„Die Kritiker werfen der StadtWolfenbüttel eine beschönigende Erinnerungskultur vor.“

In Wolfenbüttel erinnern 92 Stolpersteine an Juden, die während der NS-Zeit deportiert und in Konzentrationslagern ermordet wurden. Doch nun gibt es Streit in der Stadt. Zwischen den Initiatoren der Stolperstein-Aktion auf der einen Seite und dem Bürgermeister auf der anderen. Bei dem Streit aber geht es gar nicht um die Stolpersteine.

Die Initiatoren schmeißen hin, weil sie meinen, dass Wolfenbüttel eine beschönigende Erinnerungskultur pflegt. Diesen Vorwurf machen sie am neuen Bürgermuseum fest. Den Verantwortlichen werfen sie Geschichtsrevisionismus vor. Sie kritisieren, dass in dem Museum der Wolfenbütteler Werner Schrader als Soldat, Lehrer und Widerstandskämpfer dargestellt wird. Das aber halten sie für unzutreffend, weil Schrader, wie sie meinen, bereits als Lehrer ein rechtsradikaler Nationalist gewesen sei und die Nazis unterstützt habe. Nicht erinnert wird in dem Museum an den kommunistischen Kommunalpolitiker Fritz Fischer, der von SA-Leuten aus seiner Wohnung verschleppt und anschließend erschlagen wurde.

Dieser Streit darf das Stolperstein-Projekt nicht zum Stolpern bringen. Der Vorschlag des Bürgermeisters, das Projekt selbst weiterzuführen und Schüler einzubeziehen, besticht. Und die Geschichte von Fritz Fischer wird das Bürgermuseum noch aufarbeiten. Auch das ist richtig.