Braunschweig. Die Rolle zwischen Abwehr und Mittelfeld ist anspruchsvoll. Daniel Scherning hat personelle und taktische Optionen für Veränderungen.
Sie ist die für die defensive Struktur und Gesamtbalance entscheidende Position im aktuellen Spielsystem der Eintracht: die einzige Sechs im 3-1-4-2. Die Rolle im zentralen defensiven Mittelfeld beinhaltet das Aufräumen vor der Abwehrdreierkette und das Absichern der etwas offensiver ausgerichteten Viererreihe. Sie verlangt taktische Disziplin, hohe Laufbereitschaft, Zweikampfstärke in der Luft sowie am Boden und spielerische Stärke, um den Ball sicher weiterzugeben. Sechs Braunschweiger Akteure stehen für die Rolle zur Verfügung. Doch bisher ist die eine feste Lösung dafür noch nicht gefunden. Das ist aktuell ein zentrales Problem.
Für das Spiel gegen Hansa Rostock war Daniel Schernings Wahl auf Niklas Tauer gefallen. Der Winterneuzugang von Mainz 05 warb mit seinem unauffälligen Auftritt jedoch nicht nachhaltig für weitere Startelf-Berufungen in den nächsten wichtigen Wochen. Tauer bringt zwar hohe Laufbereitschaft bei gutem Tempo mit, lässt aber das Initialmoment für Umschaltaktionen und Angriffe noch zu oft liegen.
Daniel Scherning setzte zuletzt auf Niklas Tauer oder Robin Krauße
Tauer hatte Robin Krauße von der Sechs verdrängt, der beim 1:2 in Nürnberg noch im selben System zur Pause bereits vom Platz gemusst hatte. Der Routinier besticht in der Regel mit hohem Aufwand und großer kämpferischer Qualität, die er allerdings oftmals auf dem gesamten Platz auslebt und so allzu häufig seine Position verlässt. Außerdem schleicht sich der eine oder andere Fehlpass meist in Kraußes Performance ein.
Allerdings: In Eintrachts erfolgreichen Wochen rund um den Jahreswechsel füllte Krauße die Rolle auf der Sechs regelmäßig und gut aus. Mit seiner Leidenschaft bringt der Vizekapitän eine Eigenschaft mit, die im Abstiegskampf den Unterschied ausmachen kann. Da werden leichte Fehler schneller verziehen.
Jannis Nikolaous Entwicklung ist fast schon tragisch
Tauer und Krauße waren zuletzt die favorisierten Spieler Schernings für die wichtige Sechser-Rolle. Doch es gibt noch vier weitere Akteure, deren natürliches Habitat in dem Bereich liegt: Jannis Nikolaou, Danilo Wiebe, Hampus Finndell und Sebastian Griesbeck.
Nikolaous aktuelle Rolle ist fast schon tragisch. Der von Jens Härtel im Sommer zum Kapitän ernannte Deutsch-Grieche kam zuletzt sechsmal gar nicht zum Einsatz. Davor war er in drei Partien eingewechselt worden, brachte es insgesamt aber nur auf acht Minuten Einsatzzeit. Nikolaou war außen vor. Ob sich seine Rolle vom Neben- zum Hauptdarsteller im Saisonendspurt noch einmal verändert?
Danilo Wiebe hat unter Daniel Scherning einen schweren Stand
Auch für Wiebe sieht es unter Scherning schlecht aus. Zweimal kam er in den 13 Partien unter dem neuen Trainer nur zum Einsatz, zuletzt saß der Allrounder viermal auf der Tribüne. Der 29-Jährige scheint aktuell ohne Perspektive zu sein.
Nikolaou und Wiebe leiden darunter, dass die Eintracht im Winter im zentralen Mittelfeld doppelt nachgelegt hatte: mit Tauer und Finndell. Während Tauer zu Wintervorbereitungsbeginn gekommen war und einige Wochen mit seinen Mitspielern trainieren konnte, schloss sich Finndell erst am letztmöglichen Tag den Braunschweigern an. Der 23 Jahre alte Schwede hatte hohe Erwartungen im Gepäck, konnte sie aber aufgrund geringer Einsatzzeiten bisher nicht erfüllen.
Hampus Finndell zeigt in Ansätzen, was er drauf hat
17 Minuten gegen St. Pauli, neun gegen Nürnberg und 28 gegen Rostock: Das sind die Arbeitsnachweise Finndells. In jedem Einsatz zeigte er in Ansätzen seine Qualitäten, vermochte diese aber noch nicht gewinnbringend für die Blau-Gelben einzusetzen. Dennoch: Finndells Klasse könnte den Braunschweiger Vortrag in der Offensive, der zuletzt schwächer wurde, beleben. Vielleicht in einer etwas veränderten taktischen Variante mit einem defensiveren zentralen Mittelfeldkollegen neben Finndell. Beispielsweise Griesbeck.
Der 33 Jahre alte Routinier wird von Scherning regelmäßig eingesetzt, allerdings zuallermeist als Joker in der Schlussphase. Entweder, um einen Punktgewinn abzusichern oder um Kopfballstärke in den eigenen Angriff zu bringen. Griesbeck lieferte auch am Freitag gegen Rostock positive Elemente ins Eintracht-Spiel: Mut, Kompromisslosigkeit, Härte. Das hatte zuvor gefehlt.
Eintracht Braunschweig spielt Freitagabend beim SC Paderborn
Klar ist: Scherning hat Optionen auf der Sechs. Einige personelle sogar. Und auch taktisch kann Eintrachts Trainer variieren. Ob er überhaupt etwas an seiner Ausrichtung verändert und wie seine Maßnahmen dann aussehen, zeigt sich am Freitagabend. Da steht von 18.30 Uhr an die Partie beim SC Paderborn an.
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