Hannover. Immer mehr Kinder werden Opfer sexueller Gewalt. Das sagen Niedersachsens LKA-Präsident und Innenministerin Daniela Behrens dazu.

Im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern müssen sich Behörden und Institutionen in Niedersachsen nach Expertenmeinung besser vernetzen. Notwendig sei die „aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit verschiedenster Akteure“, sagte der Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts, Friedo de Vries, am Dienstag in Hannover auf einem LKA-Symposium zum Kinderschutz. „Sexualdelikte an Kindern sind schwerste Verbrechen.“

Die unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs, Kerstin Claus, mahnte verlässliche Strukturen auch auf Landesebene sowie kommunale Netzwerke an.

Claus betonte: „Die Politik braucht reelle, valide Zahlen, damit sie sich vor dem Thema nicht wegducken kann.“ Die Zahlen des sogenannten Hellfeldes würden nicht systematisch erfasst, vorhandene Zahlen der Justiz, des Gesundheitswesens oder der Jugendhilfe würden nicht übereinandergelegt.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens: „Frustrierend“

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nannte es frustrierend, dass amerikanische Organisationen Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch aus Niedersachsen meldeten, über die hier wegen des Datenschutzes nichts bekanntgeworden sei.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik seit 2016 steigende Zahlen beim sexuellen Missbrauch von Kindern – im vergangenen Jahr waren es demnach 1815 Fälle, der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Die Dunkelziffer sei allerdings hoch, Schätzungen zufolge würden mehr als 90 Prozent der Taten nicht polizeilich bekannt.

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Behrens kündigte einen interministeriellen Arbeitskreis zum Kinderschutz an. Dieser solle „zeitnah“ eine Kinderschutzstrategie für Niedersachsen sowie Vorschläge für ein Kinderschutzgesetz vorlegen: „Was wir tun können, um Kinder und Jugendliche zu schützen, das müssen wir tun.“

De Vries forderte, Täter konsequent zu ermitteln: „Das geht nicht ohne Ausstattung und personelle Ressourcen in der Polizei“, betonte er. Studien zufolge bräuchten betroffene Kinder durchschnittlich sieben Anläufe, um Gehör zu finden. Claus mahnte eine kindgerechte Justiz und Videovernehmungen an – auch dies brauche Ressourcen.

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