Braunschweig. CDU unterstützt die SPD-Ministerin und fordert Kornblum sowie Eintracht zu mehr Polizei-Unterstützung auf - Braunschweig-Fans sauer.

Die Debatte um die Sicherheit rund um Fußballspiele sowie um Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizisten ebbt nicht ab. Im Gegenteil. Nachdem Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) im Interview mit unserer Zeitung die Einsatzkräfte in Schutz genommen und mehr Engagement der Vereine gefordert hat, melden sich nun Fan-Organisationen und weitere Politiker zu Wort.

Sophie Ramdor und Oliver Schatta, CDU-Landtagsabgeordnete, fordern Eintracht und Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum zu mehr aktiver Unterstützung der Polizei auf. Ramdor und Schatta sprechen sich für mehr Sicherheitsgarantien seitens des Vereins und der Stadt Braunschweig sowie für ein striktes Stadionverbot für gewaltbereite Vereinsanhänger aus. Das teilten die Landespolitiker unserer Zeitung mit. Für das CDU-Duo ist in der Beurteilung des Einsatzes nach dem Zweitliga-Spiel zwischen Eintracht und Hertha Ende Februar mit zahlreichen Verletzten aufseiten der Fans sowie der Polizei klar: Die Verantwortung für den Gewaltausbruch liege klar bei den Gewalttätern, nicht bei der Polizei.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ramdor sagt: „Gewalt gehört nicht in und vor das Fußballstadion und steht in krassem Gegensatz zu den Werten des Fußballs. Gewalttäter müssen auch als solche von allen Seiten benannt werden. Es macht mich betroffen, dass der Verein Eintracht Braunschweig es nicht schafft, Gewalttäter beim Namen zu nennen und sich klar auf die Seite der Polizei zu stellen. Das ist erst recht dramatisch, seit Ministerin Behrens in der Braunschweiger Zeitung ein Fehlverhalten der Polizei deutlich verneint hat.“ Die schweren Ausschreitungen des Derbys in Hannover im November „werfen ein katastrophales Bild auf einige Fans von Eintracht“, sagt sie zudem.

CDU nimmt Braunschweigs Bürgermeister Kornblum in Verantwortung

Innenministerin Behrens hatte nicht nur die Polizisten in Schutz genommen, sondern auch von den Vereinen gefordert, Hinweise der Polizei ernster zu nehmen. Das stoße bei der CDU auf offene Ohren. Ramdor: „Es ist gut, dass die Innenministerin das Thema aufgreift. Notwendig sind jetzt jedoch nicht nur Vorschläge, sondern die konsequente Umsetzung. Eine strikte Trennung der Fanlager, verbesserte Sicherheitsmaßnahmen durch die Vereine und ein professionellerer Ordnungsdienst sind das A und O, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.“

Ramdors CDU-Kollege Schatta nimmt zudem die Stadt Braunschweig und deren Chef in die Verantwortung. OB Kornblum, „der stets mit dem Thema Sicherheit für sich wirbt, hören wir zur Gewalteskalation bei Eintracht-Spielen nichts. Das ist schade, denn sein Einfluss wäre vorhanden. Der Verein Eintracht Braunschweig ist Pächter des Stadions. Eigentümerin ist die Stadt Braunschweig. Die Stadt könnte demnach sicherlich bauliche Änderungen in den Blöcken vornehmen, dem Verein striktere Vorgaben machen und so Einfluss auf die Sicherheit im Stadion nehmen. Verein und Stadt müssen sich dringend an einen Tisch setzen und diese Gewalt beenden“, so Schatta.

Innenministerin Daniela Behrens von der SPD.
Innenministerin Daniela Behrens von der SPD. © dpa | Moritz Frankenberg

Es liege schließlich auch im Interesse der Stadt, „dass durch eine kleine Anzahl von Gewalttätern nicht der Ruf einer ganzen Stadt und des Vereins Eintracht Braunschweig in Misskredit gerate“, erklärten die CDU-Politiker. Es müsse noch vor dem nächsten Derby reagiert werden. Das steigt in gut drei Wochen in Braunschweig.

Die Stadt reagierte auf die Vorwürfe gegenüber OB Kornblum wie folgt: „Die geforderten Gespräche finden längst statt. Aus Anlass der Vorkommnisse bei vergangenen Spielen und im Blick auf das bevorstehende Derby wurde eine Projektgruppe unter Beteiligung der Städte Braunschweig und Hannover, der Polizei und den betroffenen Vereinen ins Leben gerufen, in der die Stadt Braunschweig durch den Ordnungsdezernenten vertreten ist.“

Blau-Gelbe Hilfe kritisiert Ministerin Behrens für Interview-Aussagen

Unabhängig davon „arbeiten die Stadt Braunschweig als Ordnungsbehörde und die Stadthalle Braunschweig Betriebs GmbH als Stadionbetreiberin seit Jahren in verschiedenen Gremien eng mit der Polizei und dem Verein zusammen, um gemeinsam den Fußball im Braunschweiger Eintracht-Stadion zu einem attraktiven und sicheren Erlebnis zu machen“, teilt die Stadt mit. Dazu gehöre: der Örtliche Ausschuss für Sport und Sicherheit und die Stadionallianz Braunschweig, ein Austauschformat zwischen Eintracht, Polizei, dem Fanprojekt und der Stadt. Zudem ist die Stadtverwaltung Teilnehmerin der Jahressicherheitsbesprechungen vor Saisonbeginn.

Die Blau-Gelbe Hilfe (BGH) kritisiert Ministerin Behrens für deren Aussagen im Interview mit unserer Zeitung. Vor allem geht es der Organisation, die Braunschweiger Fans bei Rechtsangelegenheiten hilft, um Behrens‘ Aussage rund um das achtjährige Mädchen. Dieses sei nach Aussagen ihres Vaters von Polizisten „überrannt“ und „verletzt“ worden. Die Ministerin sagte jedoch, das sei „anhand der Bildaufnahmen nicht zu belegen“, sondern vielmehr zu widerlegen.

Fanhilfe kritisiert: Das Bildmaterial hat nur die Polizei Braunschweig

An den vorausgewählten Bildern stört sich nun Mike Wasner, Sprecher der Organisation. „Niemand außer die Polizeidirektion Braunschweig hat Zugang zu dem Bildmaterial“, sagt er in einer Mitteilung. „Niemand kann also beurteilen, ob das Bildmaterial vollumfänglich und dementsprechend aussagekräftig ist. Im gleichen Atemzug spricht die Innenministerin nämlich nur von erhaltenen Sequenzen.“ Die BGH fragt daher: „Wie verlässlich sind Videoauswertungen der Polizeidirektion, wenn deren eigenen Polizeibeamten selbst Fehlverhalten vorgeworfen wird?“

Zudem werde die reale Situation des Einsatzanlasses „umgedeutet“, kritisiert die BGH. „Viele unbeteiligte Stadionbesucher erlebten das rücksichtslose Vorgehen der Einsatzkräfte. Sie können jetzt einordnen, was es bedeutet, wenn wir von unrechtmäßiger Polizeigewalt sprechen“, sagt Jendrik Pufahl, der Vorsitzende der Organisation. Es werde das Bild des gewalttätigen Fußballfans beschworen, obgleich unter den Verletzten zahlreiche Fans gewesen seien, die nicht im Kontext der Ultraszene zu verorten seien, teilt die BGH mit.

Mehr wichtige Nachrichten zu Eintracht Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was bei Eintracht Braunschweig passiert: