Ein Sprichwort sagt: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. So muss auch der Beschluss der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg gewertet werden. Sie will zwar nicht die ursprünglich angedachte Fusion mit der Braunschweiger Schwesterkammer, aber immerhin eine vertiefte Zusammenarbeit.

Damit wird die Chance verpasst, dem ohnehin zusammengehörenden Wirtschaftsraum Braunschweig und Wolfsburg den entsprechenden organisatorischen Überbau zu geben. Vorerst bleibt dieser Wirtschaftsraum also eine Zweikammer-Region. Das ist im Sinne der Unternehmen wenig pragmatisch und rückwärtsgewandt. Immerhin könnte es für die Mitgliedsbetriebe der Kammern grenzüberschreitende Anlaufpunkte geben. So hätten sie tatsächlich einen Vorteil, der Wegzeiten und Verwaltungsaufwand verringern könnte. Die Fusion wäre zwar offiziell nicht vollzogen, würde im Alltag aber quasi gelebt. Das ist jedoch Zukunftsmusik und keine beschlossene Sache.

Bitter ist die Erkenntnis, dass das Kirchturmdenken der Mitglieder im Norden der IHK Lüneburg-Wolfsburg eine echte Reform im Süden des Kammerbezirks verhindert – die Fusion mit der Kammer Braunschweig. Das sollte der Politik Anlass geben, den Zuschnitt der Kammern generell zu prüfen und ihn der Lebenswirklichkeit der Mitgliedsbetriebe anzupassen. Denn für sie sind die Kammern schließlich da.