„Nach außen ist es VW-Chef Müller bisher nicht gelungen, die richtigen Worte zu finden und Sympathien zu gewinnen.“

Mit einer Grundsatzrede und einer Fragerunde in der Wolfsburger Konzernzentrale hat VW-Chef Matthias Müller gestern den Schulterschluss mit der Belegschaft gesucht. Seine Botschaft an die Mannschaft: Seid stark, selbstbewusst, zuversichtlich, veränderungsbereit und achtsam, dass sich ein Fall wie der Abgas-Betrug nicht wiederholt. Seine Strategie ist aufgegangen. Der sichtlich um Augenhöhe bemühte Top-Manager, der schnell auch kühl wirken kann, wurde mit lautem Applaus begrüßt und mit tosendem verabschiedet.

Symbole wie diese sind nötig, um den Zusammenhalt bei VW zu stärken und Mut zu machen für die anstehenden Herausforderungen. In seiner Funktion als Konzernchef ist Müller nicht nur operativ handelnder Manager, sondern übernimmt auch überordnete repräsentative Aufgaben – vergleichbar mit denen eines Bundespräsidenten. Dazu gehören klug formulierte Reden und authentische Auftritte in der Öffentlichkeit. Intern ist Müller auf dem richtigen Weg. Die gestrige Fragerunde soll Auftakt für weitere ähnliche Veranstaltungen sein.

Nach außen ist es ihm bisher aber nicht gelungen, die richtigen Worte zu finden und Sympathien zu gewinnen. Müller ist noch zu selten als Konzernchef erkennbar, der der Öffentlichkeit die aktuelle Situation des Konzerns und dessen Strategie vermitteln kann.

Dabei wäre das gerade auf dem Heimatmarkt Deutschland so wichtig. Dort bekommt die Konzern-Kernmarke Volkswagen zunehmend Probleme. Im August ist die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland erneut zweistellig gesunken . Das ist sehr besorgniserregend. Verlierer sind die in Wolfsburg gebauten Modelle Golf, Touran und Tiguan. Die Entwicklung trifft nicht nur das Stammwerk, sondern auch die angegliederten Komponentenwerke in Braunschweig und Salzgitter. Dort werden die Sorgenfalten immer tiefer.