London. Ausnahmezustand im Herzen Londons: Bei Attacken vor dem britischen Parlament gab es Tote und Verletzte. Die Hintergründe sind unklar.
Bei einem Anschlag am britischen Parlament in London sind nach Angaben der Polizei fünf Menschen getötet worden: ein mutmaßlicher Täter und ein Polizist sowie drei Passanten. Mindestens 40 weitere Menschen wurden verletzt, wie ein Sprecher von Scotland Yard am Mittwoch in London sagte.
Die Polizei ging am Mittwochabend davon aus, dass es sich um einen einzelnen Täter handelt. Aus Sicherheitsgründen bleibe das Gebiet aber abgesperrt, hieß es. Über die Identität des mutmaßlichen Angreifers wurde am Mittwochabend noch nichts bekannt. Auch die Hintergründe der Tat waren unklar.
Premierministerin Theresa May sprach am späten Mittwochabend von einem „kranken und verkommenen Anschlag“. Jeder Versuch, die britischen Werte durch Terror zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verdammt. An der Terrorwarnstufe ändere sich nichts. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May bei einer Ansprache am Mittwochabend in London. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“
Mit Auto in Passanten gefahren
Am Mittwochnachmittag hatte ein Autofahrer auf der Brücke neben dem Parlament mit einem Wagen mehrere Menschen verletzt, darunter drei Polizisten. Das Auto krachte in den Zaun des Parlaments. Der Mann griff auf dem Parlamentsgelände einen Polizisten mit einem Messer an. Der Angreifer wurde von anderen Polizisten niedergeschossen, der Polizist starb an den Folgen seiner Verletzungen. Eine Frau stürzte von der Brücke in die Themse, Rettungskräfte bargen sie lebend.
Nach dem Anschlag saßen im britischen Parlament Hunderte Abgeordnete fest. Premierministerin Theresa May wurde von der Polizei zu ihrem Amtssitz in der Downing Street gebracht. Die Tore am Buckingham Palast, dem Sitz der britischen Königin, wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen.
De Maizière: Anzeichen für Terroranschlag
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte am Abend, es gebe Anzeichen dafür, dass es bei dem Anschlag in London einen terroristischen Hintergrund gebe. Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden in engem Kontakt mit ihren britischen Kollegen.
Bildergalerie - Anschlag vor dem britischen Parlament
Der Anschlag ereignete sich am Jahrestag der Anschläge von Brüssel. In der belgischen Hauptstadt waren am 22. März 2016 bei zwei islamistischen Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahn-Station mehr als 30 Menschen getötet worden.
Merkel: An der Seite der Briten
Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den Angehörigen der Opfer am Mittwochabend ihre Anteilnahme aus. „Mit Bestürzung habe ich von den Angriffen auf Polizisten und Passanten im britischen Parlament und in dessen Nähe erfahren“, erklärte die Kanzlerin in einer Mitteilung. „Ich denke in diesen Stunden in Anteilnahme und Solidarität an unsere britischen Freunde und an alle Menschen in London. Meine Gedanken sind insbesondere bei den Verletzen, denen ich wünsche, dass sie genesen werden. Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens.“
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bezeichnete den Anschlag als Angriff auf das „Herz der Demokratie“. „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieses Attentat unter anderem in der Nähe des britischen Parlaments ausgeführt wurde“, sagte er am Mittwochabend.
Trump telefonierte mit May
Auch US-Präsident Donald Trump hat nach der mutmaßlichen Terrorattacke in London mit Premierministerin Theresa May telefoniert und ihr volle Unterstützung zugesagt. Wie der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, ließ sich Trump am Mittwoch über die Ermittlungen auf dem Laufenden halten. Zuvor hatte auch US-Außenminister Rex Tillerson im Namen der USA kondoliert. Die USA verurteilten diese „schrecklichen Gewaltakte, und ob sie von gestörten Einzelpersonen oder von Terroristen ausgeführt wurden, für die Opfer macht das keinen Unterschied“. (dpa/rtr)