburger, die vor diesem Samstagabendspiel bereits acht Partien auf einen Liga-Sieg gewartet hatten, währte nur kurz. Fast im direkten Gegenzug schlug der Tabellendritte aus Schwaben zurück - dank gnädiger Mithilfe von Maehle. Der Däne stand bei einem langen Ball schlecht, kam zu spät ins Laufduell mit Enzo Millot und zupfte den Stuttgarter im Strafraum leicht am Trikot - Elfmeter für den VfB. Den verwandelte Serhou Guirassy zum 2:1 für die Gäste, nachdem er sie bereits in Führung gebracht hatte. Es folgte ein weiterer Treffer der Stuttgarter durch Josha Vagnoman, wodurch auch Lukas Nmechas späterer Anschlusstreffer dem VfL nicht mehr als Ergebniskosmetik einbrachte.

Die Grün-Weißen standen mal wieder ohne Sieg und diesmal durch ein 2:3 (0:1) auch komplett ohne Punkte da. Sie blicken auf eine Horrorbilanz in den vergangenen Monaten zurück. Neun Partien in Folge haben sie in der Bundesliga nun nicht mehr gewonnen, der letzte Dreier datiert aus dem Dezember und mit 25 Punkten nach 24 Spielen hat der VfL einen Punkteschnitt, der in seiner Erstliga-Geschichte zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie schlechter war. Nur die Tatsache, dass die drei Teams auf den Abstiegsplätzen und dem Relegationsrang punktemäßig weit weg sind, verhindert eine riesige Alarmstimmung bei den Wolfsburgern.

Schindzielorz: Wir waren auch heute nicht weit weg

Das kann aber auch gefährlich werden, wenn die Mannschaften im Tabellenkeller plötzlich vermehrt punkten sollten. Doch seit Wochen wirkt der VfL wie ein Klub, der nach jedem sieglosen Spiel die nächste Ausrede sucht. Das bestreiten die Verantwortlichen zwar vehement, trotzdem entsteht ein komischer Eindruck, wenn Trainer Niko Kovac nach dem Stuttgart-Spiel vor allem die Schiedsrichter-Leistung kritisiert. „Das war kein Bundesliga-Niveau“, meinte der Coach zum Unparteiischen und regte sich über dessen kleinliche Regelauslegung auf. Oder wenn VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz zum Stuttgart-Spiel sagt: „Wir hatten in den vergangenen Wochen viele knappe Spiele, wo wir kurz davor waren, was zu holen. Auch heute waren wir nicht weit weg.“

Faktisch hat Schindzielorz damit recht, allerdings stützt er damit die Erzählung, dass nur Nuancen, nur Kleinigkeiten beim VfL fehlen, um den Bock umzustoßen. Für eine Partie mag das jeweils stimmen, doch das Gesamtbild sieht erschreckend aus. Immerhin ist das auch dem Sportdirektor bewusst. „Fakt ist, dass wir die Punkte nicht geholt haben“, sagt Schindzielorz und fügt hinzu: „Es ist nicht angenehm, in so einer Serie zu sein, da muss man durch.“

Dieses Durchkommen soll weiterhin mit Niko Kovac geschehen. Der VfL-Trainer steht seit Monaten in der Kritik, doch genauso lange halten seine Vorgesetzten zu ihm. Auch nach dem 2:3 gegen Stuttgart. „Wir haben vereinbart, dass wir diese schwierige Situation gemeinsam durchgehen wollen, und das steht aktuell“, sagt Schindzielorz. Er und Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer sehen trotz der Negativ-Serie nach wie vor Argumente für einen Verbleib von Kovac.

Maehle macht sich sein Erfolgserlebnis selbst kaputt

Einen davon lieferte Maehle mit seinem tollen Ausgleichstor in der 50. Minute. Solche Aktionen zeigen, dass es die Mannschaft kann, dass Wille und Kampfgeist im Team noch vorhanden sind. Und es ist richtig, dass die Grün-Weißen immer wieder betonen, dass in ganz vielen Spielen dieser Saison nicht viel für ein besseres Ergebnis gefehlt hat. Aber Maehles Beispiel zeigt auch das Problem des VfL. Nach einem Hoch kommt rasend schnell wieder der Absturz nach unten. „Ich bin natürlich enttäuscht. Mehr enttäuscht über den Strafstoß, als dass ich mich über das Tor freue“, sagt der Abwehrspieler über seinen Achterbahn-Moment gegen Stuttgart.

So schnell hintereinander hatte er Erfolgs- und Negativerlebnis in seiner Karriere noch nicht. Eine Erfahrung, auf die er gerne verzichtet hätte. Im Spiel hatte sich Maehle übrigens sehr über die Strafstoß-Entscheidung geärgert, hinterher gab er zu: „Es war ein korrekter Pfiff des Schiedsrichters“. Die Wölfe sind also bereit, sich ehrlich zu machen. Das ist zumindest eine gute Voraussetzung, dass sie letztlich die richtigen Schlüsse aus ihrer Krise ziehen und bald auch wieder erfolgreich sind. Dann braucht es auch keine Ausreden mehr, warum es wieder nicht zum Sieg gereicht hat.