„Trotz allen Tatendrangs muss Schröder bewusst sein, dass er als Alt-Kanzler ein prominenter Vertreter westlicher Werte ist.“

Darf er, oder darf er nicht? Altkanzler Gerhard Schröder, der ohnehin ein enges Verhältnis zur russischen Wirtschaft und zum russischen Präsidenten Wladimir Putin pflegt, ist einer von sieben Kandidaten für den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft. Das Unternehmen befindet sich mehrheitlich im Besitz des russischen Staates.

Das Leben endet nicht nach dem Ende der Kanzlerschaft. Deshalb ist es legitim, wenn Schröder neue Aufgaben anstrebt. Warum nicht als Aufsichtsrat? Allerdings wäre ein Engagement bei Rosneft nicht ohne Geschmäckle. Da ist zum Beispiel Schröders Nähe zu Putin. Beide Politiker sind freundschaftlich verbunden. Der nicht nur wegen der Ukraine-Krise umstrittene Putin benötigt Unterstützer aus dem Westen. Mit Schröder als Rosneft-Aufsichtsrat gewänne er ein prominentes Gesicht – Schröder läuft also Gefahr, sich instrumentalisieren zu lassen. Auch die Rosneft-Historie hat es in sich. Das Unternehmen soll Ölfelder unter Preis von Yukos übernommen haben. Yukos gehörte einst dem Putin-Kritiker Michail Chodorkowski.

Trotz allen Tatendrangs muss Schröder bewusst sein, dass er als Altkanzler noch immer ein prominenter Vertreter westlicher Werte ist. Entfernt er sich durch das Rosneft-Engagement von diesen Werten, wäre der Flurschaden für das Ansehen der Politik in Deutschland groß – nach dem Motto: Demokratie ist gut, Geld aber besser.