Sevilla. Für Joshua Tolsdorf aus Herzberg am Harz zahlt sich die erste richtige Vorbereitung auf einen Marathon direkt aus. Welche Ziele er jetzt hat.

  • Zum ersten Mal absolviert Joshua Tolsdorf aus Herzberg am Harz eine konsequente Marathon-Vorbereitung.
  • Das zahlt sich beim Sevilla Marathon im Februar aus, er läuft persönliche Bestzeit.
  • Im Herbst hat sich der Laufsportler jetzt ein neues Ziel gesteckt.

Manche Menschen sind talentiert, klug, haben die finanziellen Mittel oder das Netzwerk, um Türen zu öffnen, aber um die ganz großen Herausforderungen im persönlichen und beruflichen Leben zu meistern, braucht es Willen, mentale Fitness, Motivation und Konsequenz in der Ausführung. Genau das erlebte nun Joshua Tolsdorf aus Herzberg beim Sevilla Marathon 2024. Zum ersten Mal bereitete er sich konsequent auf die Langstrecke vor, mit einem erstaunlichen Resultat.

Natürlich kann man die Abkürzung nehmen und sich mit einer mittelmäßigen Arbeit begnügen, aber wenn man wirklich an seine Grenzen gehen will, muss man alles geben.
Joshua Tolsdorf - Marathonläufer, nach seiner persönlichen Bestzeit in Sevilla

„Schon große Sportlegenden wie Kobe Bryant haben gezeigt, wohin Engagement und harte Arbeit führen können“, erklärt der Harzer. Der Hobbyläufer, der bisher Marathons unter anderem in Taipeh, Madrid und Paris gelaufen ist, hat immer das Erlebnis an sich und den Städtetrip in den Vordergrund gestellt. Zusammen mit Freunden besuchte er die Städte und lief einen Marathon. Meistens feierten sie freitags bis spät in die Nacht, wenn auch ohne Alkohol, und absolvierten am Vortag ein Sightseeing-Programm mit lokalem Fast Food.

Das Ergebnis bei den sonntäglichen Läufen waren zwar trotzdem beachtliche Zeiten unter drei Stunden, aber nie zuvor hatte Tolsdorf eine komplette Vorbereitung mit großen Distanzen von mehr als 100 km pro Woche absolviert. „Die Frage, was wäre wenn, stand immer im Raum“, erzählt er.

In Frankfurt macht es bei Tolsdorf richtig Click

Anstoß für Tolsdorf war nun sein Umzug nach Frankfurt am Main im vergangenen September. Dort trat er dem Laufclub Spiridon Frankfurt bei und blühte in der Trainingsgruppe schnell auf. Umgeben von Top-Marathonläufern und seinem Trainer Kurt Stenzel, zwölffacher deutscher Marathonmeister, begann sich der Harzer auszuprobieren. Der Höhepunkt war sein 23. Platz beim Malaga Halbmarathon im Dezember in 1:12:14 Minuten. Dann entschied er sich, am Sevilla Marathon 2024 teilzunehmen und es endlich richtig anzugehen: Große Umfänge von mehr als 100 km in der Woche, tägliche Läufe um 7 Uhr morgens, eine konsequente vegetarische Ernährung und eine gute Wettkampfplanung.

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Die Hausaufgaben waren gemacht, als Josh Tolsdorf schließlich um 8.30 Uhr morgens bei Sonnenaufgang und 15 Grad in der südspanischen Großstadt loslief. Aber würde es reichen, um einen großen Unterschied zu machen? Als Ziel hatte er sich gesetzt, die Kraft und die Ressourcen gut einzuteilen und die Energie über die volle Distanz mitzunehmen. „Bei einem Marathon ist es wichtig, ein gutes und konstantes Tempo zu laufen und sich kontinuierlich gut zu versorgen“, erklärt er.

Die ersten Kilometer liefen sehr gut, der erste Abschnitt führte kontinuierlich am Guadalquivir entlang und das Wetter war noch nicht zu heiß. Bei Kilometer 15 zwickte zwar die rechte Wade etwas, dennoch absolvierte er den Halbmarathon-Split in nur 1:19:17 Stunden. Mit viel Energie und Lust ging es in die zweite Rennhälfte, ab Kilometer 25 konnte der Harzer sogar das Tempo erhöhen.

Der Herzberger Joshua Tolsdorf nimmt sich beim Sevilla-Marathon die Zeit, ein paar Eindrücke festzuhalten. 
Der Herzberger Joshua Tolsdorf nimmt sich beim Sevilla-Marathon die Zeit, ein paar Eindrücke festzuhalten.  © privat | Privat

Die letzten Kilometern lässt es der Herzberger krachen

Als Tolsdorf die 32 km-Marke nach gut zwei Stunden passierte, war klar, er würde seinen persönlichen Rekord brechen. „Die letzten Kilometer im Herzen Sevillas konnte ich so voll genießen“, blickt er zurück. Als dann bei Kilometer 35 der Plaza de Espana, das Wahrzeichen der Stadt, passiert wurde, gab es kein Halten mehr. Die letzten Kilometer gab er noch einmal alles, die letzten zwei Kilometer lief er mit einem Tempo von 3:22 Minuten pro Kilometer und erreichte somit sein schnellstes Tempo am Ende des Laufs.

Mit einer Gesamtzeit von 2:36:01 Stunden unterbot Tolsdorf seine Marathon-Bestzeit um mehr als 12 Minuten und senkte sein Durchschnittstempo um 17 Sekunden auf 3:42 Minuten pro Kilometer. Außerdem lief er einen negativen Split, die zweite Hälfte in 1:16:43 Minuten war deutlich schneller als die erste Hälfte. Vor allem aber hatte er unglaublich viel Spaß und genoss die Mischung aus schönem Wetter und Sehenswürdigkeiten in Sevilla.

Der Herzberger Joshua Tolsdorf freut sich im Ziel des Sevilla-Marathons über seinen Lauf.
Der Herzberger Joshua Tolsdorf freut sich im Ziel des Sevilla-Marathons über seinen Lauf. © privat | Privat

Nur mit harter Arbeit kommt man zum Erfolg

Was ihm bleibt, ist eine Erkenntnis, die für die Wirtschaft ebenso gilt wie für das persönliche oder sportliche Umfeld. Die größten Erfolge im Leben bestehen immer aus einer entscheidenden Zutat: harter Arbeit. „Natürlich kann man die Abkürzung nehmen und sich mit einer mittelmäßigen Arbeit begnügen, aber wenn man wirklich an seine Grenzen gehen will, muss man alles geben“, sagt der Harzer und ergänzt: „Jeder ist dabei sein eigener Maßstab, beim Laufen gibt es keinen Wettbewerb, man kämpft nur gegen sich selbst. Es ist genauso beeindruckend, wenn eine 85-jährige Frau sechs Stunden läuft oder ein Mann aus Israel mit einer Ananas auf dem Kopf 3:15 Stunden. Letztendlich hat jeder seine eigenen Grenzen.“

Als nächstes Ziel hat sich Tolsdorf jetzt den Berlin-Marathon im September gesteckt und er plant zum ersten Mal einen Triathlon in Angriff zu nehmen.

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