Washington. Politische Bigotterie: Donald Trumps Schwiegermutter wurde Amerikanerin auf einem Weg, den er zu dem Zeitpunkt öffentlich attackierte.

Melania Trump hat ihrer Mutter zu einer amerikanischen Staatsbürgerschaft verholfen – auf einem Weg, den ihr Ehemann zu diesem Zeitpunkt eigentlich abschaffen wollte. Diese Geschichte von politischer Bigotterie hat nun die „Washington Post“ ausgegraben. Die Zeitung stützt sich dabei auf Einwanderungspapiere, zu der die Zeitung Zugriff hat, da Melanias Mutter Amalija Knavs im Januar im Alter von 78 Jahren verstorben ist – und von daher Einsicht in ihre Migrationsunterlagen möglich wurde.

Trump will die „Kettenmigration“ stoppen – seine Familie profitiert von ihr

Viktor Knavs, Melania Trump, Sohn Barron und Donald Trump (v.l.) bei der Beerdigung von Amalija Knavs.
Viktor Knavs, Melania Trump, Sohn Barron und Donald Trump (v.l.) bei der Beerdigung von Amalija Knavs. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Rebecca Blackwell

Um ihre Mutter ins Land zu holen, nutzte Melania einen legalen Weg: Amerikanische Staatsbürger dürfen seit 1965 ihre minderjährigen Kinder und ihre Eltern ohne größere Hürden ins Land holen, für sie finanziell bürgen und ihnen so zuerst einen Aufenthaltsstatus und mittelfristig damit auch eine amerikanische Staatsbürgerschaft verschaffen. Als dies geschah, attackierten der damalige US-Präsident und sein Kabinett dieses Bundesgesetz gerade massiv als Instrument zur „Kettenmigration“ und wollten es grundlegend beschneiden. Nur noch minderjährigen Kindern sollte auf diesem unkomplizierten Weg die Einbürgerung gestattet, Eltern explizit davon ausgenommen werden. Zudem wollte Trump die Einwanderung, ähnlich wie in Kanada, entlang eines ausbildungsabhängigen Punktesystems neu gestalten, um vornehmlich qualifizierten Arbeitskräften die Migration zu ermöglichen.

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USA: Mit Trumps Gesetzesänderungen wäre Melanias Mutter nicht ins Land gekommen

Beide Änderungen hätten den Antrag auf Einwanderung von Amalija Knavs und ihrem Mann Viktor verhindert: Wie die „Washington Post“ aus ihrem Visaantrag von 2009 zitiert, habe sie angegeben, bis 1966 die Hochschule für Modedesign in Slowenien besucht zu haben – ein Abschluss sei nicht erwähnt. 1967 heiratete sie. Auch ihre Kenntnisse der englischen Sprache waren eher dürftig, wie aus den Papieren hervorgeht. Die 165-seitige Einwanderungsakte vermerke explizit, dass Melania Trump ihrer Mutter durch Bürgschaft zu einer Greencard verholfen hat, die einen dauerhaften Aufenthalt in den USA erlaubt. Knavs‘ Einwanderungsanwalt Michael Wildes berichtet im Gespräch mit der „Washington Post“, Melania Trump habe sicherstellen wollen, dass ihre Eltern „versorgt“ werden und dass sie ungehindert in die Vereinigten Staaten reisen können, um sich um den Sohn der Trumps, Barron, zu kümmern.

Hier Familienzusammenführung – an der mexikanischen Grenze Familientrennung

Melania selbst war 1996 aus Slowenien in die USA gekommen, arbeitete als Model und erhielt 2001 die Greencard. 2005 heiratete sie Donald Trump und ist seit 2006 Amerikanerin. 2009 dann holte sie ihre Mutter ins Land – und eigentlich hätte Knavs nach fünf Jahren auch die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragen können. Dies tat sie aber offenbar erst 2017 – just als Donald Trump seine Kampagne gegen „Kettenmigration“ startete. Dennoch: Offensichtlich hat die Familie keine Sonderbehandlung erhalten. Knavs legte am 9. August 2018 in New York zusammen mit ihrem Ehemann Viktor den Staatsbürgerschaftseid ab – zu einer Zeit, als ihr Schwiegersohn gerade an der mexikanischen Grenze Einwandererkinder von ihren Eltern trennen ließ und die Migration Thema seiner regelmäßigen Tiraden war. (ftg/red)