„Das Unabhängigkeits- Referendum in Katalonien wurde zu einem unwürdigen Schauspiel politischer Eskalation.“

Die Bilder aus Barcelona passen nicht zu einem Europa, das auf Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit so stolz ist. Das Unabhängigkeits-Referendum in Katalonien wurde zu einem unwürdigen Schauspiel politischer Eskalation.

Die spanische Polizei ging mit Schlagstöcken und Gummigeschossen gegen Bürger vor, die über die Abspaltung ihrer Region von Spanien abstimmen wollten. Ein einseitiges Votum ist zwar nach der spanischen Verfassung nicht erlaubt. Doch dies rechtfertigt nicht einen derart massiven Einsatz der Sicherheitskräfte. Hier schießt der konservative Ministerpräsident Rajoy weit über das Ziel hinaus. Der katalanische Regierungschef Puigdemont wiederum will die Loslösung von Spanien durchdrücken – koste es, was es wolle. Es ist ein Duell der Hitzköpfe. Nach der Zuspitzung vom Sonntag sollten beide Akteure Abstriche machen.

Ein unabhängiges Katalonien passt nicht in die Landschaft einer global vernetzten Welt, in der es vor allem auf verstärkte Zusammenarbeit und Kommunikation ankommt. Europa braucht nicht noch mehr Kleinstaaterei. Dennoch ist der Unmut der Katalanen zu verstehen. Sie verfügen über eine eigene Sprache und Kultur, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Zudem fühlt sich die wirtschaftsstarke Region finanziell von Madrid untergebuttert. 16 Milliarden Euro pro Jahr fließen an die Zentrale. Vielleicht sollten die EU-Oberen Rajoy beim Konflikt-Management etwas Nachhilfe erteilen.