„Der Verdacht drängt sich auf, dass das Dauertief der Grünen mit ihrem Spitzenpersonal zusammenhängen könnte.“

Zeiten des Wahlkampfes – besonders deren Endphase – sind Zeiten der Zuspitzung, der Abgrenzung von der politischen Konkurrenz, der Präsentation eigener Visionen. Das versuchen auch die Grünen unter ihrem Slogan „Zukunft wird aus Mut gemacht“. Aktuelle Ereignisse sollten der Partei die Kampagne eigentlich erleichtern: Dieselskandal, Wirbelstürme, belastete Eier – doch Erfolge in den Umfragen wollen sich nicht einstellen. Und am Ende droht am kommenden Sonntag ein mageres Wahlergebnis.

Der Verdacht drängt sich auf, dass das Dauertief der Grünen mit ihrem Spitzenpersonal zusammenhängen könnte. Dieser hat sich auf dem Parteitag am Sonntag erhärtet. Das Spitzenduo Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir warb dramatisch für eine „Richtungsentscheidung“. Mit Themen wie soziale Gerechtigkeit sollen auch Wechselwähler von der SPD gewonnen werden. Mit diesem Thema können aber nicht einmal die Sozialdemokraten selbst reüssieren. Das Kapitel Klimaschutz – Herzensanliegen der Öko-Partei – hat auch die Konkurrenz in unterschiedlicher Ausprägung im Gepäck.

Seitdem die Kanzlerin das Thema „Ehe für alle“, mit dem die Grünen eigentlich in den Wahlkampf ziehen wollten, kurzerhand abgeräumt hat, suchen die Grünen konfus nach dem „heißen Scheiß der Republik“, wie es Spitzenkandidatin Göring-Eckardt ausdrückte. Letzter Versuch am Sonntag: Scharfe Abgrenzung zur FDP. Dumm nur, dass man in wenigen Tagen genau mit jenen Liberalen möglicherweise in Verhandlungen treten müsste, wenn sich die SPD aus Selbsterhaltungsgründen einer erneuten großen Koalition verweigern würde und es weder für Schwarz-Gelb noch für Schwarz-Grün reichen würde. Dass es so weit kommen wird, scheint nach derzeitigem Stand fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass die Grünen nach einer für sie unglücklich verlaufenen Wahl nach neuem Spitzenpersonal suchen müssen.