Osnabrück. Ein Sky-Abo, eine Gartenlaube und seine Freundin haben einen Eintracht-Fan vor dem Gefängnis gerettet. Er habe sich nun losgelöst.

1:1 endete die Partie zwischen dem VfL Osnabrück und Eintracht Braunschweig am 26. März 2022. Für einen Fan der Auswärtsmannschaft hatte das Nachholspiel aber noch ein juristisches Nachspiel – und darum hatte der 33-Jährige auch förmlich gebettelt: „Die Bullen machen Stress. Kommt jetzt schnell, die machen wir fertig!“, rief er nach Abpfiff am Fanbus.

Zwar blieb die Aufforderung folgenlos, doch die Staatsanwaltschaft Osnabrück eröffnete gegen den 33-Jährigen ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs. Im September letzten Jahres verurteilte dann das Amtsgericht Osnabrück den Braunschweiger zu einer fünfmonatigen Haftstrafe – ohne Bewährung.

14 Verurteilungen finden sich im Bundeszentralregister des Mannes

Der 33-Jährige, Mitglied der berüchtigten Eintracht-Fan-Gruppe „Fette Schweine“, hat eine endlose Liste von Vorstrafen. Körperverletzung, gemeinschaftliche Körperverletzung, Landfriedensbruch – insgesamt 14 Verurteilungen finden sich im Bundeszentralregister des Mannes. Praktisch immer beging er die Taten vor, während oder nach Spielen von Eintracht Braunschweig.

Als der Angeklagte im März 2022 zur Gewalt gegen Polizisten aufrief, stand er sogar noch wegen gefährlicher Körperverletzung unter Bewährung. Eine Berufung ist bei dieser Vorgeschichte normalerweise aussichtslos; der Angeklagte und sein Verteidiger Andreas Dieler, der sich stark in der Fan-Szene von Eintracht Braunschweig engagiert, konnten das Gericht aber vom Sinneswandel des 33-Jährigen zu überzeugen.

Antiaggressionstraining mit Osnabrück-Fans? „Damit hätte ich keine Probleme“

„Mittlerweile hat es bei ihm geklickt. Er hat eingesehen, dass es so nicht weitergeht“, sagte Verteidiger Dieler. Sein Mandant berichtete anschließend, dass er sich bereits um ein Anti-Aggressions-Training bemüht, jedoch bislang keinen Platz bekommen habe.

„Hier in Osnabrück wüsste ich, wo ich Sie sofort bei so einem Training unterbringen könnte – aber ich kann Ihnen ja nicht zumuten, das mit den VfL-Fans zu machen“, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Mahret. „Ach, damit hätte ich keine Probleme“, antwortete der Angeklagte, woraufhin sowohl Oberstaatsanwalt Volker Brandt als auch der Vorsitzende Richter riefen: „Sehr gute Antwort!“

Der Angeklagte hat mittlerweile einen festen Job

Noch mehr gefiel Gericht und Staatsanwaltschaft, dass der Angeklagte mittlerweile einen festen Job hat, dem er auch am Wochenende nachgehen muss, weshalb er die Spiele von Eintracht Braunschweig nur noch am Fernseher verfolgt. Dauerkarte, Auswärtsfahrten, Alkohol und Prügeleien hat der 33-Jährige nach seinen Angaben durch eine Gartenlaube und ein Sky-Abo ersetzt. Eintracht Braunschweig gibt es für ihn nur noch am Fernseher.

Außerdem habe er seit einigen Monaten eine Freundin, die ihm „die Leviten liest“. Da die Freundin im Zuschauerraum saß, entschied sich der Vorsitzende Richter spontan, sie in den Zeugenstand zu rufen. Bei der Befragung des Gerichts bestätigte die 34-Jährige, dass sich ihr Freund von seinen alten Freunden losgesagt habe und nicht mehr auf Ärger aus sei.

Drei Jahre Bewährung für den Braunschweiger

Nachdem nicht nur der Verteidiger, sondern auch der Oberstaatsanwalt in ihren Plädoyers beantragt hatten, die vom Amtsgericht ausgeurteilte Haftstrafe doch noch zur Bewährung auszusetzen, folgte dem auch das Gericht. Die Bewährungszeit legte die Kammer auf drei Jahre fest, der 33-Jährige bekommt außerdem einen Bewährungshelfer.

Zusätzlich muss der Angeklagte insgesamt 3000 Euro an den Verein „Archiv und Informationsstelle Rechtsextremismus“ in Braunschweig zahlen. Schließlich gab die Kammer dem 33-Jährigen auf, ein Anti-Aggressions-Training und eine Alkoholberatung zu absolvieren. „Sky-Abo und Gartenlaube ist genau das Richtige für Sie“, sagte der Vorsitzende Andreas Mahret in seiner Urteilsbegründung. „Sie haben es heute geschafft, auch die Kammer davon zu überzeugen, dass sich bei Ihnen etwas geändert hat.“

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