Wolfsburg. Mit Christian Genter hat ein VfL-Meisterspieler Anteil an Stuttgarts Aufschwung. Er ist aber nicht der einzige Ex-Wolfsburger beim VfB.

Es ist kein Neid, der aus Marcel Schäfer spricht. Wolfsburgs Geschäftsführer Sport hätte zwar bestimmt nichts dagegen, wenn er mit seinem VfL auf einen ähnlich erfolgreichen Saisonverlauf wie den des VfB Stuttgart zurückblicken könnte. Aber Schäfer kann auch gönnen und die Leistung anderer respektieren.

Im Falle des VfB, dem nächsten Gegner der Grün-Weißen in der Fußball-Bundesliga, fällt ihm das vielleicht sogar leichter als sonst. Denn bei den Schwaben steht seit etwas mehr als einem Jahr ein guter Freund und ehemaliger Mitspieler von ihm als Leiter des Lizenzbereichs in der Verantwortung. Die Rede ist natürlich von Christian Gentner, mit dem Schäfer drei Jahre beim VfL zusammenspielte. Als Stammspieler holten sie 2009 gemeinsam die bisher einzige Meisterschaft der Klub-Geschichte.

Auch VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat eine Wolfsburger Vergangenheit.
Auch VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat eine Wolfsburger Vergangenheit. © dpa | Christoph Schmidt

Und dass es für den ehemaligen Wolfsburger als Funktionär beim VfB, dem positiven Überraschungsteam dieser Saison in der Bundesliga, so gut läuft, begeistert auch den Ex-Kollegen. „Ich freue mich riesig für ihn, weil er unglaublich viele Höhen und Tiefen mit dem VfB erlebt hat und seine Rolle als Bindeglied zwischen Mannschaft und Sportlicher Leitung mit Begeisterung aufgenommen hat. Die bisherigen Ergebnisse in dieser Saison sprechen neben allen am aktuellen Erfolg beteiligten Personen auch für ihn“, sagt Schäfer über Gentners Rolle bei den Stuttgartern vor dem Aufeinandertreffen mit diesen an diesem Samstag (18.30 Uhr) zum Abendspiel in der VW-Arena.

Mit Gentner verbindet ihn aber auch mehr als nur die gemeinsame Zeit beim VfL. „Christian und ich halten noch sehr regelmäßig Kontakt. Man trifft in der Bundesliga häufiger auf Menschen, mit denen man sich gut versteht. Aber Christian ist da sicherlich ein besonderes Beispiel und ein wahrer Freund geworden, weil wir unter anderem schon Urlaube zusammen verbracht haben und sich auch unsere Familien gut verstehen“, berichtet Schäfer und fügt hinzu: „Ich freue mich einfach, ihn wiederzusehen. Aber jeder von uns wird versuchen, mit seinem Team den Sieg zu erringen.“

Das dürfte trotz eines Heimspiels für die Wölfe nicht so einfach werden. Sie warten seit Dezember auf einen Sieg in der Bundesliga, liegen in dieser Saison weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Bei Gentner und dem VfB ist das ganz anders. Die Schwaben, die in der vergangenen Saison nur über eine erfolgreiche Relegation in der Bundesliga blieben, haben sich in dieser Spielzeit zum Spitzenteam gemausert. Die Stuttgarter befinden sich als Tabellendritter stark auf Champions-League-Kurs. Diese Entwicklung nötigt auch Schäfer höchsten Respekt ab. „Man sieht beim VfB, was Vertrauen in die eigene Stärke ausmachen kann. Da leisten alle Protagonisten einen hervorragenden Job. In Stuttgart ist im Moment eine unglaubliche Begeisterung im Umfeld zu spüren. Der ganze Klub hat sich toll entwickelt“, sagt er über den kommenden Gegner.

Bei dem hat neben Gentner aber noch ein anderer ehemaliger Wolfsburger positiven Einfluss. Auch VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat eine VfL-Vergangenheit. Von 2011 bis 2018 leitete der 44-Jährige das Nachwuchsleistungszentrum der Wölfe. Seit Ende 2022 ist er beim VfB, also ähnlich lange wie Gentner. Und ein halbes Jahr nachdem das ehemalige VfL-Duo bei den Stuttgartern anheuerte, ging es für den VfB auswärts. Das liegt sicherlich nicht an ihnen allein, doch Wohlgemuth hat wie Gentner seinen Anteil am Höhenflug. „Fabian Wohlgemuth macht einen hervorragenden Job“, lobt auch Schäfer.

Er hat damit auch gleich zwei ehemalige Wolfsburger als Ansprechpartner, wenn es Gespräche auf beruflicher Ebene mit den Stuttgartern geben sollte. Zum Beispiel, wenn sich eine Seite für einen Spieler des anderen interessieren sollte. Zumindest bei Gentner muss er dabei zwischen Freundschaft und Job klar trennen. Das sei aber kein Problem, so Schäfer. „Das regeln wir ganz professionell, offen und transparent. Da haben wir wirklich einen ganz kurzen Draht, auch weil mit Fabian Wohlgemuth ein weiterer ehemaliger Wolfsburger in der sportlichen Führung des VfB arbeitet.“

Bei allem Respekt für die Schwaben und seiner Freundschaft zu Gentner steht für den Wolfsburger Sport-Geschäftsführer an diesem Wochenende aber klar der Erfolg der eigenen Mannschaft im Vordergrund. Der VfL braucht einen Sieg, und Schäfer ist überzeugt, dass dieser auch gegen ein Topteam wie den VfB gelingen kann. „Ich glaube, dass wir gegen die Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel in keinem Spiel wirklich unterlegen waren“, meint er. Diesmal, so hofft beim VfL nicht nur der Geschäftsführer, soll es für die Grün-Weißen aber mal mehr als einen Achtungserfolg in Form eines Punktes geben. Die Wolfsburger wollen gegen den VfB den ersten Sieg des Jahres. Danach kann es für die beiden Ex-VfLer im Schwabenland auch gerne so positiv wie in den vergangenen Monaten weitergehen.