„Wenn Konzerne den Wandel anpacken, wird die Region so stark bleiben, wie sie ist. Damit das so bleibt, startet die IG Metall einen Weckruf.“

Die IG Metall malt ein düsteres Szenario: Wolfsburg soll kein zweites Detroit werden, unsere Region kein Rust Belt („Rostgürtel“). Die Region um Detroit war einst die größte Industrieregion der USA, heute stehen dort Fabriken leer, Detroit hat seit 2000 gut 30 Prozent der Einwohner verloren.

Nun steht unsere Region mit dem Auto-Riesen VW und dem Stahlkonzern Salzgitter AG am Anfang eines Wandels: Stichworte wie Digitalisierung und autonomes Fahren sind noch abstrakt, E-Autos eine Rarität. Nur wenn die Konzerne den Wandel beherzt anpacken, wird diese Region so stark bleiben, wie sie ist.

Damit das so bleibt, startet die IG Metall einen Weckruf. Unsere Region wäre wirtschaftlich nicht so gut aufgestellt wie derzeit, wenn sich die IG Metall vor etwa 30 Jahren nicht so aktiv in die regionale Entwicklung eingeschaltet hätte. Die Gewerkschaft hat mit dazu beigetragen, das regionale Institutionen wie Reson, Projekt Region Braunschweig und die Allianz für die Region gegründet wurden. Nun startet sie eine neue regionale Offensive.

Die Frage ist nur, warum sie sich nicht schon viel eher eingeschaltet hat. Mit ihren mehr als 130 000 Mitgliedern hat die IG Metall in der Region enormes Gewicht. Mehr Mitglieder hat wohl nur die Landeskirche in Braunschweig. Der Abgas-Skandal ist bereits vor zwei Jahren publik geworden, Digitalisierung und Demografie bestimmen auch schon lange die Debatten. Selbstkritisch sagt die IG Metall, sie habe sich aufgrund der guten Geschäftszahlen einiger Konzerne zu sehr in Sicherheit gewogen. Eine Rolle spielt wohl auch, dass in vielen Firmen bald Betriebsratswahlen anstehen. Aber besser spät als nie.

Die IG Metall vermisst ein übergreifendes Konzept. Für die vielen regionalen Akteure, den Regionalverband oder den Landesbeauftragten Wunderling-Weilbier zum Beispiel, ist der Weckruf ein Schlag ins Gesicht.