„Wir glauben immer noch, dass Deutschland Weltmeister imKlimaschutz ist. Wir sind es nicht.“

Viel Eis ist geschmolzen in den vergangenen zwei Jahrzehnten, in denen unter dem Dach der Vereinten Nationen über Klimaschutz verhandelt wird. 27 Jahre ist es her, seit der erste Bericht des Weltklimarats IPCC darlegte, wie gefährlich die Folgen der globalen Erderwärmung für die kommenden Generationen sein können. Wir wissen heute viel mehr über diese menschengemachte Störung des Klimasystems. Aus den Puzzleteilchen der Forscher entsteht langsam ein zusammenhängendes Bild. Es gibt zwei Probleme: Wir leben bereits mitten im Klimawandel und zweitens verplempern wir Zeit, die wir nicht haben.

Politiker denken in Legislaturperioden, nicht in Generationen. Ein Problem anzugehen, dessen Lösung sie womöglich nicht mehr miterleben, ist vielen daher fremd. Die Wahrheit ist aber auch die, dass Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Wir müssen uns nicht nur von fossiler Energieerzeugung verabschieden, sondern auch von dem Gedanken, so weitermachen zu können. Wir glauben immer noch, dass Deutschland Weltmeister im Klimaschutz ist. Wir sind es nicht. Saubere Motoren stecken nun in immer schwereren Autos, weswegen die Emissionen im Verkehrssektor nicht sinken. Wir beziehen Ökostrom und klagen gegen die Stromtrassen vor unserer Haustür. Wir zetern über einen deutschen „Sonderweg“ im Klimaschutz und erzeugen pro Kopf und Jahr rund zehn Tonnen Kohlendioxid. Im weltweiten Schnitt sind es knapp fünf.

Was derzeit an Klimaschutzversprechen auf dem Tisch liegt, reicht laut Wissenschaft nicht aus, um die Erwärmung bei deutlich unter zwei Grad zu halten. Je später der Sinkflug bei den Emissionen eingeleitet wird, desto drastischer fallen die Einsparungen aus, desto teurer müssen Volkswirtschaften sie erkaufen. Unser schwerwiegendster Fehler ist der: Es den kommenden Generationen aufzubürden.