Murietta/Berlin. Die Polizei im kalifornischen Murietta montiert Lego-Köpfe auf die Hälse von Kriminellen. Ein fragwürdiger Gag? Ganz so ist es nicht.

Die Polizei von Murietta, einer Stadt mit 110.000 Einwohnern nahe Los Angeles, scheint einen schrägen Sinn für Humor zu haben. Seit Anfang des Jahres montiert sie die Köpfe von Comicfiguren wie Shrek oder Micky Maus in Verbrecherfotos, um die betroffenen Personen unkenntlich zu machen. Dabei haben sogenannte Mugshots in den Vereinigten Staaten eine lange Tradition, gelten gar als Kulturgut.

Angefertigt werden diese Aufnahmen in der Regel nach der Festnahme von mutmaßlichen Straftätern durch die Polizei. Mugshots sind Teil der erkennungsdienstlichen Behandlung, bei der auch die personenbezogenen Daten und die Fingerabdrücke der Beschuldigten erfasst werden.

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Polizei in Kalifornien darf Mugshots nur bei schweren Verbrechen veröffentlichen

Auch von Prominenten zirkulieren solche Mugshots, zuletzt etwa von Donald Trump, dem ehemaligen und vielleicht auch zukünftigen US-Präsidenten.

Den US-Behörden wird immer wieder ein laxer Umgang mit Persönlichkeitsrechten und dem Datenschutz vorgeworfen. Tatsächlich sind sie gemäß dem „Freedom of Information Act“ in den meisten Bundesstaaten für jeden zugänglich und kursieren im Netz und in den sozialen Medien.

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Mugshots – was ist das? Der Hype um die Verbrecherfotos

Dieses Polizeifoto oder auch «mug shot» zeigt John Eastman, einen ehemaligen Anwalt des US-Präsidenten Trump.
Dieses Polizeifoto oder auch «mug shot» zeigt John Eastman, einen ehemaligen Anwalt des US-Präsidenten Trump. © Uncredited/Fulton County Sheriff's Office/AP/dpa
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt. Dabei wurde auch dieses Polizeifoto geschossen.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt. Dabei wurde auch dieses Polizeifoto geschossen. © Uncredited/Fulton County Sheriff's Office/AP/dpa
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In Kalifornien sind Mugshots seit einer Gesetzesänderung, die am 1. Januar dieses Jahres in Kraft trat, nun nicht mehr ohne Weiteres möglich. Fotos von Verdächtigen, die keiner Gewalttat beschuldigt werden, dürfen die Behörden nicht mehr ins Internet stellen – wenigstens nicht, wenn die dargestellte Person darauf zu erkennen ist. Wird ein Angeklagter freigesprochen, müssen seine Bilder binnen 14 Tagen gelöscht werden.

An diesem Punkt kommt nun die Polizei von Murietta in Spiel. Die Behörde zeigt sich bei der Anwendung der Gesetzesänderung recht kreativ. Um die Identität der Beschuldigten zu schützen, montieren die Polizisten Lego-Köpfe oder die Gesichter von Figuren aus der Popkultur wie Shrek, Barbie oder dem Grinch auf die Hälse mutmaßlicher Straftäter. Das Ergebnis nimmt sich in der Regel recht drollig, manchmal auch etwas bizarr aus.

Lego zeigt sich nicht amüsiert von Verfremdungspraxis

Die Reaktionen auf die neue Verfremdungspraxis der Murietta Police fallen geteilt aus. Während manch einer die Lego-Köpfe auf Instagram „sehr lustig“ findet, schreibt ein anderer: „Der Sinn der Bilder ist doch, dass die Leute erfahren, welche Typen so gefährlich sind.“ Kriminelle würden durch das Gesetz unnötig geschützt und die Öffentlichkeit nicht ausreichend gewarnt.

Auch Lego selbst hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet. Wie „Fox News“ berichtet, sei der dänische Spielwarenhersteller an die Polizei von Murietta herangetreten und habe darum gebeten, keine Lego-Köpfe mehr im Zusammenhang mit Verbrecherfotos in den sozialen Medien zu verwenden.

Das Murietta Police Department nahm es laut dem Medienbericht sportlich. Lego habe sie auf respektvolle Art darauf hingewiesen, dass man „not amused“ sei und natürlich werde man dem Wunsch nachkommen. Heißt dann wohl: zukünftig mehr Verbrecher mit Barbie- oder Shrek-Köpfen. (tok)