Berlin. Nach der umstrittenen Holocaust-Rede wächst der Druck auf den Thüringer AfD-Chef. Der Verfassungsschutz prüft die Rede.

Die Äußerungen des AfD-Politikers Björn Höcke zum Berliner Holocaust-Mahnmal haben den Thüringer Verfassungsschutz auf den Plan gerufen. „Wir prüfen die Rede und die Reaktionen darauf in der Partei“, sagte der Thüringer Verfassungsschutz-Chef Stephan Kramer der „tageszeitung“.

Der Thüringer Landesvorsitzende der „Alternative für Deutschland“ hatte am Dienstagabend bei einem Auftritt in Dresden mit Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin beklagt, die Deutschen seien „das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“. Deutschland befinde sich im Gemütszustand „eines total besiegten Volkes“. Politiker von CDU, SPD und Grünen hatten eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz gefordert.

SPD-Vize Ralf Stegner bezeichnete den AfD-Politiker als rechtsextremen „Gefährder“ und verlangte ebenfalls eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz. „Herr Höcke ist ein Rechtsextremer, der die AfD zur Nachfolgepartei der NPD machen will“, sagte Stegner unserer Zeitung. Teile der AfD lehnten offensichtlich wesentliche Teile des Grundgesetzes ab, erklärte Stegner weiter. Der Schleswig-Holsteinische SPD-Politiker meinte, „Gefährder“ wie Höcke seien „ein Fall für den Verfassungsschutz und nicht für die Parlamente“. Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, hatte eine Beobachtung der AfD wiederholt abgelehnt: Dafür fehlten die Voraussetzungen, hieß es.

Der Rechtsextremismus-Experte Hajo Funke sagte, mit solchen Aussagen mache sich die AfD kenntlich als „völkisch-rechtsradikale Kampfpartei“, als Kampfpartei der Entfesselung von Ressentiments und des Hasses. „Die Sachen sind eindeutig geworden.“ Bei Höcke schwinge viel Neonazi-Ideologie mit, vom

Typus sei dies „faschistische Agitation“.

Gegen die Fassade des Ballhauses Watzke, in dem der AfD-Politiker geredet hatte, verübten Unbekannte einen Farbanschlag. Sie hätten in der Nacht zum Donnerstag knapp zwei Dutzend mit verschiedenen Farben gefüllte Kunststoffkugeln gegen die Fassade geworfen, sagte ein Polizeisprecher.