Braunschweig. Im September verlor der Braunschweiger Fußball-Zweitligist mit 0:3 in Berlin. Vor dem Rückspiel haben sich die Vorzeichen verändert.

Pal Dardai lag ziemlich weit daneben. „Statistisch ist das ein typisches Unentschieden“, erklärte der Trainer von Hertha BSC vor dem Duell mit Eintracht Braunschweig am Sonnabend (13 Uhr). Ein Blick in die Vergangenheit dieser Begegnung zeigt aber: Wenn es in der Liga zum Aufeinandertreffen kommt, gewinnt meist der Berliner Fußball-Zweitligist. Ist es eine Partie im DFB-Pokal, gehen öfter die Braunschweiger als Sieger vom Platz.

36 Jahre ist es mittlerweile her, dass der blau-weiße Hauptstadtklub gegen die Löwen in der zweigleisigen Liga verloren hat. Gute Voraussetzungen also für die Berliner, die zum 23. Spieltag der 2. Liga nach Niedersachsen reisen. Chefcoach Dardai aber bleibt bei seiner Vorhersage. Weil seine Mannschaft auf ein Team trifft, das ebenso wenig mit Ballbesitz anfangen kann. „Wenn wir den Ball nicht haben wollen und sie nicht, wird das ein Unentschieden“, so der Ungar.

Eintracht in der Liga lange ohne Sieg gegen Hertha, aber der Berliner Pokal-Schreck

Eintrachts Cheftrainer Daniel Scherning griff diesen Satz seines Gegenübers auf. Der 40-Jährige bescheinigt der Hertha angesichts ihrer zwölf Spiele mit nur zwei Niederlagen eine sehr gute Form und einen ähnlichen Ansatz als Umschaltmannschaft. Die Vergangenheit ist ihm in Hinblick auf das Duell am Samstag aber völlig egal. Es könne zwar immer helfen, wenn eine Mannschaft ein Spiel wie ein Pokalspiel angehe, aber letztlich sei es dabei nicht wichtig, wie der Gegner heißt. Für die katastrophale Berlin-Bilanz in der Liga haben ebenso andere Eintracht-Mannschaften gesorgt wie für den Ruf des Hertha-Schrecks im Pokal.

„Aber diese Mentalität zeigen wir Woche für Woche“, sagt Scherning über ein mögliches Pokal-Flair, in das er seine Mannschaft versetzen könnte. Seit zehn Spielen sitzt er auf der Braunschweiger Bank, ein Unentschieden gab es seither nie.

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Im Hinspiel hatte Hertha einen 3:0-Heimsieg gefeiert – inklusive Dreierpack von Haris Tabakovic. Doch seitdem ist viel passiert. Die Berliner schienen sich stabilisiert zu haben, durften nach neun ungeschlagenen Spielen im November und Dezember schon davon träumen, an die obere Tabellenregion anzuklopfen. Dann aber kam der Horrormonat Januar mit dem tragischen Tod von Präsident Kay Bernstein, nur einem Punkt aus den ersten drei Partien der Rückrunde und einem schmachvollen Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Kaiserslautern.

„Bei uns gibt es eine Weiterentwicklung“, hat Trainer Dardai beobachtet. „Es war ein sehr harter Monat und jetzt haben wir einen Schritt gemacht, den wir uns gewünscht haben.“ Zuletzt feierte Hertha zwei Siege – gut für die Tabelle und fürs Selbstbewusstsein. Mit Braunschweig wartet jetzt allerdings ein Gegner, der nicht mehr allzu viel mit der Mannschaft aus der Hinrunde zu tun hat.

Eintracht Braunschweig ist jetzt ein anderer Gegner als noch im Hinspiel

Fünf Spiele nach der Klatsche im Olympia-Stadion war Schluss für den damaligen Eintracht-Trainer Jens Härtel. Der ehemalige Kapitän des FC Union blieb nur knapp vier Monate in der Löwenstadt, holte fünf Punkte in 12 Spielen. Sein Nachfolger Scherning hat für einen radikalen Stimmungsumschwung an der Hamburger Straße gesorgt. 18 Punkte sammelte sein Team und kletterte auf einen Nichtabstiegsplatz.

Das Stadion wird langsam, aber sicher wieder zu einer Festung. Vier seiner fünf Partien zu Hause gewann Scherning. Entscheidend dafür ist auch eine verbesserte Defensive um den ehemaligen Erstliga-Spieler Ermin Bicakcic (147 Partien für Hoffenheim). „Kompaktheit ist ein wichtiges Thema. Wir lassen wenig aus dem Spiel zu“, sagt der Braunschweiger Coach. Das zeigt auch die Gegentorstatistik. In den Spielen vor Scherning kassierte die Eintracht im Schnitt zwei pro Spiel, jetzt ist es nur noch eins.

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    „Sie sind sehr diszipliniert, ich sehe da auch eine Ähnlichkeit, wie sie verteidigen, so hat die ungarische Nationalmannschaft auch angefangen. Schwierig, aber wir haben einen Plan“, so Dardai. Dieser Plan, der baut sich in dieser Saison meist rund um Fabian Reese auf. Herthas Schlüsselspieler ist essenziell für das Spiel der Berliner. Das war spätestens dann zu sehen, als er nach seiner Corona-Infektion und schlechten Blutwerten fehlte. Jetzt ist Reese zurück – und trifft auf einen seiner Lieblingsgegner.

    Sechsmal trat der 26-Jährige in seiner Karriere schon gegen Braunschweig an, fünf Siege und ein Unentschieden stehen zu Buche. Allein in den letzten vier Partien steuerte Reese entweder ein Tor oder eine Vorlage bei. Einmal – mit Holstein Kiel in der Saison 2022/23 – sogar beides.

    In Braunschweig hätten sie den Blick in die Statistik aber nicht gebraucht, um zu wissen, wer da kommt. Scherning bezeichnet Reese als „einen sehr guten Zweitliga-, wenn nicht sogar Bundesligaspieler“ und lobte dessen Geschwindigkeit, die Qualitäten im Eins-gegen-Eins und den guten Abschluss. „Er ist ein Spieler, der wir kontrollieren müssen – nicht nur mit einem Spieler, sondern in den Räumen, in denen er gefährlich ist“, sagt Braunschweigs Coach, der aber mit Nachdruck betonte: „Unsere Spieler haben auch eine herausragende Qualität.“

    Es ist halt ein anderes Spiel als noch im September. Eines, das in der Vergangenheit stets mehr versprach als ein schnödes Unentschieden – und auch jetzt ist das so.