Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Kapitän hatte nach seinem Patzer großen Anteil am Sieg in Paderborn – auch, weil das Team ihn aufrichtete.

Am Freitagabend spielte sich mitten im grellen Flutlicht der Paderborner Arena eine Szene ab, die sinnbildlich ist für den Geist, der im Team von Eintracht Braunschweig herrscht. Gegen 19.48 Uhr war das. Während sich auf den Rängen sicher viele Fans der Blau-Gelben die Haare rauften, versammelten sich die Spieler um ihren Kapitän – und leisteten mentale Aufbauarbeit. Gerade hatte der SC Paderborn das zwischenzeitliche 1:1 erzielt. Vorausgegangen war ein dicker Patzer von Robin Krauße. Der Mittelfeldspieler hatte danach großen Anteil daran, dass die Löwen doch noch als 2:1-Sieger vom Feld gingen – weil er und seine Kollegen Charakter zeigten.

Robin Krauße: Einfach ein dummer Fehler

In der Schlüsselszene vorm SCP-Tor hatte er Adriano Grimaldi einfach nicht wahrgenommen, sagte Krauße später. Ein Rückpass auf Keeper Ron-Thorben Hoffmann war viel zu kurz geraten. Der Paderborner spritzte dazwischen und vollstreckte. „Am Ende war es einfach ein dummer Fehler, der mir so nicht passieren darf“, beschrieb Krauße. Dieser simplen Analyse stimmte auch sein Trainer zu. Was danach passierte, war aber viel wichtiger.

Daniel Scherning bemerkte: „Wenn du die Reaktion der anderen Jungs nach diesem Fehler siehst, wie sie Robin aufgebaut haben, das ist doch das, womit sich die Fans und das Umfeld identifizieren können. Einfach zu sehen, da ist eine Truppe auf dem Platz, die versucht jetzt alles.“ Die Reaktion sei „brutal gewesen“. Und wenn diese Reaktion auch noch drei Punkte zur Folge hat – umso besser.

Hasan Kurucay leistet mentale Aufbauarbeit

Keiner lässt den anderen hängen. Diese Einstellung trägt Früchte, was am Beispiel Krauße gut zu belegen ist. Er hatte nämlich im Anschluss gehörigen Anteil daran, dass die Blau-Gelben doch noch auf die Gewinnerstraße abbogen. „Ich habe gelernt, aus solchen Situationen positiver herauszugehen, weil wir als Mannschaft auf dem Platz stehen“, sagte er. Vor dem Siegtor durch Rayan Philippe hatte Krauße den Ball im Mittelfeld erobert. Kurz vor dem Abpfiff klärte er noch einmal in höchster Not im eigenen Strafraum.

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Einer derjenigen, die sich nach dem Patzer intensiv um den Kapitän kümmerten, war Hasan Kurucay. Der Verteidiger, der nach abgesessener Rotsperre ein Vorzeige-Comeback feierte, ging auf Krauße zu, redete ihm Mut zu, schüttelte ihn einmal leicht, als wollte er das schlechte Gefühl aus ihm heraus rütteln. „Robin hat einen Fehler gemacht, aber wir stehen alle hinter ihm. Das ist es, was wir wollen. Das ist es, was Eintracht ausmacht. Jeder in der Kabine weiß: Wenn einer von uns fällt, richten wir ihn alle wieder auf“, sagte der 26-Jährige.

Eintracht Braunschweigs Hypothek

Es ist dieser Zusammenhalt, der schon in der Vorsaison ein wichtiges Pfund im Rennen um den Klassenerhalt war. Im Eintracht-Umfeld wird er ständig betont – vom Trainer, den Spielern, den Betreuern und allen anderen. Und zwar glaubwürdig. Die Mannschaft steht zusammen. In einer Saison, in der sich wieder ein Ende abzeichnet, so nervenaufreibend wie ein Shakespeare-Drama im letzten Akt, ist das ein wichtiges Attribut.

Denn mit Rückschlägen war zu rechnen. Im Tabellenkeller läuft selten alles rund. Zudem ist weiterhin die Hypothek der ersten zwölf Spiele abzutragen, in denen es nur fünf Pünktchen gab. Allerdings zeigt sich hier auch ein weiteres Charakteristikum in der blau-gelben Blase. Mit dem Braunschweiger Wankelmut verhält es sich ein wenig wie mit der Laufbahn im Eintracht-Stadion: Sie nervt manchmal, gehört aber irgendwie dazu.

Eintracht-Fans brauchen feines Gespür

Die Ansprüche in der Löwenstadt steigen schnell. Die Erwartungshaltung auch. So zeigte sich Scherning ein wenig irritiert von der „ganzen Unruhe“, die in den vergangenen Wochen langsam aufzog – auf den Rängen, aber auch medial. Vor dem Paderborn-Sieg gab‘s vier Spiele ohne Erfolgserlebnis. Krauße formulierte es so: „Wenn du einen in die Fresse kriegst, wie in den letzten Wochen öfter mal, dann musst du aufstehen. Und das haben wir gemacht.“

Und alles in allem haben auch die Braunschweiger Fans ein feines Gespür dafür, was von ihnen gerade gebraucht wird. Das war auch in der vergangenen Saison so. Da gab‘s keine Pfiffe, sondern bedingungslosen Rückhalt. Auch das half beim Unternehmen Klassenerhalt.

Eintracht Braunschweigs Team hält zusammen

Seine Comeback-Qualitäten hat Eintracht Braunschweig in dieser Saison übrigens auch schon bewiesen. Gegen Osnabrück gewannen die Blau-Gelben in allerletzter Sekunde. Gegen Wiesbaden, Kaiserslautern und Kiel bogen sie je einen Rückstand noch in einen Sieg. Und auch in Paderborn trotzten sie einem Rückschlag. „Wenn dieses Spiel kein Beweis für unseren Charakter war, dann weiß ich es auch nicht“, sagte Krauße.

Das größte Comeback kann die Eintracht im Mai schaffen. Wenn es ihr gelingt, nach dem miserablen Saisonstart doch noch in der 2. Fußball-Bundesliga zu bleiben. Wenn dieser Plan aufgeht, dann ganz sicher auch, weil das Team zusammensteht.

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