„Als Indiz für Geschlossenheit hätte die Kampagne einen gewissen Sinn. Wichtiger ist aber, dass sie Fachkräfte zu uns lockt.“

Starke Industrie, leistungsfähige Forschung, reiche Kulturlandschaft mit attraktivem Freizeitangebot: Über unsere Region muss der Standort-Werber nichts erfinden, er muss sie nur darstellen. So weit der Konsens vieler Unternehmer, Politiker und Bürger. Wie aber bringt man diese Botschaft kraftvoll an den Mann? Wie sagt man dem Berliner, dass Wolfsburg nicht nur eine große Industriestadt ist, sondern auch ein Kulturstandort von Weltklasse? Wie bringt man dem Karlsruher oder Dortmunder bei, dass Salzgitter neben den Hochöfen der Hütte auch landschaftliche Schätze beherbergt? Wer zeigt Neubürgern in spe, wie gut man in Braunschweig, Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel, Goslar leben und/oder arbeiten kann?

Bisher waren die Bemühungen unserer Region so facettiert wie ein Insektenauge – jeder für sich, keiner für alle. Entsprechend zerstückelt war das Bild. Die „Allianz für die Region“ hat nun für einen siebenstelligen Betrag ein Regionalmarketingkonzept entwickelt, zu dem eine Werbekampagne und ein Info-Portal gehören. Die Gestaltung ist zeitgemäß, die Informationen und Werbemotive entfalten leicht bemühten Charme.

Zur Vorstellung traten alle acht Oberbürgermeister und Landräte an. „Ein Bekenntnis“, wie der Braunschweiger OB Markurth sagt. Er und seine Kollegen Mohrs und Klingebiel hatten der staunenden Region vorgeführt, was sie in Hannover erreichen konnten – weil sie klare Ziele offensiv gemeinsam vertraten. Hat diese Einigkeit Schule gemacht?

Als Indiz für neue Geschlossenheit hätte die Kampagne bereits einen gewissen Sinn. Wichtiger ist aber, dass sie Fachkräfte zu uns lockt. Insofern fragt man sich, warum sie zunächst nur in unserer Region laufen soll. Als bloße Ergänzung zu Stellenausschreibungen wäre das Projekt zu teuer.

„Die Region Braunschweig-Wolfsburg“, wie sie nun heißen soll, hat viele Stärken. Aber sie muss endlich konzertiert an ihren Schwächen arbeiten. So müssen die Bus- und Bahnverbindungen dramatisch besser werden, wenn die Arbeitsteilung zwischen arbeitsplatzreichen Großstädten und geräumigen Landkreisen funktionieren soll.

Möge die Eintracht also weiter tragen als bis zum Start eines Portals und einer Kampagne!