„Erziehung darf nicht weiter in erster Linie Frauensache sein.“

Der beste Bewerber soll den Job bekommen. Darin sind sich alle einig. Deshalb sind sich grundsätzlich auch alle einig, dass Frauenquoten unfair sind, weil sie den Wettbewerb verzerren. Und wer will schon eine „Quotenfrau“ im Vorstand sein?

Die Frage ist nur, ob wirklich der beste Bewerber den Job bekommt. Und warum sich viele Frauen gar nicht erst für solche Posten bewerben. Übertrumpfen sie bei Ausbildung und Berufsstart fachlich noch die Männer, sind sie auf den höheren Ebenen plötzlich branchenübergreifend verschwunden. Die Wirtschaft schiebt der Politik den schwarzen Peter zu: Die mangelhafte Kinderbetreuung sei schuld. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Männer netzwerken häufig stärker, Sexismus gehört nicht überall der Vergangenheit an, und manche Unternehmen nehmen Bewerberinnen im gebärfähigen Alter eher als Bedrohung wahr. Außerdem zeigen sich auch noch lange nicht alle Arbeitgeber so flexibel, dass sich Kinder und Karriere unter einen Hut bringen lassen. Läuft alles weiter wie bisher, ist die nun wieder ins Spiel gebrachte Vorstandsquote leider nötig für die Chancengleichheit.

Aber warum hindern Kinder nur die Frauen? Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel. Erziehung darf nicht weiter in erster Linie Frauensache sein. Und wenn erst mehr Frauen in den obersten Etagen angekommen sind, werden die Arbeitsbedingungen wohl schneller familienfreundlicher – auch für Väter.