Berlin. Schräge Capoeira-Kontakte, ein „unbedarfter“ Einsatz, mehr Bargeld: Neue Details zeigen, wie die Festnahme von Daniela Klette erfolgte.

Die RAF-Terroristin Daniela Klette hat offenbar deutlich mehr Bargeld gehortet als bisher bekannt. Ermittler hätten in ihrer Wohnung in Berlin mehr als 140.000 Euro gefunden, berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Geld war demnach in einer doppelten Schrankwand versteckt. Bisher war die Rede von rund 40.000 Euro Bargeld und 1,2 Kilogramm Gold.

Neben dem Bargeld fanden die Polizisten außerdem eine Kalaschnikow, eine 9-Millimeter-Pistole, eine Panzerfaust und eine Panzerfaustgranate, Sturmhauben und Störsender sowie zerschnittene Kennzeichen, Ausweise, Handys, Adressbücher, Laptops und Unterlagen mit RAF-Bezug.

Polizisten vor der Wohnung der RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg.
Polizisten vor der Wohnung der RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg. © AFP | JOHN MACDOUGALL

Klette war Ende Februar im Berliner Bezirk Kreuzberg festgenommen worden, nachdem sie mehr als 30 Jahre lang untergetaucht war. Mit dem Fall vertraute Quellen bestätigten dem Bericht zufolge, dass die Ermittler ihr durch einen Hinweis auf ein Capoeira-Festival in Berlin auf die Spur kamen. Klette und einer ihrer mutmaßlichen Komplizen, der weiterhin flüchtige Burkhard Garweg, nahmen den Angaben zufolge in der Vergangenheit mehrfach daran teil.

Ermittlungen bei dem Veranstalter des Festivals hätten ergeben, dass Garweg und Klette in der Capoeira-Szene als „Ulli aus Zittau“ und „Daniela Schmidt“ bekannt gewesen seien. Weitere Hinweise hätten die Ermittler schließlich zu dem Mehrfamilienhaus in Kreuzberg geführt.

RAF-Fahndung: Ermittler waren Garweg dicht auf den Fersen

Nach Klettes Festnahme waren die Ermittler der Zeitung zufolge auch ihrem mutmaßlichen Komplizen Garweg offenbar dichter auf den Fersen als bisher bekannt. Auf die Spur des Bauwagenplatzes in Berlin-Friedrichshain, wo die Beamten Garweg vermuteten, seien sie durch die Auswertung von in Klettes Wohnung gefundenen Handys gekommen.

Der Bauwagenplatz in Berlin-Friedrichshain, wo der RAF-Terrorist Garweg Unterschlupf gesucht hatte.
Der Bauwagenplatz in Berlin-Friedrichshain, wo der RAF-Terrorist Garweg Unterschlupf gesucht hatte. © Getty Images | Sean Gallup

Ein weiterer Einsatz führte die Ermittler demnach nach Hessen. Dort hätten sie das Fahrzeug einer Autovermietung beschlagnahmt. Nach Angaben der „Welt am Sonntag“ war der Wagen von einer Spanierin in Berlin angemietet worden und befand sich auf dem Weg nach Madrid. Spuren ließen vermuten, dass Garweg in dem Fahrzeug gesessen haben könnte, berichtet die Zeitung. Bei einer Durchsuchung trafen die Beamten Garweg jedoch nicht an.

Neben Garweg wird auch nach dem weiteren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub gefahndet. Dieser gehört ebenfalls zur früheren Kommandoebene der RAF und soll mit Klette gemeinsam Raubüberfälle begangen haben.

Festnahme von Daniela Klette: Kritik an „unbedarftem“ Einsatz

Neue Details gewährt der Bericht auch zur konkreten Festnahme von Klette. Zwei Zivilfahnder des Landeskriminalamts Niedersachsen und zwei Kreuzberger Polizisten führten demnach die Kontrolle am 26. Februar durch. Die Kontrolle sei auf Grundlage zielgerichteter Ermittlungen erfolgt.

Der Einsatz würde nun auch polizeiintern Fragen aufwerfen. Hätte zur Festnahme nicht auch ein Spezialeinsatzkommando hinzugezogen werden müssen? Nach jahrelanger Fahndung hätten die Ermittler aber offenbar selbst nicht mehr daran geglaubt, Klette tatsächlich zu finden.

Intern werde der Einsatz als „unbedarft“ eingestuft. Denn als die Beamten an der Wohnungstür klingelten, hatte Klette Gelegenheit, ihren Komplizen Garweg zu warnen. Weiterer Kritikpunkt: Die Polizisten hätten sich selbst gefährdet, immerhin hätte die RAF-Terroristin in ihrer Wohnung über eine Vielzahl an Waffen verfügt.

Daniela Klette fühlte sich offenbar sicher – und flog sogar nach Brasilien

Daniela Klette soll sich bis zu ihrer Festnahme offenbar so sicher gefühlt haben, dass sie mit gefälschten Papieren einen Flug nach Brasilien antrat, wo sie Kontakte zur dortigen Capoeira-Szene knüpfte. Bilder der Reise veröffentlichte sie auf ihrer Facebook-Seite.