Washington. Die republikanische Partei ist eigentlich fest in Händen Donald Trumps. Doch hier und da recken Unzufriedene die Köpfe.

Lisa Murkowski ist ein republikanisches Urgestein. Die Senatorin aus Alaska vertritt den Bundesstaat seit bald 22 Jahren, hat das Amt von ihrem Vater Frank Murkowski übernommen, der ebenfalls für die Republikaner angetreten war.

Sie gilt in der Partei als Moderate, steht etwa für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche ein, stimmt regelmäßig auch für Gesetzesvorlagen der Demokraten und will Donald Trump für seine Beteiligung am Sturm auf das Kapitol verurteilt sehen. Murkowski gehörte zu sieben Republikanern, die nach 6. Januar 2021 im Senat für eine Amtsenthebung Trumps gestimmt hatten.

Murkowski stellt sich gegen Trump

Entsprechend unglücklich ist Murkowski damit, dass die Republikaner demnächst wieder Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten küren wollen. Dem Sender CNN sagte sie, sie schließe deswegen sogar einen Parteiaustritt nicht aus.

„Ich steuere durch einige sehr interessante politische Zeiten. Belassen wir es einfach dabei“, sagte die Senatorin auf die Frage eines CNN-Journalisten, ob sie sich vorstellen könne, parteiunabhängige Politikerin zu werden.

„Ich bedaure, dass unsere Partei anscheinend zu einer Partei von Donald Trump wird“, sagte die 66-Jährige. Sie könne sich auf keinen Fall hinter Trump stellen.

Mehr kritische Töne aus der Partei

Trump will bei der Präsidentenwahl im November für die Republikaner ins Rennen gehen. Die Kandidatur hat er sicher, offiziell gekürt wird der Präsidentschaftskandidat aber erst im Sommer.

Auch die ehemalige Vorsitzende der republikanischen Partei (RNC), Ronna McDaniel, fand am Wochenende in einem TV-Interview überraschend kritische Worte. Der Sturm auf das Kapitol sei „inakzeptabel“. Er repräsentiere nicht ihre Partei und nicht die USA.

Auf die Frage, warum sie als Parteivorsitzende nicht derart kritische Worte gefunden habe, antwortete McDaniel: „Als RNC-Vorsitzende muss man sich für das ganze Team einsetzen. Jetzt kann ich ein bisschen mehr ich selbst sein.“ Mehr zum Thema lesen:Trumps Kraft schwindet – viele Republikaner lehnen ihn ab

Mehrheit der Republikaner hält zu Trump

Ende Februar hatten McDaniel und ihr Co-Vorsitzender ihren Rücktritt erklärt. Trump hatte bereits zuvor seine Schwiegertochter Lara Trump für den Posten vorgeschlagen und McDaniels Arbeit kritisiert.

Lara Trump hat mittlerweile als Co-Vorsitzende übernommen. Das RNC organisiert unter anderem den Nominierungsparteitag, bei dem die Delegierten nach den Vorwahlen formal den republikanischen Präsidentschaftskandidaten küren.

Die offenen kritischen Worte von Murkowski und McDaniel sind zwar bemerkenswert. Sie ändern aber nichts daran, dass eine Mehrheit der Republikaner weiter hinter Trump steht. Kritikerinnen und Kritiker des 77-Jährigen sind von der Partei geschasst worden. So verlor etwa Liz Cheney ihre Führungsrolle innerhalb der Partei und schließlich auch ihren Sitz im Repräsentantenhaus. (pcl/dpa)